Die Anleger schöpften trotz aller wirtschaftlichen und politischen Risiken neuen Mut, hiess es am Markt, nachdem der deutsche Leitindex am Freitag nach längerem Ringen wieder über der psychologisch wichtigen Marke von 13 000 Punkte geschlossen hatte. Dabei lasse selbst die Aussicht auf eine zunehmend restriktive Geldpolitik die Investoren im Moment kalt.

Laut Konstantin Oldenburger von CMC Markets sorgten auch die jüngsten Erfolge der ukrainischen Armee im Krieg gegen Russland für etwas Rückenwind. Hoffnungen auf eine Erholung von der Energiekrise hielt er jedoch für verfrüht. Börsenbeoachter Andreas Lipkow sprach von einer verhalten positiven Stimmung am Markt: "Die Investoren versuchen sich für eine potenzielle Konjunkturerholung auf Sicht von sechs bis neun Handelsmonaten zu positionieren, ohne jedoch unnötig viele Risiken in Kauf nehmen zu müssen." Entsprechend setzten die Anleger zum Wochenstart vor allem auf zyklische Werte, wie etwa Autoaktien.

Im Einklang mit der europaweit starken Branche führten Daimler Truck und Mercedes-Benz mit jeweils mehr als fünf Prozent Kurszuwachs den Dax an.

Auch die konjunkturempfindlichen Einzelhandelswerte waren gefragt, hierzulande verteuerten sich etwa Zalando um rund fünf Prozent, für Konkurrent About You ging es um 5,7 Prozent nach oben. Die als defensiv geltenden Telekom-Papiere verloren dagegen am Dax-Ende knapp ein Prozent.

Hellofresh konnten mit dem starken Markt ihre anfänglich hohen Verluste bis Handelsende noch in ein Plus von rund 2,6 Prozent verwandeln. Am Morgen hatten die Aktien des Kochboxenversenders zeitweise fast 7 Prozent eingebüsst. Auslöser war die Gesundheitswarnung einer US-Behörde für bestimmte Hackfleischpakete in Mahlzeitensets des Konzerns aus dem Juli gewesen. Immerhin habe es solcherlei Beanstandungen bisher noch nicht gegeben, kommentierte ein Händler.

Auf das Siegertreppchen im MDax schafften es die schwer angeschlagenen Papiere von TAG Immobilien mit einem Aufschlag von 6,3 Prozent. Erst in der vergangenen Woche waren sie auf ein Tief seit Ende 2014 gefallen, nun profitierten sie von einer Kaufempfehlung durch die Analysten von Kempen.

Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 startete mit kräftigen Gewinne in die neue Handelswoche und stieg um 2,14 Prozent auf 3646,51 Punkte. Die Leitbörsen in Paris und London legten ähnlich stark zu. In New York dämmte der Dow Jones Industrial seine anfänglichen Gewinne etwas ein und stand zum europäischen Börsenschluss noch etwa 0,4 Prozent höher.

Der Euro kostete nach seinem Hoch seit fast vier Wochen im Abendhandel knapp 1,0133 US-Dollar. Im Tagesverlauf war die europäische Gemeinschaftswährung zeitweise auf den höchsten Stand seit Mitte August geklettert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0155 (Freitag: 1,0049) Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,61 Prozent am Freitag auf 1,58 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,21 Prozent auf 130,98 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,58 Prozent auf 144,37 Punkte zu./tav/jha/

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

(AWP)