Unterstützung kam vor allem aus dem europäischen Handel. Dort galten neben erfreulichen Wirtschaftsdaten die jüngsten Indizien für eine weiter nachlassende Inflation weiterhin als Grund für die gute Stimmung, die in den USA aber noch verhalten bleibt. Während die Anleger in Europa erleichtert sind, dass der geldpolitische Handlungsdruck auf die Notenbanken nachlässt, warten sie in den USA diesbezüglich auf neue Eindrücke. Am späteren Mittwoch könnte das Protokoll der jüngsten Sitzung des Notenbank-Komitees solche liefern.
Während der EuroStoxx 2023 aktuell am dritten Handelstag schon mehr als vier Prozent gewonnen hat, hat der Dow am bisher einzigen Handelstag knapp im Minus geschlossen. "Auch im neuen Jahr setzt sich ein Trend fort, der bereits seit einigen Monaten zu beobachten ist: Europas Aktienmärkte zeigen Stärke, während die US-Indizes unter schwachen Tech-Werten leiden", schrieben am Morgen die Experten von Index-Radar.
Der Kursrutsch bei Tesla gilt als Sinnbild für die weiter angespannte Verfassung des US-Technologie-Sektors. Die Aktie des Elektroautobauers war am Vortag nahe 100 Dollar auf den niedrigsten Stand seit August 2020 eingebrochen. Am Mittwoch erholen sie sich vorbörslich etwas mit einem Plus von 1,1 Prozent. Analyst Joseph Spak von der kanadischen Bank RBC bleibt trotz enttäuschender Auslieferungszahlen der Meinung, dass Tesla seinen Technologievorsprung gegenüber den Wettbewerbern weiter ausbauen wird.
Im Mittelpunkt des Interesses steht ansonsten zur Wochenmitte die separate Börsennotiz von GE Healthcare . Bereinigt um die Abspaltung werden die Titel des bisherigen Mutterkonzerns General Electric vorbörslich knapp ein Prozent höher gehandelt. Für jeweils drei GE-Aktien bekamen die Aktionäre eine neue Healthcare-Aktie in ihr Depot gebucht. Der DZ-Bank-Experte Robert Czerwensky wertet die Massnahme positiv, könne sie doch stille Reserven offenlegen und den Konglomeratsabschlag senken.
Nach oben ging es auch für den Dow-Wert Salesforce . Anleger reagierten mit einem Anstieg um 4,4 Prozent vorbörslich darauf, dass der Softwarekonzern im schwierigeren Geschäftsumfeld sparen will. Rund jede zehnte Stelle soll gestrichen werden. Der SAP -Rivale will die Kosten senken, indem auch Büroräume abgegeben werden. Zuletzt hatte das Unternehmen laut eigener Angaben vom Dezember weltweit mehr als 79 000 Mitarbeiter.
Auch Analystenstimmen bewegten. Für Pfizer etwa gab die Bank of America ihre bisherige Kaufempfehlung auf, was die Titel des Pharmakonzerns mit 1,7 Prozent ins Minus drückte. Das neue Anlagevotum "Neutral" wurde unter anderem mit der Unsicherheit über das Ausmass des Umsatzrückgangs des Impfstoffs Comirnaty sowie des Covid-19-Medikaments Paxlovid im Jahr 2023 begründet.
Microsoft fiel um 2,5 Prozent. Die Titel des Software-Riesen wurden von der Schweizer Grossbank UBS auf "Neutral" abgestuft. Experte Karl Keirstead begründete diesen Schritt mit Risiken im Zusammenhang mit der Cloud-Plattform Azure und der Office-Software. Er hält die Titel unter diesen Umständen für mittlerweile fair bewertet.
Es gab aber auch eine positiv bewegende Stimme: Die Titel von Veeva Systems zogen vorbörslich um 3,4 Prozent an infolge einer Hochstufung durch die Barclays Bank. Das Cloud-Computing-Unternehmen sei eine defensive Wahl angesichts der Unsicherheiten, die das Jahr 2023 mitbringe, schrieb Analyst Saket Kalia. Er verwies dabei vor allem auf den Kundenkreis, der stark auf die Gesundheitsbranche fokussiert sei./tih/mis
(AWP)