Die Telekommunikationskonzerne Orange und MasMovil ziehen mit einer milliardenschweren Fusion in Spanien Konsequenzen aus dem scharfen Wettbewerb der bisher vier Anbieter. An dem neuen Unternehmen im Wert von 18,6 Milliarden Euro würden beide Seiten gleichermassen beteiligt, kündigten der französische Konzern Orange und sein spanischer Partner MasMovil am Samstag an. Das französische Unternehmen bringt dafür sein Spanien-Geschäft ein. Ein Abschluss der Transaktion werde spätestens in der ersten Hälfte des kommenden Jahres erwartet.

Das Vorhaben benötigt eine kartellrechtliche Freigabe der EU-Kommission, die derartigen Zusammenschlüssen gewöhnlich kritisch gegenübersteht. Orange hat nach eigenen Angaben ein Vorkaufsrecht auf die von MasMovil gehaltenen Aktien des geplanten Gemeinschaftsunternehmens. Auf längere Sicht sei auch ein Börsengang des neuen Unternehmens möglich. Die beiden Konzerne hatten im März Gespräche über eine Zusammenlegung ihrer Spanien-Geschäfte bekannt gegeben. Diese Verhandlungen mündeten nun in eine bindende Vereinbarung.

Mit dem Zusammenschluss entsteht in dem nach Einwohnern viertgrössten EU-Land ein neuer Festnetz- und Mobilfunkriese, der dem bisherigen Marktführer und ursprünglichen Monopolisten Telefonica besser Paroli bieten soll. Der britische Anbieter Vodafone würde in Spanien auf den vierten Platz abrutschen. Er könnte jedoch Branchenexperten zufolge wie seine Konkurrenten von einem Nachlassen des Preiskampfes profitieren. Am Mobilfunkmarkt halten nach Angaben der Regulierungsbehörde bisher die Telefonia-Marke Movistar einen Anteil von 28 Prozent, Orange 23 Prozent, Vodafone 22 Prozent und MasMovil 21 Prozent.

Erbitterte Preisschlachten, hohe Schuldenberge und Milliarden-Investitionen in den 5G-Ausbau machen Telekommunikationskonzernen in ganz Europa zu schaffen. Immer öfter wird deswegen in der Branche über eine Konsolidierung nachgedacht. Analysten halten Zusammenschlüsse unter anderem auch in Italien, Portugal und Grossbritannien für möglich. Wegen kartellrechtlicher Hürden dürfte die ganze Branche nun gespannt darauf blicken, wie die EU-Kommission auf das Vorhaben von Orange und MasMovil in Spanien reagiert.

Bei dem geplanten Zusammenschluss werden das Spanien-Geschäft von Orange mit 7,8 Milliarden Euro bewertet und MasMovil mit 10,9 Milliarden Euro. Der gemeinsame Umsatz beläuft sich auf mehr als 7,3 Milliarden Euro, die Betriebsgewinne summieren sich auf mehr als 2,2 Milliarden Euro. Hauptaktionär von Orange ist der französische Staat, der 23 Prozent der Anteile hält. MasMovil gehört mehrheitlich den Finanzinvestoren KKR, Providence und Cinven.

(Reuters)