"Die Inflation bereitet den Notenbanken nach wie vor grosse Sorgen", schrieb Marktanalyst Craig Erlam. Die jüngsten Teuerungsdaten aus Grossbritannien zeigten, wie weit der Weg noch sei. In dem Land sei eine weitere Zinserhöhung der britischen Zentralbank im nächsten Monat unausweichlich, nachdem die Inflation im März unerwartet über zehn Prozent gelegen habe.

In den USA hatten robuste Konjunkturdaten zuletzt die Wahrscheinlichkeit ein Stück weit erhöht, dass die US-Zentralbank Fed etwas länger als derzeit erwartet auf Zinserhöhungskurs bleiben könnte. Höhere Zinsen aber schmälern generell die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu Anleihen und führen insbesondere bei den Technologiewerten dazu, dass die erwarteten Gewinne in der Zukunft aus heutiger Sicht weniger wert sind.

Derweil ging die Berichtssaison der Unternehmen in eine neue Runde. Im Fokus standen die Aktien von Netflix , die um 3,5 Prozent nachgaben. Der Streaming-Riese startete verhalten ins neue Geschäftsjahr. Goldman-Sachs-Analyst Eric Sheridan monierte, dass die Zahl der Nutzerkonten trotz des in einigen Märkten schon umgesetzten Verbots zur Teilung von Zugangs-Passwörtern hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei.

Das Geldhaus Morgan Stanley machte zu Jahresbeginn angesichts einer anhaltenden Flaute im Investmentbanking deutlich weniger Gewinn. Die Papiere büssten 0,9 Prozent ein.

Die Anteilscheine von Travelers stiegen als Spitzenreiter im Dow um 5,2 Prozent. Der US-Versicherer erlitt trotz stark gestiegener Katastrophenschäden im ersten Quartal nur einen leichten Gewinnrückgang und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Zudem kletterten die Beitragseinnahmen deutlich nach oben. Die reguläre Quartalsdividende soll um acht Prozent steigen. Ferner ist ein Rückkauf eigener Aktien im Wert von bis zu fünf Milliarden Dollar geplant.

Die Fluggesellschaft United Airlines startete zwar mit roten Zahlen ins Geschäftsjahr, verringerte aber das Minus deutlich. Dank der Erholung des Flugverkehrs von der Pandemie laufen die Geschäfte gut. Die Erlöse legten im ersten Quartal im Jahresvergleich um mehr als 50 Prozent zu. Zudem stützte ein positiver Geschäftsausblick. Die Titel gewannen 4,0 Prozent.

Tesla legt seine Geschäftszahlen nach Handelsschluss vor. Bereits vorbörslich wurde bekannt, dass der Elektroautobauer die Preise für seine meistverkauften Modelle erneut gesenkt hat. Dies ist Beobachtern zufolge ein weiteres Zeichen dafür, dass Vorstandschef Elon Musk bereit ist, die Rentabilität des Unternehmens zu opfern, um die Nachfrage anzukurbeln. Tesla-Papiere verloren 2,0 Prozent. In diesem Sog sackten die Aktien anderer Elektroautobauer wie Rivian und Lucid um 5,4 beziehungsweise 4,2 Prozent ab und waren damit die schlechtesten Werte im Nasdaq-100-Index.

Die Aktien von Western Alliance Bancorp schnellten um mehr als 17 Prozent nach oben und zogen die Kurse anderer US-Regionalbanken ebenfalls überdurchschnittlich nach oben. Analysten lobten die bilanzielle Neuausrichtung des Geldhauses sowie die Massnahmen zur Liquiditätssteigerung. Western Alliance hatte mitgeteilt, dass die Einlagen in den ersten zwei April-Wochen um zwei Milliarden US-Dollar gestiegen seien. Dies sei ein ermutigendes Signal angesichts der Turbulenzen in der Regionalbankenbranche im März nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, hiess es./edh/he

(AWP)