Noch vor wenigen Wochen stand die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen unmittelbar davor, auf neue historische Tiefststände vorzustossen. Von der Debatte rund um die zukünftige Fiskalpolitik und den damit verbundenen Rezessionsängsten angetrieben, sprachen die Strategen der Citigroup Mitte November eine Kaufempfehlung für langlaufende US-Staatsanleihen aus. Diese Kaufempfehlung fand sowohl im Berufshandel als auch in den Medien grosse Beachtung.

Es sollte allerdings alles anders kommen: Mitte Dezember brach die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen erstmals über ihren langfristigen Abwärtstrend aus. Und obschon es zuerst danach aussah als ob der Abwärtstrend wieder aufgenommen werde, sahen sich die Optimisten in den ersten Januar-Tagen dann doch zu einer ersten Kapitulation gezwungen.

Zum einen dämpfte der Kompromiss im Streit um die zukünftige Fiskalpolitik in den USA die Angst vor einer Rezession. Zumindest bis Ende Februar dürften die automatischen Ausgabenkürzungen kein Thema für die Märkte mehr sein. Zum anderen warnte die Ratingagentur Moody's mal wieder davor, dass die USA ihre «AAA» lautende Bestnote verlieren könnte. Es ist dies nicht die erste Warnung der verantwortlichen Experten. Darüber hinaus riet die Citigroup ihrer Anlagekundschaft zum Abbau langlaufender US-Staatsanleihen. Dies nachdem die für das Bankinstitut tätigen Strategen erst Mitte November zum Kauf eben solcher geraten hatten.

Die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen steht nach dem jüngsten Anstieg an einem charttechnisch entscheidenden Punkt. Steigt die Rendite deutlich über 3 Prozent, könnte dies die schon seit längerer Zeit befürchtete Trendwende bei den Zinsen einläuten. Eine solche Trendwende sollte sich allerdings vor allem auf Anleihen mit längeren Laufzeiten beschränken, will die US-Notenbank doch noch für geraume Zeit an ihrer Tiefzinspolitik festhalten. Dennoch kursieren seit vergangener Nacht auch Spekulationen, wonach die US-Notenbank ihr Anleihenrückkaufprogramm früher als erwartet beenden werde.

In den USA werden die jüngsten Entwicklungen am Anleihenmarkt übrigens schon als Kaufargument für die dortigen Aktien gefeiert. Die Trendwende bei den Zinsen werde im ersten Moment grössere Umschichtungen in Richtung Aktienmarkt nach sich ziehen, so der allgemeine Tenor. Ich für meinen Teil bin da eher noch etwas skeptisch.

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Schon am Donnerstag blieben die Namenaktien von Swiss Re über weite Strecken hinter dem sehr freundlichen Gesamtmarkt zurück und auch heute liegen die Papiere im Angebot.

Mit Willis Re äusserte sich gestern einer der führenden Vermittler von Rückversicherungen zur Januar-Erneuerungsrunde. Sowohl im Leben- als auch im Nicht-Leben-Geschäft seien die Prämienansätze gehalten bis leicht rückläufig gewesen, so heisst es in einer Pressemitteilung.

Nach den nicht unbedeutenden Schäden des Wirbelsturms «Sandy» an der Ostküste der USA vom Spätherbst hatte man sich in Analystenkreisen möglicherweise zumindest gehaltene wenn nicht sogar leicht höhere Prämienansätze erhofft.

Aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr recht schadenarmen letzten Jahres verfügen die Rückversicherungsunternehmen im Neugeschäft über hohe Kapazitäten. Früher oder später dürfte sich dies in der Prämiengestaltung der Anbieter niederschlagen. Die Zeit anziehender Prämienansätze gehört meines Erachtens zumindest vorerst der Vergangenheit an.

Bei den Aktien von Swiss Re wird das aktuelle Kurs- und Bewertungsniveau sowohl den im operativen Geschäft erzielten Fortschritten als auch der starken Eigenkapitalbasis und der dadurch intakten Aussichten auf eine Sonderdividende gerecht.

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Die Namenaktien von Straumann reagieren am Freitag mit einem Kurssprung auf die Verpflichtung von Marco Gadola als zukünftigen CEO.

Gadola trat 2009 als CFO bei Panalpina ein und war zuletzt als Leiter des Asien-Geschäfts tätig. In den Jahren zuvor arbeitete der zukünftige CEO als CFO für Straumann.

Damit bringt der neue CEO meines Erachtens gleich zwei wichtige Grundvoraussetzungen mit: Einerseits gilt Gadola als einer der Ziehväter des bei Panalpina eingeleiteten Restrukturierungsprogramms. Andererseits verfügt er sowohl über Erfahrung beim Ausbau des Asien-Geschäfts als auch in der Dentalimplantateindustrie. Kein Wunder wird der neue CEO in Analystenkreisen als Glücksgriff für Straumann bezeichnet.

Grössere Kaufaufträge aus dem Ausland sind auch aufgrund einer Unternehmensstudie aus dem Hause Merrill Lynch zu beobachten. In der Studie sagt der viel beachtete Verfasser dem Markt für Dentalimplantate zwar ein weiteres eher verhaltenes Jahr vorher. Die düsteren Rahmenbedingungen würden sich allerdings weitestgehend in den Konsensschätzungen widerspiegeln. Dazu kämen die ersten Auswirkungen der in der Vergangenheit eingeleiteten Kosteneinsparmassnahmen.

In Erwartung von Kosteneinsparungen von 35 bis 40 Millionen Franken bis Ende 2014, einer Nachfragebelebung in den USA und einer höheren Rentabilität bei der brasilianischen Tochter Neoden hebt der Experte seine Gewinnschätzungen für die Jahre 2012 bis 2014 deutlich an. Dadurch steigt das Kursziel für die zum Kauf empfohlenen Aktien auf 142 (132) Franken.

Ich gehe mit dem Experten von Merrill Lynch einig, dass Straumann alleine schon aufgrund des meines Erachtens sehr glaubwürdigen Kosteneinsparprogramms über Raum für eine Ertragserholung verfügt. Von den Prognosen der Amerikaner lässt sich auf die Jahre 2012 bis 2015 bezogen ein jährliches Gewinnwachstum von 24 Prozent ableiten. Kann der Basler Hersteller von Premiumimplantaten dieses Wachstum liefern, steht einer Neubeurteilung und -bewertung seiner Aktien nichts mehr im Wege.