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Die Genussscheine von Roche konnten zuletzt etwas Boden gutmachen. Damit hat es sich dann aber auch schon. Denn mit einem Minus von gut sechs Prozent seit Januar hinkt das Schwergewicht dem Swiss Market Index (SMI) nunmehr schon zum dritten Jahr in Folge hinterher. Ob sich die Anteilseignerinnen und Anteilseigner je daran gewöhnen werden...?

Aus Frankreich trifft nun eine neue Kaufempfehlung für die Valoren der Pharma- und Diagnostikgruppe ein: Bernstein Société Générale nimmt die Erstabdeckung mit "Outperform" und einem Kursziel von 295 Franken auf.

Pharmaanalyst Justin Smith hält das Unternehmen für chronisch unterbewertet. Ausserdem werde die Innovationskraft der Basler völlig unterschätzt.

So weit – so gut. Doch es gibt ein grosses Aber. Oder besser gesagt gleich zwei. Denn eigentlich steht die Erstabdeckung im Zusammenhang mit der Zusammenführung der Aktienanalyse von Bernstein Research mit jener von Société Générale. Neugierig wie ich bin, habe ich mich schlau gemacht: Bei Smith handelt es sich um den bisherigen Pharmaanalysten der französischen Grossbank.

Kursentwicklung der Genussscheine von Roche über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Sein letztes mir vorliegende Anlageurteil lautete "Buy" mit einem 12-Monats-Kursziel von 375 Franken. Bei Bernstein Research wurden die Valoren von Roche vor der Aussetzung der Abdeckung einst sogar mit "Outperform" und einem Kursziel von 400 Franken zum Kauf angepriesen.

Folglich handelt es sich bei der Erstabdeckung nach der Zusammenführung der Aktienanalyse faktisch sogar um eine einschneidende Kurszielreduktion – selbst wenn sich vom neuen Kursziel auf ein respektables Aufwärtspotenzial von fast 30 Prozent schliessen lässt.

Die Analysten von Bernstein Société Générale waren über das verlängerte Osterwochenende ganz schön fleissig, nehmen sie heute Dienstag doch bei weiteren Schweizer Pharmaaktien die Erstabdeckung auf. Jene von Lonza und Siegfried werden ebenfalls mit "Outperform" und Kurszielen von 635 beziehungsweise 1125 Franken empfohlen. Dasselbe gilt für die Valoren von Roche-Rivalin Novartis. Diese werden mit "Outperform" und einem Kursziel von 103 Franken angepriesen. Ein sattes Aufwärtspotenzial sehen die zuständigen Analysten auch bei den Sandoz-Aktien, welche neuerdings mit "Outperform" und einem Kursziel von 38 Franken eingestuft werden. Vielleicht geht die Kaufempfehlung für die Genussscheine von Roche auch deshalb ein bisschen unter. In Bankenkreisen stösst das Schwergewicht ansonsten nicht gerade auf Zuspruch. Es sind jedenfalls mehr Verkaufsempfehlungen als Kaufempfehlungen ausstehend...

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Apropos Beteiligungsmeldungen: Gut fünf Wochen ist es nun her, dass sich Artisan Partners mit drei Prozent bei Barry Callebaut eingenistet haben. Fünf Wochen, in denen sich die Amerikaner weitere Aktien des Schokoladeherstellers angelacht haben. Neuerdings bringen sie sogar mehr als fünf Prozent der Stimmen auf die Waage, wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht. Dass dem Finanzinvestor die Aktien momentan nur so hinterhergeworfen werden, ist dem nicht enden wollenden Höhenflug bei den Kakaopreisen geschuldet. Die Frage lautet nämlich nicht ob, sondern vielmehr wie stark dieser Höhenflug das Tagesgeschäft des Schokoladeherstellers in Mitleidenschaft ziehen wird.

Mit dem Beteiligungsausbau erhöht Artisan Partners den Einfluss bei Barry Callebaut deutlich. Dass es sich beim besagten Aktienpaket bloss um eine reine Finanzbeteiligung handelt, erscheint immer unwahrscheinlicher – sind die Amerikaner doch geradezu für ihre Einflussnahme bei Unternehmen gefürchtet. Hierzulande machten sie etwa schon bei ABB gemeinsame Sache mit anderen Grossaktionären wie Cevian Capital und erzwangen beim schweizerisch-schwedischen Industriekonzern unter anderem eine Abspaltung des Stromübertragungsgeschäfts.

Die Aktienkursentwicklung bei Barry Callebaut zeigt nach unten (Quelle: www.cash.ch)

Ich kommentierte den Einstieg der Amerikaner bei Barry Callebaut Mitte Februar mit folgenden Worten:

Schlaflose Nächte brauchen sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung dennoch nicht machen lassen, haben sie mit der Familie Jacobs mit ihrem 30-Prozent-Paket ja bekanntlich eine mächtige Verbündete im Grossaktionariat. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb bisher kaum Trittbrettfahrer aufsprangen.

Doch auch bei den Jacobs dürfte man alles andere als erfreut über den Aktienkurszerfall der vergangenen zwei Jahre sein. Unzufriedene Aktionärinnen und Aktionäre sind es, welche Finanzinvestoren vom Schlag von Artisan Partners einen geradezu idealen Nährboden bieten, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Leider sind die Mitaktionärinnen und Mitaktionäre aber nicht eben selten bloss Mittel zum Zweck.

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