Am Dienstag hatte der Dax an den freundlichen Wochenauftakt angeknüpft und war bis an seine 100-Tage-Linie herangelaufen, die den langfristigen Trend beschreibt, bevor die unerwartet beständige US-Inflation die Anleger kalt erwischte. Die für den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed so wichtige Kerninflation lag im August überraschend 0,6 Prozentpunkte über dem Vormonat und 6,3 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

"Es ist vor allem die weiter steigende Kernrate der Inflation, aus der die volatilen Energiepreise herausgerechnet werden, die den Anlegern Sorge bereitet, weil sie zeigt, dass die Preise quer durch die gesamte Wirtschaft steigen", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. Die hartnäckige Teuerung dürfte die US-Notenbank Fed nicht von ihrem Kurs abbringen, die Zinsen schnell und deutlich zu erhöhen.

Der Handelstag dürfte Molnar zufolge wegweisend sein, nicht nur für den Rest der Woche, sondern auch für die mittelfristige Entwicklung: "Schlägt der zuletzt wieder aufgekommene Optimismus komplett wieder in Inflations- und Zinsangst um, ist die Rally vorbei, ehe sie so richtig begonnen hat, und es droht erneut der Sturz des Dax in Richtung Jahrestief. Hält der Index heute die 13 000-er-Marke, gibt es zumindest aus technischer Sicht etwas Hoffnung."

Aus Unternehmenssicht schockte Kion die Anleger: Der Gabelstapler-Hersteller rechnet im dritten Quartal wegen gestiegener Kosten im Projektgeschäft mit einem Verlust im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Störungen in den Lieferketten und deutlich gestiegene Kosten belasteten das Geschäft schwer. Analyst Nicholas Green von Bernstein Research schrieb, das Problem seien offenkundig Verträge des Logistikspezialisten zu festen Preisen in der Warenhausautomation. Dadurch könnten gestiegene Kosten nicht an die Kunden weitergegeben werden.

Die Aktien von Kion brachen als klares Schlusslicht im MDax um rund ein Viertel ihres Werts ein und waren so günstig wie zuletzt im Jahr 2014. Die Papiere des Wettbewerbers Jungheinrich fielen um knapp dreieinhalb Prozent.

Für die Papiere der Lufthansa ging es um dreieinhalb Prozent nach unten, nachdem der Bund seine Beteiligung an der Fluggesellschaft komplett verkauft hat. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds veräusserte seinen zuletzt verbliebenen Anteil von knapp zehn Prozent im Rahmen einer Blockplatzierung an internationale Investoren.

Der Online-Händler About You reduzierte wegen der sinkenden Konsumlaune und der Eintrübung der Konjunktur die Umsatz- und Ergebnisziele für das laufende Geschäftsjahr. Die Anteilsscheine knickten am Ende des Nebenwerteindex SDax um sechseinhalb Prozent ein. Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan sieht vor allem kritisch, dass das Management die steigende Kosteninflation so betonte. Dieser Aspekt sei in den Schätzungen für die Branche noch nicht ausreichend berücksichtigt, so die Expertin.

Dagegen katapultierte eine angehobene Geschäftsprognose die Anteilsscheine des Autovermieters Sixt mit über vier Prozent Plus in die MDax-Spitzengruppe.

Nach einer doppelten Hochstufung durch Oddo BHF auf "Outperform" legten die Papiere von Krones um 6,6 Prozent zu./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)