Der Heizraum im Hotel Victoria Lauberhorn erzählt eine Geschichte, wie sie für Wengen typisch ist: Eine Ölheizung sorgt seit Jahren zuverlässig für warme Zimmer. Doch der Aufwand für die warmen Gästefüsse ist hoch. Das Öl wird per Bahn aus Lauterbrunnen hochtransportiert und in die Hotels gebracht – ein logistischer Kreislauf, der auf die Umweltbilanz drückt. «Wir haben Glück, weil wir wegen der Nähe eine direkte Leitung zum Öltank beim Bahnhof haben. Aber man kann nicht glaubwürdig über Nachhaltigkeit sprechen und gleichzeitig grosse Mengen Heizöl verbrennen», sagt Maximilian Dinkelaker.
Der Hotelmanager benennt damit das Dilemma: Wengen will umweltbewusst und autofrei sein. Aber die Infrastruktur lässt das nur bedingt zu. Doch jetzt steht das Dorf an einem Wendepunkt. Gemeinsam mit der BKW AEK Contracting AG (BAC), einer Konzerngesellschaft der BKW, sieht es den perfekten Zeitpunkt für einen Fernwärmeverbund. «Wir nutzen eine erneuerbare Lösung, die hier oben funktioniert, um fossile Energie zu ersetzen», sagt Niklaus Fischer, Projektleiter bei der BAC. Das Konzept basiert auf ganzjährig verfügbarer Abwärme aus der Abwasserreinigungsanlage, kurz ARA, in Lauterbrunnen – ergänzt mit einer Holzschnitzelheizung für den Winter und einer Ölheizung für Spitzenlasttage.

Projektleiter Niklaus Fischer (l.) und Hotelmanager Maximilian Dinkelaker studieren den Plan, der zeigt, wie die Fernwärme verteilt wird.
1,2 Kilometer den Hang hinauf
Herzstück des Projekts ist die Transportleitung, die vom ARA-Standort in Lauterbrunnen auf rund 1,2 Kilometern und 555 Höhenmetern nach Wengen führt. Im Dorfkern entsteht ein etwa 3 Kilometer langes Verteilnetz. Zusätzlich wird eine redundante Heizzentrale im Dorf selbst gebaut. «Wir brauchen hier eine Lösung, die 100 Prozent autark funktioniert», sagt Fischer. «Wenn im Winter ein Zwischenfall passiert, soll niemand kalte Füsse kriegen.»
Eine Besonderheit eröffnet zusätzliche Chancen: Die bestehende Abwasserleitung zwischen Lauterbrunnen und Wengen stammt aus den 60er-Jahren. Sie muss ohnehin saniert werden. «Man kann die Abwasserleitung sanieren und gleichzeitig die Fernwärmeleitung bauen», so Fischer. «Damit reduzieren wir Kosten und Belastungen für das Dorf deutlich.» Die Leitung könnte künftig sogar Strom produzieren: Das Abwasser liesse sich turbiniert nutzen – ein Nachhaltigkeitsschub, den die Gemeinde prüft.
Der Effekt für Dorf und Umwelt ist so oder so enorm. Heute werden jährlich rund 2,2 Millionen Liter Heizöl per Bahn nach Wengen transportiert. Bis zu 1,8 Millionen Liter davon könnten mit Fernwärme ersetzt werden. So liessen sich ungefähr 4900 Tonnen CO₂ einsparen. Auch dem Vergleich mit Pellets hält das Projekt stand: Deren Transportaufwand ist zwei- bis dreimal höher, weil der Energieinhalt pro Volumen deutlich geringer ist. «Wenn man alles anschaut, wird klar: Fernwärme ist die sauberste Lösung», sagt Fischer.

Die Transportleitung verläuft zwischen Lauterbrunnen (l. u.) und Wengen (r. o.). Sie ist 1,2 Kilometer lang und muss 555 Höhenmeter überwinden.
Leicht teurer – trotzdem lohnender
Ein Paradebeispiel findet sich im Hotel Victoria Lauberhorn – jahrelang das Hotel der Schweizer Skistars während der Lauberhorn-Rennen. Dessen aktuelle Ölheizung kann ohne grossen Eingriff durch eine standardisierte Übergabestation ersetzt werden. Die Wärmeverteilung bleibt bestehen, der Öltank wird überflüssig. «Für uns ein logischer Schritt», sagt Direktor Dinkelaker. Zwar sei Fernwärme leicht teurer. «Doch dank weniger Logistik, weniger Reparaturen und weniger Investitionen gleichen sich die Gesamtkosten langfristig aus.»
Wer heute einen Vertrag mit der BAC unterzeichnet, erhält innerhalb der nächsten fünf Jahre Wärme. Das ist genügend Zeit, um eine bestehende Heizung zu ersetzen. Installationen im Haus selbst (wie Pumpen, Verteilungen oder Warmwasser-
speicher) werden meist im Zuge der Sanierung modernisiert – etwas, das in vielen Liegenschaften ohnehin nötig ist.
Solarkraft als Ergänzung
Wengen und die BKW arbeiten nicht nur an einer Lösung für Fernwärme: Am Lauberhorn entstehen auch Solaranlagen der BKW, die dazu beitragen, den Strombedarf der Weltcuprennen grosszügig zu decken. Durch diese Massnahmen kann Wengen seine Energiezukunft ganzheitlich verbessern. Ein wichtiger Beitrag zum Erhalt des alpinen Lebensraums.
Pascal Wyssen von der BAC kennt die Themen. Er führt die Vertragsverhandlungen und bespricht die individuelle Situation jeder einzelnen Liegenschaft im Projekt. «Fernwärme ist kostenneutral im Vergleich zu alternativen Heizsystemen» sagt er. «Sie ist erneuerbar und bietet einen Mehrwert für die Liegenschaften und das Dorf.» Viele Eigentümer reagieren auf die langfristige Wertsteigerung ihrer Gebäude, die durch ein modernes Heizsystem begünstigt wird. Und nicht zuletzt: Weniger Verkehr im Dorf ist attraktiv für alle.
Ohne Hotels funktioniert es nicht
Über 70 Verträge sind bereits in Umlauf, der Versorgungsperimeter ist festgelegt. 120 bis 150 Objekte können angeschlossen werden; vor allem Hotels, die rund 80 Prozent des Gesamtwärmebedarfs ausmachen. Sie braucht es für das Projekt. «Wenn die Hotellerie mitzieht, funktioniert das Netz. Wir spüren eine klare Bereitschaft», sagt Fischer.
Tatsächlich haben die Erfahrungen der letzten Jahre – von Energiedebatten bis zu Versorgungsschwankungen – das Verständnis für den Systemwechsel im Dorf verstärkt. Auch das revidierte Energiegesetz verleiht dem Projekt Rückenwind. Zusätzliche Impulse kommen aus dem alpinen Umfeld: Am Lauberhorn entstehen Solaranlagen, die den Strombedarf der FIS-Rennen decken. Diese Massnahmen zeigen, dass Wengen seine Energiezukunft ganzheitlich betrachtet – nicht nur beim Transport von Heizöl.

Hotel mit Starfaktor: Im Victoria Lauberhorn steigen während der Rennen in Wengen gerne mal die Schweizer Skistars ab.
«Eine einmalige Chance»
Die politische Unterstützung ist entsprechend deutlich. Gemeindepräsident Karl Näpflin sagt, dass das Fernwärmeprojekt der BAC «eine einmalige Chance» sei: «Wengen erhält eine erneuerbare Energielösung, die den Transportaufwand deutlich reduziert und gleichzeitig wertvolle Synergien für das örtliche Gewerbe schafft.» Das Projekt werte Wengen nachhaltig auf, sagt Näpflin. Er hoffe sehr, dass es realisiert wird – und er zählt auf die Unterstützung der Eigentümerinnen und Eigentümer.
Für Fischer hat das Projekt heute schon eine hohe emotionale Bedeutung: «Ich hätte mir nie träumen lassen, dass alles so gut klappt. Überall, wo wir genauer hinschauten, fanden wir Lösungen statt Probleme.» Wengen könnte künftig also nicht nur Gastgeber der berühmtesten Skirennen im alpinen Schneesport sein. Sondern bald auch ein Vorzeigeort der alpinen Energiewende.
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