"Die US-Berichtssaison hat neuen Schwung für europäische Aktien gebracht", sagte Marktexperte Andreas Lipkow. Chartanalyst Christoph Geyer sieht bereits das Rekordhoch aus dem Jahr 2021 wieder in Reichweite, auch wenn es mit 16 290 Punkten ein gutes Stück entfernt ist.

Am Freitag hatte die beginnende Berichtssaison mit den ersten Quartalsbilanzen grosser US-Banken einen guten Auftakt. Sollte sich dies in der Branche so fortsetzen, könnte dann aber wohl von einer noch vorsichtigeren Gangart der US-Notenbank in ihrem geldpolitischen Straffungskurs keine Rede mehr sein, merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets an. Die Hoffnung auf eine Zinspause könnte sich nach hinten verschieben, was die Kauflaune am Aktienmarkt bremsen dürfte.

Dazu passte, dass sich auch die Stimmung in der Industrie im wirtschaftlichen wichtigen US-Bundesstaat New York im April überraschend deutlich aufhellte. Mit einem Stand über der Nulllinie signalisiert der Indikator wieder einen Zuwachs der wirtschaftlichen Aktivität.

Unter den Einzelwerten im Dax hatten RWE mit plus 1,3 Prozent auf 40,86 Euro die Nase vorn. Die Aktie des Energieunternehmens profitierte von einer Kurszielerhöhung der US-Bank Citigroup auf 48 Euro. RWE biete ein hohes Wachstumspotenzial und eine der stärksten Bilanzen im Sektor, schrieb Analyst Piotr Dzieciolowski.

Schlusslicht dagegen waren die Aktien der Commerzbank mit minus 3,2 Prozent. Die Papiere der Deutschen Bank gaben um 2,2 Prozent nach. Auch Aktien von Versicherern wie Munich Re und Hannover Rück zählten zu den grössten Verlierern mit etwas mehr als zwei Prozent Verlust.

Teamviewer waren mit einem Plus von 5,6 Prozent dagegen Spitzenwert im Index der mittelgrossen Aktienunternehmen. Eine Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg verlieh der seit Mitte Februar stockenden Kurserholung des Softwareunternehmens frischen Schwung. Analyst Gustav Froberg sieht nach schwierigen Jahren eine Trendwende. Noch übersähen viele Investoren die Erholung des Geschäfts mit mittelgrossen und kleinen Unternehmen, da sie zu sehr auf die Probleme der Vergangenheit fixiert seien, erklärte er.

Traton zogen im SDax um 5,5 Prozent nach oben und Nagarro sogar um 7,0 Prozent. Die VW -Nutzfahrzeugholding Traton erwägt nach einem guten Jahresstart eine Erhöhung der Jahresprognose. Die Anteile des IT-Dienstleisters Nagarro setzten ihre Erholung vom Freitag fort und profitierten zur Vorlage detaillierter Jahreszahlen für 2022 vor allem von der Ankündigung eines Aktienrückkaufs.

Aktien von Chipausrüstern gerieten europaweit unter Druck. Die Sorge vor Investitionseinschränkungen in der Branche belastete, nachdem die taiwanische Wirtschaftszeitung "Economic Daily News" unter Berufung auf informierte Personen berichtet hatte, dass der weltgrösste Chipfertiger TSMC seine für 2023 geplanten Investitionen zurückschrauben wolle. Die Papiere von Aixtron fielen als einer der grössten Verlierer im MDax um 2,4 Prozent.

Der Euro wurde mit 1,0951 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1057 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,41 Prozent am Freitag auf 2,46 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 125,57 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,45 Prozent auf 133,76 Punkte./ck/jha

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)