Der MDax gab am Freitag um 2,28 Prozent auf 28 373,62 Punkte nach, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,12 Prozent auf 4202,60 Zähler.

Schon am Donnerstag hatte der Dax den wieder hochgekochten Zinssorgen Tribut gezollt und nach einem Hoch seit rund einem Jahr nur einen Teil seiner Gewinne ins Ziel gerettet. Noch summieren sich die Dax-Gewinne im jungen Börsenjahr auf rund zehn Prozent. Die Experten der Credit Suisse sehen die Anleger aber bereits in Habachtstellung vor den US-Verbraucherpreisdaten am Dienstag. Sie sind ein massgeblicher Faktor für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed.

Die Anleger hätten jüngst "zu viele Vorschuss-Lorbeeren verteilt", so Lipkow. Denn die weitere Entwicklung der Inflationsdynamik, der chinesischen Konjunktur und der Geldpolitik der grossen Notenbanken sei "alles andere als klar". Am Nachmittag werde das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima "Auskunft darüber geben können, wie verschreckt die Amerikaner durch die jüngsten Preissteigerungen noch sind". Dazu liefere die laufende Berichtssaison der Unternehmen gemischte Impulse. Am Freitag schockte der Sportartikelhersteller Adidas die Anleger mit einem mauen Ausblick.

An den Börsen in Übersee lastete die Zinsangst ebenfalls auf der Stimmung: In New York, wo es am Donnerstag nach dem europäischen Handelsende weiter nach unten gegangen war, zeichnen sich insbesondere für die Technologiebörse Nasdaq erneute Verluste ab.

In Frankfurt stand Adidas mit einem Kursrutsch im Fokus. Mit einem Minus von knapp zwölf Prozent waren die Aktien abgeschlagenes Schlusslicht im Dax. Im schlimmsten Fall droht den Herzogenaurachern nach der Kündigung der Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West sowie für Umbaukosten beim Betriebsergebnis eine Belastung von insgesamt 700 Millionen Euro. Die Papiere des im MDax gelisteten Konkurrenten Puma verbilligten sich um viereinhalb Prozent.

Alles komme bei Adidas im "Dreierpack", schrieb JPMorgan-Analystin Chiara Battistini in Anspielung an die berühmten drei Streifen der Marke. "Effektiv ist es die dritte Gewinnwarnung innerhalb von vier Monaten." Auch andere Analysten kommentierten die Nachrichten negativ. Dass wohl keine Produkte der Kanye-West-Marke Yeezy mehr verkauft würden, sei nicht das einzige Problem des Unternehmens, schrieb etwa Andreas Riemann von der Investmentbank Oddo BHF.

Eine skeptische Studie von JPMorgan brockte Hellofresh einen Kursrückgang von 8,7 Prozent sowie den letzten Platz im MDax ein. Analyst Marcus Diebel sorgt sich um die Kundenentwicklung bei dem Kochboxen-Anbieter. "Hohe Abwanderungsraten und bestenfalls stabile Brutto-Kundenzuwächse begrenzen das Wachstum", so Diebel. Das mache das Geschäftsmodell zunehmend verwundbar. Das schwache Wirtschaftsumfeld und knappe Verbraucherbudgets belasteten die Nachfrage.

Auch die Titel anderer Unternehmen mit einem internetbasierten Geschäftsmodell standen am Freitag unter Druck. Der Online-Modehändler Zalando , der Essenslieferdienst Delivery Hero und der Onlinebroker Flatexdegiro zählten zu den grösseren Verlierern in Dax und MDax sowie im Nebenwerte-Index SDax .

Bei der Deutschen Bank belastete eine Abstufung der Bank of America: Die Titel gaben um 3,3 Prozent nach. Laut Analyst Rohith Chandra-Rajan tut sich das grösste deutsche Geldhaus mit einer Verbesserung seiner Profitabilität schwer, weshalb er andere Branchentitel bevorzugt.

Derweil trotzten die zuletzt schwachen Aktien von Carl Zeiss Meditec dem eher mässigen Start ins neue Geschäftsjahr: Mit einem Minus von 0,3 Prozent zählten sie zu den beten MDax-Werten./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)