Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets sieht auf der Haben-Seite des Dax das deutlich verbesserte Bild aus technischer Sicht mit dem Überspringen der als längerfristiger Trendindikator geltenden 200-Tage-Linie und dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend seit Jahresbeginn. "Auf der Soll-Seite stehen eben jene 2400 Punkte Plus der vergangenen sechs Wochen und die daraus resultierende Verführung, ein paar dieser Gewinne auch mal mitzunehmen", bemerkte Molnar.
Eine herbe Enttäuschung bei einem Kandidaten für ein Alzheimer-Medikament löste bei den Morphosys-Aktien einen Kurseinbruch von 32 Prozent auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2010 aus. Der Schweizer Pharmakonzern Roche verfehlte in seinem Alzheimer-Programm mit dem Wirkstoff Gantenerumab die gesteckten Ziele. Morphosys ist Lizenzpartner von Roche bei diesem Alzheimer-Kandidaten. Vorstandschef Jean-Paul Kress hatte sich noch Ende Oktober zuversichtlich zu den Chancen des Mittels geäussert. Damit sei die letzte Hoffnung von Morphosys zerstört, sagte ein Händler.
Die Papiere von Merck KGaA stiegen hingegen um 5,2 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte August und waren damit klarer Spitzenreiter im Dax. Die Bank of America hatte die Titel des Pharma- und Spezialchemiekonzerns von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 205 auf 215 Euro angehoben.
Die Aktien von Rheinmetall erhielten nach einem angekündigten Zukauf einen kräftigen Schub nach oben. Zuletzt notierten die Papiere des Automobilzulieferers und Rüstungskonzerns 4,5 Prozent im Plus und waren damit Top-Wert im MDax. Rheinmetall will sein Munitionsgeschäft mit einer Übernahme in Spanien ausbauen. Dem vereinbarten Kaufpreis liege ein Unternehmenswert von 1,2 Milliarden Euro zugrunde, hiess es.
Im Kleinwerte-Index SDax standen die Anteilsscheine von Adesso mit einem Plus von knapp 18 Prozent ganz oben. Der IT-Dienstleister verdiente dank des anhaltenden Digitalisierungstrends im dritten Quartal operativ 30 Prozent mehr. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen. Henrik Paganetty vom Analysehaus Jefferies sprach in einer ersten Reaktion von starken Kennziffern und lobte vor allem die ermutigende Entwicklung der Lizenzerlöse.
Die Papiere von Vitesco büssten 6,4 Prozent ein. Der Autozulieferer rechnet für das Jahr 2022 mit mehr Umsatz als bisher. Allerdings wird die Profitabilität durch die gestiegenen Kosten für Material, Energie und Frachten belastet, was die Aussichten für die operative Marge einschränkt. Im dritten Quartal konnte Vitesco den operativen Gewinn fast verdoppeln - unter dem Strich standen aber erneut Verluste./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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