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Dass Grossinvestoren aus englischsprachigen Ländern darüber entscheiden, in welche Richtung sich die Kurse am Schweizer Aktienmarkt bewegen, ist beileibe keine neue Erkenntnis. Deshalb überrascht mich nicht, dass aus London eine taktische Herunterstufung von "Overweight" auf "Marketweight" für unseren Heimmarkt eingeht. Absender ist allerdings nicht – wie eigentlich zu erwarten wäre - eine britische Grossbank, sondern vielmehr die Bank of America.

Nachdem sich die Aktienkurse in der Schweiz seit Mai um 5 Prozent besser als im übrigen Europa entwickelt haben, nehmen die Strategen um Sebastian Rädler die aufgelaufenen Gewinne mit und räumen Aktien aus der Schweiz neuerdings nur noch ein neutrales Gewicht in den Kundenportefeuilles ein.

Wie sie erklären, hat auch der Franken in einem nicht unbedeutenden Umfang zu diesem erfreulichen Ergebnis beitragen. Zum einen rechnen die Strategen mit einem schwächeren Franken und zum anderen sehen sie von steigenden Anleiherenditen negative Impulse für den Schweizer Aktienmarkt ausgehen. Beide Faktoren könnten letzteren bis weit ins zweite Quartal nächsten Jahres hinein im Zaum halten. Frühestens ab dann sei dann wieder eine überdurchschnittliche Entwicklung zu erwarten, wie es weiter heisst.

Der Stoxx Europe 600 Index (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem SMI mit Dividenden-Korrektur (rot) (Quelle: www.cash.ch)

Erst vor wenigen Tagen ging es für den hiesigen Markt in die andere Richtung, als Chefstratege Chris Potts von Kepler Cheuvreux diesen von "Underweight" auf "Neutral" heraufstufte – wenn auch eher etwas widerwillig. Der Schritt wurde notwendig, nachdem Kepler Cheuvreux erst bei den Pharma-, dann auch bei den Nahrungsmittelaktien auf "Overweight" gegangen war. Immerhin sind die Valoren von Nestlé, Roche und Novartis beim Swiss Market Index (SMI) für etwas mehr als die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.

Was mir auffällt: Während die zuvor ungewohnt mageren Handelsumsätze bei Roche und Nestlé zuletzt angezogen haben und sich wieder im Rahmen des Üblichen bewegen, fristet Novartis als drittes Schwergewicht im Bunde bis heute ein Mauerblümchen-Dasein. Was auch immer das zu bedeuten hat...

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Apropos Novartis: In einer 76 Seiten starken Studie aus dem Hause BNP Paribas zur europäischen Pharmaindustrie ziehen die Autoren um Richard Parkes bei den Baslern die Reissleine. Sie stufen die Aktien von "Outperform" auf "Neutral" herunter.

Die Analysten der französischen Grossbank halten andere Pharmahersteller in Bezug auf die Forschungs- und Entwicklungspipeline für besser aufgestellt – darunter auch den Rivalen Roche. Welch eine Schmach aber auch.

Kurz zuvor watschte schon Analyst Jean-Jacques Le Fur von Bryan Garnier die Valoren von Novartis von "Buy" auf "Neutral" ab. Gleichzeitig kürzte er das Kursziel auf 85 (zuvor 115) Franken. Anders als seine Berufskollegen bei BNP Paribas nennt Le Fur das Kind beim Namen und warnt davor, dass sich die Umsatzerwartungen anderer Banken an das Herzmedikament Entresto als zu hoch erweisen könnten.

Die Genussscheine von Roche (grün) haben die Novartis-Aktien (rot) in den letzten Wochen hinter sich zurückgelassen (Quelle: www.cash.ch)

Am Umdenken der besagten Pharmaanalysten wäre an und für sich nichts auszusetzen, käme ihr Sinneswandel nicht in unmittelbarer Nähe der diesjährigen Tiefstkurse. Zur Erinnerung: Während die Genussscheine von Roche knapp 20 Prozent mehr kosten als noch zu Jahresbeginn, errechnet sich bei den Aktien von Novartis sogar ein Minus von 10 Prozent.

Jetzt noch aus Novartis in Roche umzuschichten macht da eigentlich kaum noch Sinn. Der Mist scheint geführt. Kommt hinzu, dass sowohl Bryan Garnier als auch BNP Paribas den Valoren von Novartis ein Aufwärtspotenzial auf 85 Franken zutrauen – das sind aus heutiger Sicht immerhin fast 15 Prozent. Vermutlich wird man sich 2022 glücklich schätzen können, wenn man auf einer Aktie zweistellige Kursgewinne erzielt.

 

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