Der Kurs des Bitcoins hat diese Woche erstmals seit Februar wieder die Marke von 100'000 Dollar zur Überraschung vieler Beobachter hinter sich gelassen. Der jüngste Anstieg wurde in den letzten Tagen von der Hoffnung auf eine Entspannung im Handelskrieg angetrieben. Die meisten anderen wichtigen Altcoins wie Ethereum, Ada oder Solana legten ebenfalls deutlich zu.

Am 20. Januar, dem Tag der zweiten Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, erreichte der Bitcoin-Kurs einen Rekordwert von rund 109'000 Dollar. Nachdem Trumps Zollpolitik zu Chaos an den globalen Finanzmärkten geführt hatte, brach die Cyberwährung um bis zu 30 Prozent ein. 

Gänzlich unerwartet kommt die Kursrally nicht. Dies aus drei Gründen: Erstens die institutionelle Adaption, zweitens das sinkende Vertrauen in den amerikanischen Dollar, und drittens: die weltweit expansive Geldpolitik der Notenbanken.

Das Umfeld für den Bitcoin bezeichnet Stefan Höchle, Leiter Anlagestrategie von Digital Asset Solutions, als geradezu ideal. «Die strukturelle Verankerung von Bitcoin im institutionellen Anlageuniversum ist längst keine theoretische Debatte mehr. Alleine die amerikanischen Bitcoin-ETFs verwalten 118 Milliarden Dollar der Kryptowährung, während das US-Finanzministerium 21 Milliarden Dollar als strategische Reserve hält.»

Vorreiterunternehmen wie Strategy, deren Aktien auch im Portfolio der Schweizerischen Nationalbank vertreten sind, häufen in ähnlichen Dimensionen an. Das sei ein klares Signal für die Verlagerung vom experimentellen Spekulationsobjekt zu institutioneller Reserve- und Allokationslogik, erklärt der Stratege von Digital Asset Solutions gegenüber cash.ch.

Wie stark das Interesse von langfristig orientierten Anlegern am Bitcoin ist, zeigen Daten der Research-Firma Cryptoquant. Seit Anfang 2022 haben Grossinvestoren ihre Bitcoin-Positionen aufgestockt: Im Januar 2022 lagen die Guthaben bei 60'000 Stück, im Jahr 2024 waren es bereits 103'000 und im Mai 2025 erreichte das Gesamtguthaben 1,338 Millionen Bitcoin.

Ein weiterer positiver Indikator ist die Gewinn- und Verlustrechnung der Investierenden - dies ist auf der Blockchain für alle Marktteilnehmer einsehbar. Laut Daten von Glassnode sind aktuell rund 97,5 Prozent des aktuellen Bitcoin-Umlaufangebots profitabel. Dies stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vormonaten dar und führt zu einer Verbesserung der Stimmung der Bitcoin-Anlegerinnen und Anleger. 

Dieses steigende Vertrauen widerspiegelt sich auch in den Kurszielen. BCA Research hat für den Bitcoin das längerfristige Preisziel in diesem Zyklus auf 200'000 Dollar erhöht. Vermögenswerte wie Bitcoin oder Gold sind nicht konfiszierbare Vermögenswerte. Deshalb sollte ein Teil in diesen Anlagen gehalten werden als Versicherung gegenüber Hyperinflation, Bankenzusammenbrüchen oder Beschlagnahmung von Vermögenswerten durch den Staat, so die Argumentation von BCA Research. 

Ethereum gefragt

Bei den Altcoins gab die zweitgrösste Kryptowährung Ethereum nach fast zweijähriger Underperfomance ein Lebenszeichen von sich. Während sich der Bitcoin vom April-Tief um 38 Prozent erholte, legte Ether um 68 Prozent zu. Das Pectra-Update von der letzten Woche ist ein voller Erfolg. Dieses zielt darauf ab, die Skalierbarkeit und Staking-Effizienz des Ethereum-Netzwerks zu steigern. Dies könnte zu weiteren Kursgewinnen in den nächsten Wochen führen, sollte sich der Netzwerkumsatz weiter steigern. 

Während Bitcoin erfolgreich mit anderen Wertspeichern konkurriert, mischen alternative Kryptowährungen den FinTech-Markt auf, betont Höchle von Digital Asset Solutions. «Dezentrale Finanzanwendungen, die ähnliche Dienstleistungen wie Banken anbieten, verwalten wieder über 109 Milliarden Dollar an digitalen Werten. Und Stablecoins wickeln mittlerweile mehr Transaktionsvolumen als Visa oder Mastercard ab.» All diese Entwicklungen sprechen für einen breit wachsenden Markt, dessen Wachstumspotenzial der Experte von Digital Asset Solutions über die nächsten zwölf Monate von 3,3 auf 10 Billionen Dollar schätzt. 

Sinkendes Vertrauen in den Dollar

Mit der Ankündigung von US-Zöllen am 2. April 2025 ist an den Finanzmärkten einiges Geschirr zerschlagen worden, das Vertrauen in die grösste Reservewährung der Welt ist angeschlagen. Gegenüber der hiesigen Valuta hat der Greenback seit dem Liberation Day mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Die Fluchtbewegung ging indessen nicht nur in den Franken, auch Bitcoin wird zunehmend als sicherer, wenn auch volatiler Hafen angesteuert.

Dieser Dollar-Reflex lässt sich seit einigen Jahrzehnten bei allen harten Vermögenswerten wie Gold, Silber oder Rohöl beobachten. Sinkt der Wert der US-Valuta, steigt der Wert eines harten Vermögenswerts wie des gelben Edelmetalls und umgekehrt. 

Unendliche Geldmengenausweitung und beschränkte Bitcoin-Anzahl

Für Bitcoin-Enthusiasten ist die Entwicklung der Geldmenge M3 und ihr Verhältnis zum Wirtschaftswachstum ein entscheidender Grund, der für die grösste Kryptowährung der Welt spricht. Die Menge Bitcoin, die in Umlauf gebracht werden kann, ist auf 21 Millionen Stück beschränkt - derzeit sind rund 18,9 Millionen Bitcoin im Umlauf. Es findet also keine unendliche Verwässerung statt, indem immer mehr Bitcoin ausgegeben werden. Das wiederum stützt den Preis. 

Als «Fiat»-Geld wird auf der anderen Seite eine nationale Währung bezeichnet, die nicht an den Preis eines Rohstoffes wie Gold oder Silber oder einer mengenmässig fixen Menge eines Assets wie Bitcoin gebunden ist. Bei diesen sogenannten «Fiat»-Währungen wie dem amerikanischen Dollar, dem Euro oder dem britischen Pfund können die Notenbanken jeweils so viel neues Geld drucken, wie sie wollen. Das heisst, oftmals wird mehr neues Geld geschaffen als die Wirtschaft wächst. Das kann zu einer höheren Inflation und einem Vertrauensverlust in eine Währung führen, so wie es bei der Finanzkrise 2008, der Eurokrise 2012 oder während der Corona-Krise 2020 vorkam. 

Die Geldmenge ist in den letzten Monaten nicht nur global, sondern auch in der Schweiz gewachsen, wie Daten der Schweizerischen Nationalbank zeigen. Im Jahr 2024 stieg diese von 1,135 Billionen Franken auf 1,158 Billionen Franken. Das ist ein Zuwachs von 2,0 Prozent. Dem steht gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik ein unbereinigtes Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent für 2024 gegenüber.

Entsprechend treiben Anleger den Bitcoin-Kurs in die Höhe, weil sie sich vor Inflation respektive einer generellen Geldentwertung schützen wollen. Die Preise der Kryptowährungen und der Bitcoin im Speziellen haben seit der Corona-Krise immer positiv auf eine Expansion der weltweiten Geldmenge M3 reagiert.

Thomas Daniel Marti
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