Tags zuvor war der deutsche Leitindex im frühen Handel zunächst mit 16 011 Punkten auf einen neuen Höchststand seit Januar 2022 geklettert. Letztlich nahmen die Anleger nach einem 15-prozentigen Kursplus seit Jahresbeginn an der runden Marke dann aber Gewinne mit. Wie es weitergeht, dürfte vor allem von den die Zinsentscheidung der US-Notenbank begleitenden Bemerkungen am Abend abhängen. Sie haben die grösste Macht, den Börsen die Richtung zu weisen.

Denn: Nach kräftigen Zinsanhebungen in den USA seit März 2022 gehen Experten inzwischen nur noch von einem kleinen Schritt von 0,25 Prozentpunkten aus. Danach, so sieht es Craig Erlam, Marktanalyst vom Broker Oanda, sei "eine Phase erreicht, in der jede Zinserhöhung unerwünschte und unbeabsichtigte Folgen haben könnte".

Deshalb werden die Kommentare und Signale von Fed-Chef Jerome Powell besonders im Blick stehen. Sollte er betonen, dass die Risiken im Bankensektor ein Grund sind, die Zinssätze nicht weiter anzuheben, könnte es laut Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets zu einer Fortsetzung der Rally kommen. "Macht er dagegen deutlich, dass die Inflation immer noch weit über dem Zielwert liegt und die Probleme im Bankensektor nicht wirklich besorgniserregend sind, dürften die typischen Verkäufe im Mai einsetzen."

Zur Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag "dürfte der Umfang des Zinsschrittes debattiert werden", wie die Experten von Allianz Global Investors erwarten. Ein Ende der Zinsanhebungen im Euroraum sei zugleich noch lange nicht in Sicht.

Unternehmensseitig zogen im Dax die Deutsche Post und der Sportwagenbauer Porsche AG angesichts ihrer Quartalsberichte Interesse auf sich. Zum Jahresauftakt hatte eine trägere Konjunktur und die Normalisierung des Frachtgeschäfts den Logistikkonzern belastet. Die Ergebnisse gingen nach dem Rekordjahr 2022 allerdings nicht so deutlich zurück, wie Analysten erwartet hatten. Die Post-Aktien gewannen 1,1 Prozent. Die Papiere der Porsche AG gaben indes um 0,6 Prozent nach. Wie Analyst Philippe Houchois von Jefferies kommentierte, war das Quartal mit Blick auf das operative Ergebnis und die Barmittel etwas schwach gewesen.

Die Lufthansa lieferte "durchwachsene Zahlen", wie ein Börsianer sagte. Der Ausblick sei beibehalten worden, obwohl die Fluggesellschaft mit geringeren Kosten für Kerosin plane. Die Aktien gaben um 3,0 Prozent nach. Insgesamt aber kommen sie nach ihrem guten Lauf zwischen Oktober und Anfang März kaum mehr vom Fleck.

Unter Druck gerieten aber vor allem die Aktien des Softwareanbieters Teamviewer . Das Minus belief sich am Nachmittag auf 11,5 Prozent. JPMorgan-Analyst Toby Ogg monierte das rückläufige Wachstum im Grosskundenbereich Enterprise im ersten Quartal.

Elmos Semiconductor mit plus 5,8 Prozent und Auto1 mit plus 4,9 Prozent zählten dagegen zu den Favoriten im SDax. Die Chip-Aktie profitierte von einem Analystenkommentar, denn Malte Schaumann von Warburg Research hält den Kursrutsch der Aktie in den vergangenen drei Wochen für übertrieben. Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 überzeugte mit einem geringer als erwartet ausgefallen operativen Quartalsverlust.

Der Kurs des Euro legte zu. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,1035 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstag auf 1,0965 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,38 Prozent am Vortag auf 2,26 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,55 Prozent auf 126,33 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,04 Prozent auf 136,32 Punkte./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)