Mit den leichten Gewinnen setzten die Märkte ihre Konsolidierung nach dem Kurssprung in der Vorwoche fort. Für die verbesserte Lage spricht unterdessen, dass stärkere Korrekturen bislang ausgeblieben sind. "Das Sentiment hat sich stark aufgebessert und spiegelt sich schon seit der letzten Handelswoche auch in den europäischen Aktienmärkten wider", so Marktexperte Andreas Lipkow. "Das gestrige Treffen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern der USA und China nimmt etwas Druck vom Kessel". Chinesische Aktien hatten mit deutlichen Gewinnen auf die Entspannungssignale zwischen den Grossmächten reagiert.

Auch sonst könnte der chinesischen Wirtschaft schon bald wieder grosse Bedeutung für die internationalen Märkte zukommen. "China könnte trotz seiner gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwäche bald wieder zur Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft werden", prognostiziert Anlagestratege Robert Greil von Merck Finck. "2023 könnte China positiv überraschen. Ein wesentlicher Faktor ist aus unserer Sicht, dass Peking die Wirtschaft weiterhin mit vielen, oft kleineren und bei uns weniger wahrgenommenen Massnahmen stützen wird."

Die Kursveränderungen hielten sich zumeist in Grenzen. An der Spitze der Einzelsektoren lagen mit den Versorgern und den Lebensmittelwerten klassische defensive Branchen. So zogen etwa Nestle um 1,2 Prozent an. Nicht dabei waren die Telekomtitel. Hier schlugen die deutlichen Verluste von Vodafone durch, die um fast acht Prozent einbrachen. Im Gegensatz zur Konkurrenz rechnet der britische Telekommunikationsanbieter für das laufende Geschäftsjahr mit einer eher schwachen Gewinnentwicklung. So könnte der operative Gewinn (Ebitda AL) des Geschäftsjahres 2023 nur noch im Bestfall bei 15,2 Milliarden Euro stabil auf Vorjahresniveau bleiben, aber auch ein Rückgang auf 15 Milliarden Euro sei möglich. Bislang hatte der Vorstand noch am oberen Ende der alten Spanne 300 Millionen Euro mehr in Aussicht gestellt.

Besser sah es bei den Technologiewerten aus. Hier sorgte eine Neuinvestition des Unternehmens Berkshire Hathaway von Investmentlegende Warren Buffet für Fantasie. "Mit dem vier Milliarden Dollar schweren Einstieg bei Taiwan Semiconductors, dem grössten Chiphersteller der Welt, steigt Buffett in die Technologiebranche ein, die er sonst meidet", merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets dazu an.

Unter den Einzelwerten erholten sich unterdessen die Aktien des Callcenter-Betreibers Teleperformance weiter von dem Rückschlag in der Vorwoche und zogen um über acht Prozent an. Die Citigroup hatte den Wert auf "Kaufen" angehoben./mf/jha/

(AWP)