Nun hofften die Anleger "auf ein besseres Börsenjahr 2023", schrieb Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings seien die wirtschaftlichen und politischen Risiken und Belastungsfaktoren weiterhin da. Stephen Innes von SPI Asset Management verwies darauf, dass die Gründe für die hohe Inflation immer noch Bestand hätten. Er verwies auf wichtige Ereignisse im Laufe der Woche, darunter das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sieht derweil 2023 weniger die Inflation als die Gefahr einer Rezession als Belastung.

Dessen ungeachtet konnten sich auch die anderen Indizes am Montag berappeln: Für den MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen, der im vergangenen Jahr sogar um rund 28 Prozent eingebrochen war, ging es um 1,31 Prozent auf 25 447,79 Punkte hoch. Der EuroStoxx 50 gewann 1,22 Prozent auf 3839,98 Zähler - 2022 hatte sich der Eurozonen-Leitindex ähnlich schwach wie der Dax entwickelt. Da ausser der tonangebenden Wall Street unter anderem die Börsen in Grossbritannien, China, Hongkong und Japan geschlossen bleiben, verlief der Handel recht ruhig und mit wenig Volumen.

Am Montag standen Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda. Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich die Stimmung bei Chinas grossen und staatsnahen Unternehmen im Dezember noch deutlicher eingetrübt hat als von Experten erwartet. Hintergrund dürfte die Angst vor möglichen Folgen der neuen Corona-Politik der chinesischen Regierung sein. Diese hatte Anfang Dezember eine Kehrtwende vollzogen, nachdem sie zunächst im Gegensatz zu nahezu allen anderen Ländern keine Lockerungen ihrer ohnehin schon ungewöhnlich strengen Null-Covid-Politik vorgenommen hatte. Nun steigen die Infektionszahlen in dem Land allerdings rasant.

Am Montagvormittag folgten dann Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone. Diesen zufolge hat sich die Stimmung in den Industrieunternehmen des Währungsraums Ende des vergangenen Jahres weiter verbessert. Mit einem Indexwert von unter 50 Punkten signalisiert der Indikator der Eurozone aber nach wie vor eine schrumpfende Wirtschaftsleistung.

Unternehmensnachrichten aus Deutschland gab es zunächst kaum. Rheinmetall knüpfte dank eines Grossauftrags an das starke Vorjahr an: Mit plus 2,4 Prozent zählte die Aktie des Rüstungskonzerns und Autozulieferers zu den besseren MDax-Werten. Im vergangenen Jahr hatte das Rüstungsgeschäft im Fokus gestanden, das von höheren Verteidigungsausgaben im Zuge des Ukraine-Krieges profitiert. Doch nun erhielt der Konzern von einem deutschen Auto-Premiumhersteller einen über eine Viertelmilliarde Euro schweren Auftrag für Schaltschutz-Teile in Elektroautos. Vergangene Woche hatte Rheinmetall einen Auftrag über 770 Millionen Euro von einem Industriekunden für Kältemittelverdichter vermeldet - ebenfalls ein Auftrag aus dem nicht-militärischen Bereich des Konzerns.

Der Indexnachbar Verbio war nach dem vergleichsweise guten Vorjahr auch am ersten Handelstag 2023 gefragt, wie das Kursplus von 2,9 Prozent zeigte. Die Autoren des Börsenbriefes "Bernecker-Daily" halten es für möglich, dass der Biokraftstoffhersteller noch im Januar dem Beispiel des Biogasanlagen-Spezialisten Envitec folgt, der jüngst für 2022 bessere Erlöse und ein höheres Vorsteuerergebnis als bisher angekündigt hatte. Zudem sei Verbio ein Profiteur des neuen Gaspreisdeckels, da das Unternehmen auch auf Erdgas als Energiequelle angewiesen sei. Dazu passte die Meldung, dass der europäische Gaspreis zum Jahresauftakt die Talfahrt der vergangenen Handelstage dank ungewöhnlich milder Wintertemperaturen fortgesetzt hat. Vor diesem Hintergrund halten die Bernecker-Experten die Kurskorrektur von Verbio um fast 31 Prozent seit dem November-Hoch für übertrieben.

Der Laborzulieferer Sartorius , dessen Aktien bereits 2022 zu den grössten Dax-Verlierern gehört hatten, büsste indes am Indexende weitere knapp fünf Prozent ein. Die Göttinger wollen auch in den kommenden Jahren wieder Übernahmen tätigen. Am Wochenende hatte Unternehmenschef Joachim Kreuzburg zudem der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass sich der Fachkräftemangel mittlerweile zu einem Arbeitskräftemangel ausgedehnt habe, der auch für Sartorius eine Herausforderung sei.

Andere Verlierer des vergangenen Jahres standen dagegen am Montag in der Gunst der Anleger, wie etwa die Kursgewinne des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental , des Online-Modehändlers Zalando und des Immobilienkonzerns Vonovia im deutschen Leitindex zeigten. Weniger gefragt waren umgekehrt etwa die 2022 vergleichsweise starken Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück ./gl/jha/

(AWP)