Nach dem starken Jahresauftakt hat sich an den Börsen eine gewisse Ernüchterung eingestellt. "Immer noch herrscht Krieg in Europa, die wichtigsten Notenbanken der Welt befinden sich in Zinserhöhungszyklen und das Risiko einer Rezession in Teilen oder der gesamten Weltwirtschaft ist noch nicht gebannt", fasste Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarktes die Gefahren für die Märkte zusammen.

Die Volkswirte der Helaba verwiesen auf die Europäischen Zentralbank, die weiterhin auf Inflationsbekämpfung ausgerichtet sei: "Zwar will die EZB von Fall zu Fall entscheiden, für das kommende Ratstreffen dürfte wegen der nochmals auf ein Rekordniveau gestiegenen Kern-Inflationsrate aber klar sein, dass eine Zinserhöhung beschlossen wird."

Bei den Sektoren fand ein Favoritenwechsel im Vergleich zum Vortag statt. Während die Versorger, die zum Wochenauftakt noch geschwächelt hatten, nun zulegten, mussten die zuletzt starken Bauwerte Abschläge hinnehmen. Hier gaben Holcim 0,6 Prozent nach. Der Konzern verstärkt sich mit einem Zukauf in Italien. Der Baustoffkonzern übernimmt die italienische Nicem, einen Anbieter von gemahlenem Kalziumkarbonat mit Sitz nahe Bergamo in Norditalien. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht.

Der Pharmasektor litt unter den Verlusten eines anderen Schweizer Wertes - Novartis fielen um zwei Prozent. Händler verwiesen auf ernüchternde Aussagen zum Krebsmittel Kisqali anlässlich einer Investorenkonferenz. Danach liessen Firmenvertreter am Vorabend im Rahmen der JPMorgan Healthcare Conference durchblicken, dass die viel beachtete Natalee-Studie zum Brustkrebsmedikament Kisqali weiterläuft. Analysten waren davon ausgegangen, dass die Studie aufgrund überzeugender Ergebnisse vorzeitig beendet werden kann. Laut Experten von Kepler Cheuvreux hätten Novartis im Erfolgsfall üppige zusätzliche Umsätze mit Kisqali gewunken. Dazu komme es nun wohl nicht.

Unter den Standardwerten im Euro Stoxx 50 gehörten EssilorLuxottica mit 2,1 Prozent Abschlag zu den grössten Verlierern. RBC hatte den Optikkonzern von "Sector Perform" auf "Underperform" abgestuft. Analyst Piral Dadhania begründete dies mit seinen Erwartungen eines schwächeren US-Dollars, eines geringeren China-Engagements und eines moderateren Umsatzwachstums im Jahr 2023./mf/mis

(AWP)