Entscheidend für die Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten war zuletzt vor allem die Aussicht auf die Geldpolitik in den USA und der Eurozone. "Hoffnungen, dass die EZB und die US-Fed bereits dicht vor dem Ende ihrer Zinserhöhungsphasen stehen, haben zuletzt wiederholte Dämpfer erhalten", kommentierte Elmar Völker, Anleiheexperte von der Landesbank Baden-Württemberg. Hintergrund ist zum einen die zähe Inflation, die in den vergangenen Monaten zwar zurückgegangen ist, allerdings nur mit geringem Tempo. Zum anderen hat sich die Wirtschaft in Europa nicht so schlecht entwickelt, wie noch vor einiger Zeit zu befürchten war.

"Zu allem Überfluss wachsen auch noch die Sorgen vor einer Preis-Lohn-Spirale angesichts hoher Lohnforderungen der Gewerkschaften", ergänzte Experte Völker. Unter einer derartigen Spirale verstehen Ökonomen einen sich selbst verstärkenden Inflationseffekt aus steigenden Preisen und in der Folge steigenden Löhnen und Gehältern. Ein Ausweg daraus kann geldpolitisch schwierig und volkswirtschaftlich teuer werden.

Die bremsenden Effekte der Geldpolitik wurden am Montag deutlich: Neue Kredit- und Gelddaten der Europäischen Zentralbank (EZB) deuteten auf eine nachlassende Konjunkturdynamik hin. Die als wirtschaftlicher Indikator betrachtete Geldmenge M1 schrumpfte sogar gegenüber dem Vorjahresmonat. An der Erwartung, dass die EZB im kommenden Monat ein weiteres Mal an der Zinsschraube drehe, werde sich zwar kaum etwas ändern, erklärten Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen. Die "Tauben" im EZB-Rat, also Vertreter mit geldpolitisch lockerer Haltung, dürften die schwache monetäre Entwicklung aber zunehmend in ihre Argumentation aufnehmen.

Am Nachmittag richten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf Konjunkturdaten aus den USA. Die Aufträge für langlebige Güter geben einen Hinweis auf die Investitionsneigung der Unternehmen. Ausserdem werden Daten vom schwächelnden Immobilienmarkt erwartet./bgf/jsl/jha/

(AWP)