Noch deutlicher als der Dax erholte sich der MDax der mittelgrossen Werte mit plus 1,77 Prozent auf 25 105,93 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um gut ein halbes Prozent nach oben.

Am Vortag hatte der wohl längerfristige Stopp russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 für tiefrote Kurse an der Frankfurter Börse gesorgt. Damit hatte sich auch der vor dem Wochenende erreichte Zuwachs von rund 400 Punkten im Dax komplett in Luft aufgelöst. "Diese extreme Volatilität mag ein Vorbote sein, was die Anleger im Laufe der nächsten Wochen beziehungsweise Monate an den Aktienmärkten erwartet", schrieben die Experten der National-Bank.

Fest im Blick der Anleger bleibt der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag, denn auch dieser könnte für Kursbewegung an den Märkten sorgen: Während die Wähungshüter höhere Zinsen als probates Mittel gegen die rasante Inflation betrachten, befürchten Börsianer Bremsspuren in der Wirtschaft. Allerdings wäre eine dauerhaft hohe Inflation noch schädlicher. Beobachter halten angesichts der rasanten Teuerung in der Eurozone einen Zinsschritt der EZB um 0,75 Prozentpunkte für möglich.

Auf Unternehmensseite zählten Volkswagen-Vorzüge zu den grossen Gewinnern im Dax mit einem Aufschlag von rund 3,4 Prozent. Hier gibt es endlich Klarheit beim Börsengang der Sportwagen-Tochter Porsche AG. So soll vorbehaltlich weiterer Kapitalmarktentwicklungen Ende September oder Anfang Oktober ein erster Teil der Aktien in Frankfurt gehandelt werden. Die Neuemission könnte bis zum Jahresende vollständig umgesetzt sein. Generell waren Autowerte in Europa gefragt, die Vorzugsaktien der Porsche Automobil Holding verloren jedoch leicht.

Kräftige Zuwächsen nach der jüngsten Kursschwäche verbuchten derweil Aktien von Internetwerten. Eine positive Studie der US-Bank Morgan Stanley zu Delivery Hero gab dem Sektor insgesamt Auftrieb. Die Titel des Essenslieferdienstes verteuerten sich an der Spitze im MDax um acht Prozent. Im Dax sicherten sich die Anteile des Online-Modehändlers Zalando den ersten Platz mit rund fünf Prozent Kursaufschlag. Gleich dahinter folgten die Aktien von Hellofresh mit einem Kursgewinn von 4,8 Prozent.

Dass der Abstieg des Kochboxenversenders aus der ersten Börsenliga zum 19. September besiegelt ist, störte kaum. Dies sei so erwartet worden, hiess es am Markt. Im Gegenzug kommt die erst im Frühjahr abgestiegene Siemens Energy wieder in den Dax zurück - die Papiere legten um mehr als drei Prozent zu.

Aktien des angeschlagenen Uniper -Konzerns setzten nach anfänglicher Stabilisierung ihren Kursrutsch fort und fielen auf ein weiteres Rekordtief. Hier spekulieren die Investoren, wann der Konzern weitere Staatshilfen braucht, nachdem Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nach einer Wartungspause nicht wieder aufgenommen hatte. So muss Uniper nun noch mehr teures Gas am Markt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu können. Uniper-Anteile standen zuletzt noch mit fast fünf Prozent im Minus. In diesem Sog ging es für RWE als grösster Dax-Verlierer um 1,6 Prozent bergab, Eon-Anteile gaben rund ein Prozent nach.

Lufthansa-Titel legten zuletzt um mehr als zweieinhalb Prozent zu. In letzter Minute haben die Lufthansa und ihre Piloten einen erneuten Streik abgewendet.

In den hinteren Börsenreihen gehörten Aktien der Optikerkette Fielmann mit einem Minus von einem Prozent zu den grösseren Verlierern im Kleinwerteindex SDax . Die Papiere gerieten damit im Tagesverlauf stärker in den Sog der gekappten Prognose des Konkurrenten Mister Spex, dessen Kurs allerdings zuletzt um fast 13 Prozent nachgab.

Der Euro fiel und kostete zuletzt 0,9902 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 0,9920 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,45 Prozent am Vortag auf 1,42 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 131,93 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,11 Prozent auf 147,87 Punkte zu./tav/jha/

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

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