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Als Stadler Rail im April dieses Jahres den Gang an die Börse wagte, flossen Firmenchef Peter Spuhler satte 1,4 Milliarden Franken zu. Dieses Geld will nun angelegt werden. Einfacher gesagt, als getan.

Wie Spuhler kürzlich gegenüber den Kollegen von Finanz & Wirtschaft durchblicken liess, hat er bereits einen Drittel des Erlöses aus dem Börsengang von Stadler Rail reinvestiert. Es liege auf der Hand, dass er vor allem dort investiere, wo er bereits beteiligt sei und im Verwaltungsrat sitze, so Spuhler weiter.

Nun wird der Stadler-Rail-Chef gerüchteweise mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht, bei dem - Stand heute - weder das eine noch das andere der Fall ist: Dem im bernischen Gwatt beheimateten Solarzulieferer Meyer Burger.

Völlig abwegig sind diese Spekulationen nicht. Denn Peter Spuhler und Verwaltungsratspräsident Remo Lütolf kennen sich aus dem Vorstand des Schweizerischen Verbands der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie, kurz Swissmem. Den beiden wird sogar nachgesagt, gute Freude zu sein.

Gut möglich, dass Meyer Burger für den Vorstoss in die Solarzellenproduktion mittels einer exklusiven Zusammenarbeit mit dem bisherigen Grosskunden REC frisches Geld braucht. Geld, welches bei Spuhler reichlich vorhanden sein, wenn auch nicht locker sitzen dürfte. Umso wichtiger ist, dass der Solarzulieferer lukrative Konditionen aushandeln kann.

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Als das Unternehmen Mitte August das detaillierte Halbjahresergebnis vorlegte, gingen die Aktien alleine an diesem Tag um fast 7 Prozent tiefer aus dem Handel. Für Gesprächsstoff sorgte damals vor allem der unerwartet starke Rückgang der liquiden Mittel. Trotz einem Erlös aus dem Verkauf des Wafering-Geschäfts in Höhe von 50 Millionen Franken schmolzen die liquiden Mittel in der ersten Jahreshälfte um fast 60 Millionen Franken.

Neben der vorzeitigen Rückzahlung eines rund 20 Millionen schweren Hypothekarkredits und einer Sicherstellung für eine Bankgarantie in Höhe von 30 Millionen Franken mitunter ein Grund hierfür: Mögliche Vorleistungen für Aufträge des zukünftigen Partnerunternehmens REC.

Im Wissen um diese einmaligen Faktoren steht Meyer Burger liquiditätstechnisch nicht ganz so schlecht da, wie das ernüchternde Halbjahresergebnis vermuten liesse. Das bliebe wohl auch dem geübten Auge von Stadler-Rail-Chef Spuhler nicht verborgen, würde er sich mit dem Halbjahresabschluss des Solarzulieferers beschäftigen. Mit einer Milliarde Franken auf der hohen Kante wird der Stadler-Rail-Chef in Zukunft vermutlich auch bei anderen Unternehmen als potenzieller Investor herhalten müssen.

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Gut zwei Wochen vor der Quartalsergebnisveröffentlichung vergeht kaum ein Tag, ohne dass nicht wenigsten ein Analyst seine Gewinnschätzungen für ABB mit dem Rotstift überarbeitet. Neu ist dieses Phänomen bei weitem nicht. Solche Abwärtsanpassungen lassen sich - zumindest gefühlt - schon seit Jahren immer wieder beobachten. Und trotzdem kommt es vor, dass der schweizerisch-schwedische Industriekonzern die Analystenerwartungen selbst dann noch verfehlt.

So locker wie in den letzten Tagen sass den Analysten der Rotstift übrigens noch selten. Egal ob bei J.P. Morgan, HSBC oder der Citigroup - wo immer man auch hinschaut, werden die Gewinnschätzungen gekürzt.

Ergebnisängste setzten den Aktien von ABB in den letzten Tagen sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)

Helvea ging am gestrigen Dienstag sogar noch einen Schritt weiter und stufte die Aktien von ABB kurzum von "Buy" auf "Add" herunter. Gleichzeitig strich Analyst Luis Pereira sein Kursziel im Zuge einschneidender Gewinnschätzungsreduktionen auf 19 (zuvor 21,70) Franken zusammen. Damit beträgt das rechnerische Aufwärtspotenzial keine sieben Prozent mehr. Überzeugung sieht anders aus.

Eigentlich schreit die augenscheinliche Häufung von Abwärtsanpassungen geradezu nach einer nahenden Enttäuschung. Allerdings nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass die Papiere von ABB in zwei Wochen mit Kursverlusten auf den Zahlenkranz reagieren, mit jedem weiteren den Rotstift ansetzenden Analysten ab.

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