Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht derzeit der Kampf der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks gegen die hohe Teuerung. So triebt die Rekordinflation im Euroraum die Euro-Währungshüter zur grössten Zinserhöhung der Geschichte der Europäischen Zentralbank. Die Notenbank hob den Leitzins trotz wachsender Sorgen vor einem Absturz der Wirtschaft in eine Rezession um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent an.

Die EZB folgt damit - mit deutlicher Verzögerung - dem Trend auch der US-Notenbank Fed. Deren Chef Jerome Powell hatte angesichts der unverändert hohen Inflation zuletzt klargemacht, dass er weitere massive Zinsschritte für nötig hält, um das für die Teuerung ausgegebene Ziel von zwei Prozent wieder zu erreichen. Einige Börsianer fürchten wiederum, dass die Geldpolitik das Wirtschaftswachstum schädigen könnte. Allerdings hat eine dauerhaft hohe Inflation noch schlimmere Folgen für die Konjunktur.

Ein Auftritt des Fed-Chefs im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung der Denkfabrik Cato Institute bewegte derweil die Märkte kaum. Powell sagte, die US-Notenbank werde in ihren Anstrengungen zur Eindämmung der Inflation nicht nachlassen, "bis die Aufgabe erledigt ist". Es sei sehr wichtig, dass die Inflationserwartungen verankert blieben.

An der Dow-Spitze zogen die Akten von JPMorgan um mehr als zwei Prozent an. Für die Anteilscheine von Goldman Sachs ging es um gut ein Prozent nach oben. Höhere Zinsen würden die Ertragskraft der Grossbanken stärken.

Nach der jüngsten Kursschwäche schnellten die Anteilsscheine von Gamestop um fast acht Prozent nach oben. Der Hersteller von Computerspielen schnitt mit seinen Quartalszahlen besser ab als befürchtet.

Die Anleger von Rivian freuten sich über ein Plus von gut fünf Prozent. Der Elektroautobauer will mit Mercedes-Benz bei der Produktion elektrischer Transporter kooperieren. Beide Unternehmen wollen ein Gemeinschaftsunternehmen für die Produktion gründen, in eine gemeinsame Fabrik in Europa investieren und diese gemeinsam betreiben. Die Papiere von Mercedes-Benz fielen derweil zuletzt in Frankfurt um fast zwei Prozent. Auch europaweit mussten Automobilwerte Einbussen hinnehmen.

Durch die Zusammenarbeit sinke der Kapitalbedarf von Rivian und ausserdem beschleunige der US-Elektrofahrzeugbauer damit den Eintritt in den attraktiven europäischen Endmarkt, schrieb Analyst Joseph Spak von der kanadischen Bank RBC. Zudem werde damit das Hochfahren der Produktion erleichtert.

Die Papiere des Solartechnikspezialisten First Solar gewannen zwei Prozent. Hier stützte ein positiver Analystenkommentar von Goldman Sachs. Analyst Brian Lee sieht das Unternehmen als grössten Profiteur der Pläne der US-Regierung zum deutlichen Ausbau der Solarenergie./la/zb

(AWP)