Vor allem beim Dow ist offenbar etwas die Luft raus. Dank der Erholungsrally zwischen Mitte Oktober und Ende November hatte sich das Börsenbarometer oberhalb charttechnischer Trendlinien festgesetzt und sein Jahresminus bis auf unter fünf Prozent eingedämmt. Der Ausbruchsversuch aus der anschliessenden Konsolidierungsphase scheint zunächst allerdings gescheitert, wie der Rückfall auf die 21-Tage-Durchschnittslinie als Gradmesser für die kurzfristige Entwicklung andeutet. Auch der S&P 500 und der Nasdaq 100, deren aktuelle Jahresbilanzen mit einem Minus von 16 beziehungsweise 28 Prozent deutlich trüber aussehen, stehen nur noch knapp oberhalb der 21-Tage-Linie.

Die weitere und überraschend deutliche Inflationsabschwächung wird an der allgemein erwarteten Leitzinsanhebung der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch kaum etwas ändern. Ein Ende des Zinszyklus sei noch nicht in Sicht, warnten die Experten der Landesbank Helaba vor zu hohen Erwartungen. Die Volkswirte der Commerzbank halten am Mittwoch eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt für "nahezu sicher" nach zuletzt vier Erhöhungen um jeweils 0,75 Punkte.

Für Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, ist nach den Inflationsdaten indes eine Anhebung um nur 0,25 Punkte "nun nicht mehr völlig ausgeschlossen." Und Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank rechnet damit, "dass die US-Inflationsraten in den kommenden Monaten weiter merklich nachgeben werden" und so "Druck von der Fed nehmen, weiter deutlich an der Zinsschraube zu drehen".

Einige Unternehmensnachrichten stiessen am Markt auf ein positives Echo. Die Aktien von Moderna schnellten als Spitzenreiter im Nasdaq 100 um 24 Prozent hoch und knackten erstmals seit Mitte Januar die 200-Dollar-Marke. Das vor allem dank seines mRNA-Coronaimpfstoffs bekannt gewordene Biotech-Unternehmen und der Pharmariese Merck & Co teilten mit, laut einer Phase-II-Studie senke eine Kombination aus einem personalisierten mRNA-Krebsimpfstoff von Moderna und Mercks Tumor-Arzneistoff Pembrolizumab das Todes- und Wiedererkrankungsrisiko bei bestimmten Hautkrebspatienten in einem fortgeschrittenen Stadium erheblich im Vergleich zu einer Monotherapie mit Pembrolizumab.

Die Merck-Titel reagierten mit einem Plus von 1,8 Prozent etwas verhaltener auf die Nachricht. Derweil zogen die in New York gelisteten Anteilsscheine des Mainzer Moderna-Konkurrenten Biontech , der ebenfalls an mRNA-Krebsimpfstoffen forscht, um fast siebeneinhalb Prozent an.

Beim Softwarekonzern Oracle konnten sich die Anleger nach Quartalszahlen nicht über einen daurhaften Kursanstieg freuen: Zuletzt verloren die jüngst gut gelaufenen Titel anderthalb Prozent. Dank florierender Cloud-Services laufen die Geschäfte beim SAP -Konkurrenten weiter rund. Er übertraf die Markterwartungen, einige Analysten hoben ihre Kursziele für die Aktie an.

Die Papiere des Flugzeugbauers Boeing bekamen durch einen Grossauftrag nur kurz Aufwind und gewannen zuletzt nur 0,4 Prozent. Die Fluggesellschaft United Airlines bestellt 100 "Dreamliner". Zudem sicherte sich die Lufthansa -Partnerin aus den USA Kaufoptionen für weitere 100 Maschinen des Typs. Ausserdem übt United eine Option zum Kauf von 44 Maschinen des Typs 737 Max aus, bestellt weitere 56 dieser Flugzeuge und sichert sich weitere 100 Optionen für den Jet. Erst nach Handelsbeginn veröffentlichte Auslieferungs- und Auftragszahlen für den November gaben den Boeing-Aktien keinen zusätzlichen Schub.

Deutliche Kursgewinne von 2,7 Prozent verbuchten indes die Papiere von Pfizer nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs. Neue Produkte und die Forschungspipeline des Pharmakonzerns übertrumpften die Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren Corona-Entwicklung, schrieb Analyst Chris Shibutani. Auch Trung Huynh von der Credit Suisse lobte das Pipeline-Potenzial./gl/men

(AWP)