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Rekordhohe Kursziele für Swiss Re, Accelleron und Co. - Zeichen von Überhitzung?

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Bei diesjährigen Börsenüberfliegern wie Swiss Re, Swiss Life oder Accelleron überbieten sich die Analysten gegenseitig mit immer noch extremeren Kurszielen. Weshalb das auf eine Überhitzung hindeuten könnte.

11.11.2024   12:08
Von cash Insider
 Hauptsitz der Swiss Re (Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft) in Zürich.

Hauptsitz der Swiss Re (Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft) in Zürich.

Quelle: imago images/Geisser

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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Es ist eine Kehrtwende, wie sie am Schweizer Aktienmarkt höchst selten anzutreffen ist: Die UBS stuft die dividendenstarken Valoren von Swiss Re von «Sell» auf «Buy» herauf. Gleichzeitig erhöht Versicherungsanalyst Will Hardcastle das 12-Monats-Kursziel auf 136 (zuvor 106) Franken. Nach einer Aufwärtsrevision der Gewinnschätzungen um bis zu 14 Prozent liegt er mit seinen neuen Annahmen um durchschnittlich 10 Prozent über jenen seiner Berufskollegen bei anderen Banken.

Dank der angekündigten Stärkung der Reserven um 2,4 Milliarden Dollar sei die künftige Gewinnentwicklung zuverlässiger vorhersehbar, wie Hardcastle schreibt. Er geht nun von geringeren Eigenkapitalkosten und dauerhaften Aktienrückkäufen aus.

Händler zeigen sich mir gegenüber erstaunt, was diesen Sinneswandel anbetrifft. Zum einen verweisen sie darauf, dass der Kurs der Swiss-Re-Aktien alleine am vergangenen Mittwoch um sieben Prozent gestiegen ist und der Rückversicherer mit einem Plus von gut 25 Prozent seit Januar weit oben auf der diesjährigen SMI-Gewinnerliste stehe. Zum anderen gehe die seinerzeitige Verkaufsempfehlung auf Anfang August 2021 zurück, als noch Kurse um die 84 Franken bezahlt wurden.

Der UBS-Analyst ist allerdings nicht der einzige Vertreter seiner Berufsgruppe, welche jegliche Zurückhaltung ablegt. Sein Berufskollege Michael Huttner von der Berenberg Bank – er war früher für J.P. Morgan tätig und gilt als profunder Kenner der Versicherungsbranche – errechnet neuerdings sogar ein Kursziel von 160 (zuvor 135) Franken für die Valoren von Swiss Re. Wie der Analyst vorrechnet, könnte der Rückversicherer hochgerechnet einen Jahresgewinn von rund 6 Milliarden Dollar erzielen – sofern man einmalige Faktoren denn ausklammert. Ausserdem verspricht er sich unter dem neuen Firmenchef Andreas Berger weitere rasche Ergebnisverbesserungen.

Die Aktien von Swiss Re vollziehen einen Kurssprung (Quelle: www.cash.ch)

Interessant ist übrigens, dass auch Will Hardcastle von der UBS den Swiss-Re-Aktien im Rahmen eines sogenannten «Best-Case»-Szenarios einen Kursanstieg um 40 Prozent auf 166 Franken zutraut. Diesem Szenario liegt ein Nettoprämienwachstum von knapp 9 Prozent und eine Combined Ratio von 82,7 Prozent im P&C-Geschäft, eine Rendite von 4,4 Prozent auf dem investierten Kapital auf Gruppenebene, ein Vorsteuergewinn von 2,5 Milliarden Dollar im Leben-Geschäft sowie ein geringes Aufkommen von Naturkatastrophen zugrunde. Der Berenberg-Analyst ist da deutlich zurückhaltender, kommt aber dennoch auf ein Kursziel von 160 Franken...

Erst vor wenigen Tagen sorgte Huttner in hiesigen Börsenkreisen schon für Gesprächsstoff, als er sein Kursziel für die Valoren von Swiss Life auf 805 (zuvor 693) Franken erhöhte. Es ist das höchste mir bekannte Kursziel für die Aktien des Lebensversicherers aus Zürich.

Der Analyst begründet dieses übrigens mit dem widerstandsfähigen Geschäftsmodell sowie mit der geringen Kapitalbindung des Fee-Geschäfts. Er geht davon aus, dass das Traditionsunternehmen anlässlich des diesjährigen Investorentags einen neuen Dreijahresplan vorlegt und für diesen Zeitraum mit einem Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 1,2 Milliarden Franken aufwartet.

Wie die Valoren von Swiss Re haben sich auch jene von Swiss Life im Jahresverlauf prächtig entwickelt. Mit einem Plus von 24 Prozent stehen sie ersteren in nichts nach. Für den Berenberg-Analysten ist das allerdings kein Grund, nicht mit nochmals deutlich höheren Kursen zu rechnen.

Bei Accelleron ist es hingegen die UBS, welche noch einmal eine Schippe drauflegt. Der für die Grossbank tätige Analyst Sebastian Vogel erhöht sein 12-Monats-Kursziel abermals und kommt neuerdings auf 54,50 (zuvor 51,80) Franken für die mit «Buy» angepriesenen Aktien. Seines Erachtens wird die Preisgestaltungsmacht der einstigen ABB-Tochter sträflich unterschätzt.

Anders als die Kurszielerhöhung vermuten liesse, lässt Vogel seine Gewinnschätzungen für das laufende und das kommende Jahr unberührt. Nur seine Annahmen für das übernächste Jahr erhöht er – und das auch bloss um überschaubare 3 Prozent.

Die Aktien von Accelleron zählen an der SIX zu den diesjährigen Gewinnern (Quelle: www.cash.ch)

Keine vier Wochen ist es her, seit der UBS-Analyst sein 12-Monats-Kursziel für die Valoren von Accelleron letztmals nach oben anpasste und damit ein kleineres Kursfeuerwerk zündete. Ich begegnete diesem damals mit folgenden Worten:

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Banken und ihre Analysten geradezu für ihr prozyklisches Verhalten bekannt sind. Das heisst: In Zeiten mit einer freundlichen Börse und steigenden Aktienkursen häufen sich die Kaufempfehlungen und es sind fast ausschliesslich Kurszielerhöhungen zu beobachten. In schlechten Börsenphasen überwiegen hingegen die Verkaufsempfehlungen und Kurszielreduktionen. Kaum jemand lehnt sich allzu weit aus dem Fenster. Wenn Analysten – wie im vorliegenden Fall - jegliche Zurückhaltung und jegliche Hemmungen ablegen, ist das meist sogar ein Anzeichen für eine kurzfristige Überhitzung.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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3 Kommentare

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peter+ern

Guten Tag Mr. C.I. Ihre Beiträge lese ich am liebsten. Sie sind "sec", verständlich und nachvollziehbar. So auch das, was Sie heute wieder geschrieben haben. Jetzt erlaube ich mir eine kleine Bitte. Als "Orior" vor ca. 20 Jahren an die Börse ging, war ich dabei, die Firma und das Geschäftsmodel überzeugten. Der Damalige Ausgabepreis der Aktie war zwischen 45.-- und 50.-- Srf. (ich Weiss es nicht mehr so genau). Die Aktie schlummerte in meinem Depot "problemlos" und stieg sogar zeitlich fast gegen die Srf. 100.--. Heute ist die Aktie noch Sfr. ca. 38.--. Glücklicherweise habe ich schon vor diesem Sturz "ausgemistet". In dieser Zeit schaute ich mir wieder einmal den Verwaltungsrat und das Management von Orior an. Zu meinem grossen Erstaunen gabe es da auf beiden Stufen, bekannte Persönlichkeiten, die auf eine negatgive Managerkariere zurückblicken müssen, man könnte sagen "Versager". Als ich so bei Srf. 48.-- die Reissleine zog, schrieb ich auch ein E-mail an die Firma Orior. Neben den Fakten zum Verwaltungsrat und Management, stellte ich auch fest, dass die meisten verantwortlichen Leute in der Firma "glänzennde" akademische Titel hatten z.T. sogar 2 oder 3. Nun, ich bekam wenigstens eine "blabla-Antwort" im Gegensatz zu Nestle, wenigsten eine Antwort. In diesen Tagen wurde auch der CEO von Orior ausgewechselt. Ich erlaube mir mit zwei Fragen an Sie zu gelangen. Ich weiss Orior ist ein eher kleines Unternehmen, aber wie kann man ein Unternehmen so gemächlich"herunterwirtschaften", und keiner in der Firma will etwas merken und handeln? Wenn Firmen wie Nestle und der kleine Bruder Orior ihre CEO auswechseln, warum kann das nicht sauber, ehrlich und Faktentreu begründet werden?
Bs: "ohne politische Intention". Der israelische Premier hat seinen Verteidungsminister "gefeuert" und die ganze Welt weiss in etwa, warum, und den Rest kann man sich denken! Oder Scholz und sein Finanzminister! Wenigstens die Begründung der Trennung war vorbildlich. Warum kann die freie Wirtschaft nicht auch so handeln. Ich denke, die Aktionäre haben ein Recht auf korrekte Inormation. Schlechtes Beispiel war auch der CS-Managerstreit! Danke und freundlichen Gruss pje

_cashinsider_

Lieber Herr Ern
Bitte entschuldigen Sie, wenn ich mich erst jetzt zu Ihrem Anliegen zu Wort melde. Fleischverarbeiter wie Orior sind schon seit Jahren in einem schwierigen Marktumfeld gefangen und Veränderungen bei den Konsumgewohnheiten an der Tagesordnung. Zugegeben: Orior-Rivale Bell scheint einiges besser zu machen - hat mit Coop aber auch eine finanzstarke Mutter im Rücken.
Auch ich würde mir bei Chef-Wechseln mehr Transparenz wünschen. Es bleibt aber vermutlich bloss ein Wunsch - denn wenn sich ein Unternehmen vom Chef trennt oder der Chef vom Unternehmen, gilt es immer zwei Gesichter zu wahren. Da wird dann nur allzu oft und zu gerne mit Floskeln gearbeitet. Ich werde mich bei Orior mal ein bisschen genauer einlesen. Herzlichst, der cash Insider.

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monsoon

ist doch immer dasselbe mit den Analysten. Wenn eine Aktie stark gestiegen kommen sie immer mit noch weiteren Kurszielerhöhungen, dasselbe bei gefallenen Aktien. Wenn dann eine gehypte Aktie mal enttäuscht, wird ein Kursziel dann schnell mal halbiert, was auch wieder übertrieben ist. Für mich ist das nicht seriös, keine Ahnung was für eine Agenda die verfolgen oder ist es einfach mutlos?

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