Neuwagenverkäufe in der EU und in vier weiteren Staaten, die vom Verband der europäischen Automobilhersteller erfasst werden, gingen im vergangenen Monat um 17 Prozent auf 1,07 Millionen Stück zurück, heisst es in einer Erklärung. Die Volkswagen war mit einem Rückgang von 24 Prozent gegenüber Vorjahr der am stärksten betroffene grosse Hersteller.

Zwar sagten sowohl VW, als auch die BMW und Mercedes-Benz letzten Monat, dass sich die Halbleiterknappheit zu entspannen beginne. Doch es dauert, bis mehr Autos in den Verkaufsräumen ankommen und die Händler ihre Bestellungen abarbeiten können. Die Hersteller haben zudem mit steigenden Rohstoff- und Energiekosten zu kämpfen, die die Preise der Fahrzeugen nach oben treiben.

"Die Industrie wird ihre Versorgungsengpässe auf absehbare Zeit nicht überwinden", sagte LMC Automotive diesen Monat. "Eine weitere Sorge ist die Nachfrage, die sich in den letzten Monaten aufgrund der verschlechterten Wirtschaftsaussichten abgeschwächt hat."

Laut Bloomberg Intelligence könnten die Verkäufe in wichtigen Märkten wie Deutschland und Grossbritannien im Juli aufgrund eines schwachen Julis letztes Jahr wieder ansteigen. LMC Automotive schätzt, dass Pkw-Auslieferungen in Westeuropa dieses Jahr um mehr als 6 Prozent auf 9,92 Millionen fallen werden. Im Januar hatte das Marktforschungsunternehmen noch einen Anstieg von fast 9 Prozent vorausgesagt.

Energieknappheit könnte Situation verschlechtern

Sowohl Angebot als auch Nachfrage könnten jedoch weiter unter Druck kommen, falls sich sich die Energieknappheit weiter verschärft. 

"Die Angst vor möglichen Werksschliessungen in Deutschland aufgrund von Energieengpässen wächst", schrieb Tom Narayan, Analyst für die europäische Automobilindustrie bei RBC Capital Markets, in einem Bericht vom 5. Juli. Chemiewerke in Deutschland, die Kunststoffe für Autokomponenten herstellen, könnten etwa schliessen, was Hersteller in ganz Europa treffen würde, so der Analyst.

Bislang konnten die Autobauer den geringeren Absatz durch höhere Preise und die Konzentration auf teure und rentable Modelle ausgleichen. Doch angesichts der steigenden Inflation könnte diese Strategie an ihre Grenzen stossen, falls die Kunden den Gürtel enger schnallen.

"Wir sind ein wenig vorsichtig, was die Aussichten für das nächste Jahr angeht", sagte VW-Vorstandschef Herbert Diess letzte Woche in einem Interview mit Bloomberg Television. "Die Welt wird instabil bleiben. Davon gehen wir aus, deshalb müssen wir ein bisschen vorsichtig sein."

(Bloomberg)