Die Business-Idee

Gefühlsecht soll ein Kondom sein. Dass man sich aber nicht erst beim Liebesspiel, sondern auch schon beim Kauf des Verhütungsmittels gut fühlen kann – dafür will Gründerin Martina Hammer aus Baden AG sorgen: «Ich habe mit Feelgood Condoms die erste zertifizierte, nachhaltige und vegane Kondommarke der Schweiz lanciert», sagt sie. Obwohl Kondome in der Regel aus Latex und damit aus der Milch des Kautschukbaumes hergestellt werden, kommt bei der Produktion oft das Kuhmilchprotein Casein zum Einsatz, das das Material geschmeidig macht. «Wir setzen stattdessen auf Eiweiss aus Lupinen und bieten ein rundum umweltbewusstes Produkt», erklärt Hammer. Ihr Motto: «Feelgood befriedigt alle!»

Die Gründerin

Hammer ist studierte Betriebswirtin und hat vorab bereits bei nationalen und internationalen Firmen Marken mit aufgebaut – darunter auch eine Schweizer Kondommarke. Vor zwei Jahren wurde sie Mutter. «Ich bevorzuge selbst vegane Produkte. Als ich vor einem Supermarktregal stand und kein passendes Produkt gefunden habe, wusste ich: Das mache ich!» Wenn ihr Baby schläft, also morgens um fünf oder nachts um zwölf Uhr, setzt sie sich hin und beginnt, an der Marke zu arbeiten und Hersteller zu suchen. Für die Gestaltung von Markendesign und Website holt sie sich Unterstützung von Freelancerinnen: «Die Website entstand ausnahmslos aus Frauenhand», sagt Martina Hammer. Ende April 2022 gründet sie die Brandmover GmbH und nach rund einem Jahr der Planung lancierte sie im März 2023 ihre Produkte auf dem Schweizer Markt.

Der Markt

«Eigentlich ist der Kondommarkt gut gesättigt, aber wir bedienen eine Nische», sagt Martina Hammer. «Ob in der Mode, Kosmetik oder bei der Ernährung – in allen Segmenten gibt es bereits vegane und nachhaltige Alternativen. Wir füllen eine Lücke.» Vier verschiedene Kondomprodukte von klassisch über extra dünn und extra gross bis hin zu extra feucht hat das Startup im Angebot. Ein tierversuchsfreies Biogleitgel ohne tierische Inhaltsstoffe ergänzt das Sortiment. Weil Hammer einen Produktionspartner in Deutschland gefunden hat, der bereits vegane und nachhaltige Kondome für Anbieter weltweit mit 100 Prozent Ökostrom produziert, können ihre Produkte schon jetzt mit verschiedenen Zertifizierungen wie dem FSC-Label für nachhaltige Waldwirtschaft und mit dem Label der Vegan Society überzeugen. Die Produktionswege und Lieferketten sind kürzer, weil nicht wie so oft in Asien produziert wird. «Und auch bei der Verpackung setzen wir auf recyceltes Papier statt Plastik», sagt die Gründerin, «zumindest, wo es möglich ist. Kondome sind Medizinprodukte – die Sicherheit steht an erster Stelle.»

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

«Mein Mitgründer und ich haben unser gesamtes erspartes Geld zusammengekratzt und sind quasi ‹All in› gegangen, weil wir an die Idee glauben», so Martina Hammer. Gleich zu Beginn sei eine kapitalintensive Phase auf die beiden zugekommen: «Einzelhändler von einem Produkt zu überzeugen, ohne ihnen ein Muster in die Hand drücken zu können, war schwierig», sagt die Gründerin, «deshalb mussten wir das Risiko eingehen und die erste Grossmenge bestellen.» Mit Erfolg: In ersten Super- und Biomärkten, Online-Shops, Drogerien und Apotheken gibt es Feelgood-Produkte bereits zu kaufen. Seit April stehen die Kondome für 9.50 Franken in Migros-Regalen. 

Die Chance

Neben dem zunehmenden Wunsch, nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen, trifft Martina Hammer mit ihrer Business-Idee in einem weiteren Punkt den aktuellen Zeitgeist: Laut dem Schweizer Bundesamt für Statistik nutzen nämlich immer weniger Frauen hormonelle Verhütungsmethoden. Verwendeten 1992 noch 52 Prozent der Schweizerinnen die Pille, waren es 2017 schon nur noch 31 Prozent – Tendenz weiter abnehmend. Das Kondom lag mit 42 Prozent an der Spitze der häufigsten Empfängnisverhütungsmethoden.  

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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