Während die US-Börsen rund zwei Stunden vor dem Fed-Entscheid freundlich tendierten, schloss der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 mit einem Minus von 0,29 Prozent auf 3975,26 Punkte. Der französische Cac 40 sank letztlich um 0,21 Prozent auf 6730,79 Punkte. Derweil verlor der britische FTSE 100 nur 0,09 Prozent auf 7495,93 Zähler, nachdem er am Dienstag den anderen Indizes hinterhergehinkt war.

"Nach der gestrigen Jubelstimmung an den Aktienmärkten und dem Kursrausch insbesondere bei den Technologieaktien, stellt sich heute eine Katerstimmung ein", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow die Lage. "Es hatte sich bereits gestern Nachmittag angedeutet, dass es wesentlich verfrüht ist, in Euphorie auszubrechen. Die Inflation steigt weiter und hat lediglich an Dynamik verloren." Günstige US-Inflationsdaten hatten am Dienstag die Kurse zeitweise beflügelt.

Die anstehenden Zinsentscheidungen diesseits und jenseits des Atlantiks verstärkten die Vorsicht. Die konjunkturellen Risiken verlangen von den Währungshütern Fingerspitzengefühl bei Zinserhöhungen, wollen sie eine harte Landung der Wirtschaft vermeiden. "Um die Inflation erfolgreich auf das Zielniveau zurückzuführen, wird die EZB eine Kombination aus guter Entscheidungsfindung, sachlicher Kommunikation und Glück benötigen", merkte Ökonomin Roxane Spitznagel von der Fondsgesellschaft Vanguard an.

Im europäischen Branchenvergleich waren zur Wochenmitte die besonders zinssensiblen Immobilientitel am meisten gefragt: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 1,2 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf ist das Branchenbarometer aber der grösste Verlierer.

Der Index der Einzelhändler stieg auch dank guter Inditex-Zahlen um 0,7 Prozent. Die weiter rege Nachfrage und eine gute Kostenkontrolle hatten dem Moderiesen in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres kräftige Umsatz- und Gewinnzuwächse beschert. Die Aktien profitierten davon mit einem Kursanstieg um gut drei Prozent, was den Spitzenplatz im EuroStoxx bedeutete.

Branchen-Tagesverlierer war am Mittwoch der seit Jahresbeginn vergleichsweise robuste Index der Rohstoffunternehmen mit minus 1,7 Prozent. ArcelorMittal verbilligten sich um fast viereinhalb Prozent. Die US-Bank JPMorgan hatte den Papieren das Siegel "Negative Catalyst Watch" verliehen. Damit geht Analyst Dominic O'Kane pessimistisch in den Quartalsbericht des Stahlkonzerns. Die Bewertung der Papiere hält er für unattraktiv. Insgesamt überwögen im Stahlbereich die Risiken angesichts der Wachstumsgefahren in den USA und Europa.

Auch der Index der Reise- und Freizeitindustrie präsentierte sich mit einem Verlust von 1,4 Prozent schwach. Hier belastete auch das achtprozentige Kursminus von Tui an der Londoner Börse. Analyst Richard Clarke von Bernstein Research sprach mit Blick auf den Geschäftsbericht des Tourismuskonzerns zwar von einem versöhnlichen Jahresabschluss. "Das Thema" sei aber die Kapitalerhöhung. Am Vorabend hatte Tui angekündigt, dass man mit frischem Geld die Rückzahlung der verbliebenen Staatshilfen aus der Corona-Krise angehen will. Zudem will man mit einem "Reverse Split" die Aktienanzahl verringern und für zehn alte Anteile einen neuen ausgeben, womit die Aktien optisch wieder deutlich teurer werden./gl/jha/

(AWP)