Damit steuert der deutsche Leitindex auf eine starke erste Handelswoche im neuen Jahr zu. Der Wochengewinn beträgt derzeit mehr als dreieinhalb Prozent. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es am Freitagmittag um 0,37 Prozent auf 26 573,58 Punkte abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,04 Prozent. Dass die einflussreiche US-Bank Citigroup inzwischen empfiehlt, europäischen Aktien im Portfolio mehr Gewicht zu geben und die Finger von US-Aktien zu lassen, dürfte die Börsenstimmung ebenfalls leicht stützen. Die Experten der Societe Generale halten europäische Aktien mittlerweile insgesamt aber für eher teuer und raten, auf einen Rücksetzer zu warten.

In der Euroregion schwächte sich laut dem Statistikamt Eurostat der Preisauftrieb im Dezember stärker als erwartet ab. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Dezember 2021 zwar um 9,2 Prozent, das ist allerdings weniger deutlich als der Anstieg im November von 10,1 Prozent. Ausserdem hatten Volkswirte im Schnitt mit einer Inflationsrate von 9,5 Prozent gerechnet. Die Kernteuerungsrate - ohne Energie und Lebensmittel - stieg von 5,0 Prozent auf 5,2 Prozent. Hier hatten Volkswirte mit 5,1 Prozent allerdings etwas weniger auf dem Zettel.

Zu dem im weiteren Handelsverlauf erwarteten Arbeitsmarktbericht aus den USA schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners: Sollten die Daten überraschend noch etwas robuster ausfallen als bereits erwartet, könnten sich die Notenbank Fed dazu veranlassen sehen, die Zinsen länger und insgesamt stärker zu erhöhen und sie anschliessend längere Zeit auf erhöhtem Niveau zu belassen. Für dieses Szenario habe am Vortag der ADP-Arbeitsmarktbericht einen Vorgeschmack gegeben. Für Anleger am Aktienmarkt sind solche Aussichten wenig verlockend, da so die Attraktivität anderer Anlageformen wie etwa Anleihen steigt.

Im insgesamt unsicheren Umfeld hatten am Morgen defensive Werte, die also weniger von konjunkturellen Schwankungen betroffen sind, die Nase vorn. Fresenius stiegen an der Dax-Spitze um 2,2 Prozent und erreichten wieder den höchsten Stand seit Juli 2022. Die Schweizer Grossbank UBS hatte das Kursziel um zwei Euro auf 32,50 Euro angehoben und ihre Kaufempfehlung bekräftigt. Dabei hob Analyst Graham Doyle die Chancen der Infusionstochter Kabi und strategische Möglichkeiten des Krankenhaus- und Medizinkonzerns positiv hervor. Die Papiere der Dialysetochter FMC stiegen um 1,2 Prozent. Ausserdem legten unter den defensiven Werten die Anteile der Deutschen Telekom um 1,0 Prozent zu.

Die Papiere der Deutschen Post sanken indes um 1,7 Prozent und zählten zu den Schlusslichtern im Dax und beendeten damit ihre eichte Erholung der vergangenen zwei Wochen. Mit Blick auf einen etwaigen Verkauf des Logistikers Schenker durch die Deutsche Bahn brachte Analyst Samuel Bland von JPMorgan die Deutsche Post DHL und die dänische DSV ins Spiel. Bland bewertet Schenker mit etwa 15 Milliarden Euro. Weil die Dänen aber mehr Erfahrung mit grösseren Zukäufen und deren Integration hätten, seien sie der wahrscheinlichere Käufer.

Mit Blick auf die Aktie Gelb fanden zudem die Tarifforderungen der Gewerkschaft Verdi für Postboten und Paketzusteller der Deutschen Post Aufmerksamkeit. Verdi fordert 15 Prozent mehr für rund 160 000 Tarifbeschäftigte im Inland. Die Tarifverhandlungen starten am Freitag.

Die Aktien von Rheinmetall waren Favorit im MDax mit plus 3,0 Prozent. Am Markt wurde auf Lieferungen von Schützenpanzer des Typs Marder an die Ukraine verwiesen. Zudem wird Rheinmetall als Nachfolger im Dax für die Linde -Aktie gesehen, sobald der Industriegasehersteller und Anlagenbauer hierzulande von der Börse geht.

Mit minus 6,4 Prozent waren Delivery Hero zugleich Schlusslicht. Finanzchef Emmanuel Thomassin stiess Aktien des Online-Essenslieferanten im Wert von etwa 1,4 Millionen Euro ab./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)