Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Die Aktien von Nestlé konnten zuletzt etwas Boden gutmachen. Begleitet wird die Kurserholung von Spekulationen, wonach sich mächtige Finanzinvestoren beim Nahrungsmittelmulti aus Vevey einnisten und den Druck auf das Management und den Verwaltungsrat erhöhen könnten.

Nicht zum ersten Mal würde Nestlé so in die Fänge ausländischer Finanzinvestoren geraten. Schon im Frühsommer 2017 – Mark Schneider sass damals erst wenige Monate auf dem Chefsessel – lachte sich der gefürchtete amerikanische Milliardär Dan Loeb mit seinem Hedgefonds Third Point ein Aktienpaket an.

Und obwohl Loeb in der Spitze bloss 1,3 Prozent auf die Waage brachte, konnte er zumindest einen Teil seiner Forderungen durchsetzen. Ich denke da etwa an das milliardenschwere Aktienrückkaufprogramm oder aber an den Verkauf von Teilen des L'Oréal-Pakets. Doch so schnell wie sich der amerikanische Milliardär an Nestlé beteiligt hatte, so schnell war er wenig später auch wieder ausgestiegen.

Die Aktien von Nestlé im mehrjährigen Kursvergleich. (Quelle: www.cash.ch)

Seither gerieten mit Danone und Unilever gleich zwei direkte Rivalen von Nestlé ins Visier mächtiger Finanzinvestoren. Gut möglich also, dass nun die Waadtländer wieder an der Reihe sind – zumal sich die letzten Jahre für die Aktionärinnen und Aktionäre unter dem Strich bloss als ein Nullsummenspiel erwiesen haben.

Es ist diese unterschwellige Unzufriedenheit im Aktionariat eines Unternehmens, welche Finanzinvestoren vom Schlag von Third Point und Co einen geradezu idealen Nährboden für ihre Pläne bietet. Nestlé-Chef Mark Schneider kann man übrigens keinen Vorwurf machen. Er hat den Nahrungsmittelmulti seit seiner Ankunft am Hauptsitz in Vevey nicht nur auf wachstums- und margenstarke Geschäftsfelder ausgerichtet, sondern parallel dazu auch im grossen Stil eigene Aktien zurückgekauft. Bloss wurde das an der Börse kaum belohnt.

Und eine Krise herbeizureden – wie es in den hiesigen Medien seit wenigen Wochen beobachtet werden kann – wäre ebenfalls übertrieben. Rund um die Veröffentlichung des letztjährigen Ergebnisses herum hielt ich zwar folgendes fest:

...um das Ganze dann zu relativieren...

Ich bin nun neugierig, ob sich in den nächsten Wochen tatsächlich oppositionelle Finanzinvestoren als Grossaktionäre von Nestlé zu erkennen geben werden.

+++

Wie ich am vergangenen Mittwoch berichtete, lachte sich der Fondsriese Fidelity bei AMS Osram nach dem Kursdebakel von Ende Februar mutig weitere Aktien an. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass dem Sensorenhersteller im zukunftsträchtigen Geschäft mit microLEDs ein potenter Grossabnehmer – vermutlich das amerikanische Kultunternehmen Apple – überraschend abgesprungen ist. Was bleibt, sind vergebliche Vorabinvestitionen in Höhe von bis zu 1,3 Milliarden Euro. Von denen muss sich AMS Osram nun zwangsläufig bis zu 900 Millionen Euro ans Bein streichen.

Doch auch das scheint die Fondsmanager bei Fidelity nicht weiter abzuschrecken. Sie haben ihr Aktienpaket von etwas weniger als fünf auf etwas mehr als sechs Prozent ausgebaut. Nach dem Bekanntwerden dieser Beteiligungserhöhung zogen die Kursnotierungen an, begleitet von Stimmen, wonach Trittbrettfahrer aufgesprungen seien. Letzteres würde mich nicht überraschen, machte der Fondsriese in hiesigen Börsenkreisen doch erst kürzlich mit einem kurzen aber lukrativen Gastspiel beim Sorgenkind Idorsia von sich reden.

Kurszerfall der Aktien von AMS Osram in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Nachdem ich den Absprung des potenten Grossabnehmers für microLEDs kürzlich mit den folgenden Worten kommentierte...

...gingen bei mir einige ziemlich scharfe Leserreaktionen ein. Ich würde den jetzigen Firmenchef Aldo Kamper für den Scherbenhaufen verantwortlich machen, den ihm ja eigentlich seine Vorgänger hinterlassen hätten, hiess es da etwa.

Ich will auch gar nicht in Abrede stellen, dass das besagte microLED-Projekt schon bestand, bevor Kamper zu AMS Osram zurückgekehrt und dort den Chefsessel übernahm. Gerade deshalb holte man den seinerzeitigen Spartenverantwortlichen bei Osram ja auch zurück – um dieses Projekt voranzubringen. Dennoch muss Kamper wenigstens die Verantwortung für jeden unter ihm ins Projekt investierten Euro übernehmen.

Und es gibt noch eine weitere Schmach für den AMS-Chef: Am Freitagvormittag fiel der Aktienkurs vorübergehend unter 1,07 Franken und damit unter den Ausgabepreis der Kapitalerhöhung vom vergangenen November. Seither ist die Angst vor einer Lawine an Verleiderverkäufen an der Börse allgegenwärtig. Wünschen wir den nicht eben erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre des Sensorenherstellers doch, dass die befürchteten Verleiderverkäufe ausbleiben...

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.