Für den MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen ging es am Donnerstag um 0,67 Prozent auf 27 962,35 Punkte nach oben. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann ein halbes Prozent.
Auftrieb geben am Aktienmarkt zuletzt nachlassende Sorgen vor weiter deutlich steigenden Zinsen, da der Inflationsdruck nachzulassen scheint. In Europa machen den Anlegern die sinkenden Gaspreise Mut. In den USA scheinen die zuletzt deutlichen Zinserhöhungen der Notenbank Fed zu wirken. Am Anleihenmarkt gehen die Renditen tendenziell zurück.
Am Nachmittag aber könnte sich erweisen, ob die jüngste Rally auf tönernen Füssen steht oder weitergeht. Dann wird mit den US-Verbraucherpreisen für Dezember ein wichtiger Signalgeber für den weiteren Kurs der Fed veröffentlicht. Die Bank Credit Suisse rechnet wie der Markt insgesamt damit, dass die Kerninflation ohne die besonders volatilen Lebensmittel- und Energiepreise gegenüber dem November leicht auf 5,7 Prozent gesunken ist.
Die Inflationsdaten aus den USA hätten sowohl das Potenzial, den Dax nachhaltig über die 15 000 Punkte zu heben, als auch die Rally der ersten beiden Börsenwochen des Jahres zumindest mal signifikant zu unterbrechen, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Hinter dem Leitindex liege seit Anfang Oktober vergangenen Jahres ein Plus von mehr als 3000 Punkten. Die Bereitschaft dürfte hoch sein, bei einer Enttäuschung Gewinne einzustreichen.
Die optimistische Erwartung vor den Zahlen könnte damit eine etwaige Korrektur deutlich härter ausfallen lassen, fuhr Molnar fort. Auf der anderen Seite gebe es allerdings noch genug Anleger, die die Rally bislang lediglich mit einem Kopfschütteln begleitet haben, aber irgendwann die Geduld verlieren dürften, auf wieder billigere Kurse zu warten. "Geht die wilde Fahrt zum Jahresanfang also weiter, würden diese Anleger zum Katalysator der Rally", resümierte der Experte.
In einem für Automobilwerte europaweit guten Umfeld zogen die Aktien des Zulieferers und Reifenherstellers Continental an der Dax-Spitze um 2,8 Prozent an. Sie zählen aktuell zu den Papieren, die seit Jahresbeginn besonders stark gestiegen sind.
Für Bewegung am Aktienmarkt sorgten ferner Analystenkommentare. So büssten die Anteilsscheine von Kion am MDax-Ende 4,6 Prozent ein. Der Experte Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan riet den Anlegern, nach dem zuletzt überdurchschnittlichen Lauf der Papiere Kasse zu machen. Mit Blick auf die Resultate des Staplerherstellers für das vierte Quartal ist er skeptisch. Gupta rechnet mit einer Konsolidierungsphase, der Ausblick für 2023 könnte enttäuschen.
Die Anteilsscheine von PVA Tepla schnellten im Nebenwerteindex SDax um rund sieben Prozent in die Höhe. Nach der deutlich unterdurchschnittlichen Kursentwicklung im Vorjahr dürften die Aktien im Jahr 2023 das Anlegerinteresse wecken, schrieb der Experte Gustav Froberg von der Privatbank Berenberg. So seien die Konsensschätzungen für das Hightech-Unternehmen gesenkt worden und die Berechenbarkeit der Erträge sei angesichts des Rekord-Auftragsbestands hoch./la/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
(AWP)