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Am letzten Donnerstag stiegen die Aktien von Givaudan vorübergehend auf 3548 Franken und damit auf den höchsten Stand in der traditionsreichen Firmengeschichte. Doch dann äusserte sich der deutsche Rivale Symrise zum Tagesgeschäft und vereitelte so eine Fortsetzung der Rekordjagd. Aus Angst, dass die Viruspandemie tiefe Spuren im als margenstark geltenden Geschäft mit Feinriechstoffen hinterlassen haben dürfte, gerieten die Papiere des Aromen- und Duftstoffherstellers aus Genf gar unter Verkaufsdruck.

Das wiederum ruft die für Morgan Stanley tätige Lisa De Neve auf den Plan. Die Analystin reduziert ihre Gewinnschätzungen für Givaudan zwar um bis zu neun Prozent, stuft die Aktien gleichzeitig allerdings von "Underweight" auf "Equal-weight" herauf. Um den langfristigen Wachstumsaussichten Rechnung zu tragen, erhöht sie das Kursziel kräftig auf 3265 (zuvor 2670) Franken.

Zur Erinnerung: Die Verkaufsempfehlung De Neves geht auf Mitte Mai letzten Jahres zurück, als die zuletzt sehr beliebten Papiere keine 2600 Franken kosteten. Neben den steigenden Rohmaterialkosten und verwässernden Firmenübernahmen war ihr damals auch das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 27 ein Dorn im Auge.

Die Givaudan-Aktien notieren nur unwesentlich unter ihrem Rekordhoch (Quelle: www.cash.ch)

Es braucht schon menschliche Grösse, einfach so einzuräumen, dass man falsch lag – zumal die Papiere des Traditionsunternehmens aus Genf mittlerweile sogar mit einem atemberaubend hohen KGV von 39 bewertet werden.

In die Kapitulation der Analystin lässt sich einiges hineininterpretieren. Meines Erachtens ist die Signalwirkung für den breiten Aktienmarkt nicht zu unterschätzen. Sieht man das Pendel bei Morgan Stanley wieder in Richtung konjunkturresistenter Titel zurückschwingen? Oder will man sich bei der mächtigen amerikanischen Investmentbank im Hinblick auf die hierzulande ab Mitte Juli anlaufende Halbjahresberichterstattung auf der sicheren Seite wähnen?

Über die letzten Wochen floss viel Geld in die als konjunkturresistent geltenden Aktien von Givaudan und weitere konjunkturresistente Titel. An einen blossen Zufall will ich dabei nicht so recht glauben. An der Börse geschieht nichts ohne Grund – schon gar nicht, wenn mächtige ausländische Grossinvestoren ihre Finger im Spiel haben.

Was ich am gestrigen Mittwoch in meiner Kolumne über Lindt & Sprüngli schrieb, liesse sich übrigens auch von Givaudan behaupten: Auch der Aromen- und Duftstoffhersteller aus Genf ist sehr erfolgreich und verfügt auf längere Sicht über gute Wachstumsaussichten. Spätestens wenn sich der Verlauf der Wirtschaft wieder etwas besser abschätzen lässt, werden diese beiden Aktien wieder günstiger zu haben sein. Etwas Geduld dürfte sich aus Anlegersicht bezahlt machen.

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Wenn sich Artisan Partners bei einem börsenkotierten Unternehmen einnistet, schiesst den Firmenvertretern nicht selten der Angstschweiss auf die Stirn. Denn der Finanzinvestor ist hochgradig berüchtigt für seine aktive Einflussnahme.

Umso mehr war ich überrascht, dass der Einstieg der Amerikaner mit gut fünf Prozent bei Medacta von Ende März von vielen unbemerkt blieb – und fragte mich damals, was der Finanzinvestor beim Orthopädieunternehmen denn eigentlich im Schilde führe.

Kursentwicklung der Medacta-Aktien seit Anfang April (Quelle: www.cash.ch)

Nun sorgt eine Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX für Verwirrung. Wie der Meldung entnommen werden kann, hat Artisan Partners Funds zuletzt Titel zugekauft und hält neuerdings 3,02 Prozent an Medacta. Dem steht ein Stimmenanteil von 5,24 Prozent beim Mutterhaus Artisan Partners gegenüber, wobei unklar ist, ob die 3,02 Prozent Bestandteil der 5,24 Prozent sind.

Was sich hingegen mit Gewissheit sagen lässt ist, dass sich der Einstieg für den amerikanischen Finanzinvestor gelohnt hat. Kosteten die Aktien von Medacta zum Zeitpunkt des Einstiegs um die 50 Franken, waren es zuletzt sogar gut 80 Franken.

 

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