Die Business-Idee

Ein Rentnerehepaar möchte von einem zu gross gewordenen Haus in eine altersgerechte Wohnung umziehen. Eine junge Familie erwartet Nachwuchs und wünscht sich ein zusätzliches Kinderzimmer. Damit beide Parteien erhalten, was sie suchen, macht die erste Schweizer Immobilientauschplattform Hoyou.ch möglich: «Bei uns finden sich Eigentümerinnen und Eigentümer, die an einem Immobilienwechsel interessiert sind», sagt Gründerin und Chefin Christine Hegglin Schorderet. «Mit einer gleichzeitigen Kauflösung nehmen wir vielen Eigentümern und Eigentümerinnen die Angst vor dem Verkauf ohne Folgewohnlösung.» Dabei geht es nicht um einen herkömmlichen Tausch, sondern Eigentümer A verkauft der Eigentümerin B sein Haus und Eigentümerin B verkauft Eigentümer A ihre Wohnung.

Die Gründerin

Hegglin Schorderet weiss, wovon sie spricht. Sie ist seit über 15 Jahren in der Branche tätig und Inhaberin der Immobilienvermittlung Hegglin Group in Steinhausen ZG. «In meiner täglichen Arbeit habe ich das Problem erkannt, dass viele ihre Immobilie veräussern möchten, aber ihnen die Suche nach einem passenden Ersatz Sorgen bereitet», sagt sie. «Deshalb gehen viele interessante Objekte leider nie auf den Markt.»

Als sie bei Recherchen bemerkte, dass es in der Schweiz noch keine Tauschbörse für Immobilien gibt, machte sie Ernst und gründete vor rund einem Jahr die Hoyou AG als Spin-off der Hegglin Group. Durch die Synergien mit dem Mutterkonzern konnte die Plattform bereits mit 237 zum Tausch stehenden Immobilien an den Start gehen – vom Landhaus bis zur Stadtwohnung. «Aktuell verzeichnen wir im Schnitt pro Tag drei bis fünf neue Immobilien», sagt die Gründerin. Etwas über zwanzig Maklerinnen und Makler kooperieren mittlerweile mit dem Startup.

Der Markt

Tauschinteressierte können sich mit ihrer Immobilie registrieren. Nach einer Besichtigung und Bewertung durch eine ortsansässige Maklerin wird die zu veräussernde Liegenschaft oder Wohnung online zum Tausch angeboten. Hoyou stellt die Immobilien auch auf den gängigen Portalen online – «aber mit dem Verweis, dass es sich um ein Tauschobjekt handelt und Interessierte sich bei uns registrieren müssen», erklärt die Gründerin.

Zeigen beide Parteien Interesse am jeweils anderen Objekt, kommt es zu Besichtigungen. Auffällig ist, dass besonders ältere Eigentümer – teils über siebzig, achtzig oder sogar neunzig Jahre alt – tolle Objekte zu bieten haben. «Deshalb schulen wir immer mehr Maklerinnen und Makler in der Betreuung», sagt die Geschäftsführerin. «Sie können bei der Registrierung am Computer unterstützen und die Eigentümerinnen und Eigentümer auch auf der Plattform vertreten.»

Einige befürchten, dass sie bei einem Tausch ein Minusgeschäft eingehen, da das Wunschapartment weniger Wert hat als das neue Haus. Die Gründerin beruhigt: «Getauscht werden auf unserer Plattform Bedürfnisse», so Hegglin Schorderet, «tatsächlich finden auf dem Papier zwei Immobilienverkäufe zu marktüblichen Preisen statt.»

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

An jedem erfolgreichen Immobilienverkauf verdient der Makler oder die Maklerin eine Provision von 2 Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer, an der Houyou als Vermittler wiederum beteiligt ist. «Für unsere Kundinnen und Kunden ist das, wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen», sagt Hegglin Schorderet «denn für eine einzige Provision gibt es den Immobilienkauf und -verkauf gleichzeitig.» Ab Frühling ist ein Abomodell geplant.

Die Chance

Begonnen hat Hoyou rund um Zug und Zürich, mittelfristig soll die gesamte Schweiz folgen. «Auch eine Expansion nach Deutschland und Österreich kann ich mir gut vorstellen – wohnen muss man ja auch im Ausland», sagt die Gründerin. Wichtige Ziele: Bis Ende des Jahres sollen 100 Maklerinnen und Makler mit dem Startup zusammenarbeiten und 2500 Tauschobjekte registriert sein. Um die Zielgruppe zu erweitern, sollen künftig nicht nur Eigentumskäuferinnen und -verkäufer fündig werden, sondern auch Mietinteressierte: «Wer möchte, kann dann auch ein Kaufobjekt gegen ein Mietobjekt tauschen und andersherum.»

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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