Die US-Notenbank Fed hatte den Leitzins kräftig angehoben. Er steigt um 0,75 Prozentpunkte und liegt jetzt in einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Analysten hatten überwiegend eine moderatere Straffung um 0,50 Prozentpunkte erwartet. Viele Beobachter hatten aber auch einen grösseren Schritt prognostiziert. Allerdings dürfte die starke Zinsanhebung nicht zur neuen Normalität werden: "Erwarten Sie nicht, dass 75-Basispunkt-Anhebungen üblich werden", sagte Powell nach der Zinssitzung der Fed. Das sorgte an den Börsen für etwas Entspannung, ebenso wie der Hinweis Powells, eine Rezession vermeiden zu wollen.

Zu einer starken Rezession werde es wohl auch nicht kommen, schrieb Volkswirt Michael Heise vom Vermögensverwalter HQ Trust. Gegen eine solche sprächen die hohen Auftragsbestände der Industrie und eine starke Post-Corona-Nachfrage im Dienstleistungssektor. Immerhin aber dürfte sich die Konjunktur in den USA deutlich abschwächen und die Arbeitslosigkeit leicht steigen. Der grosse Zinsschritt sei ein klares Signal, dass die Fed ihr Stabilitätsziel nach längerem Zögern nun mit Nachdruck verfolge. "Die amerikanische Notenbank reagiert spät, nun aber heftig mit einer Zinserhöhung auf die hohe Inflation", so der Experte.

Der marktbreite S&P 500 stieg um 1,46 Prozent auf 3789,99 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 erholte sich mit 2,49 Prozent auf 11 593,77 Punkte deutlich stärker.

Die Erleichterung nach den Aussagen Powells schlug sich in Kursgewinnen solcher Aktien, Branchen und Sektoren nieder, die als sehr zinsabhängig gelten. Dazu zählen auch grosse Konsumwerte wie Amazon und Nike . Der entsprechende Sektor gewann am Mittwoch 3 Prozent. Der ebenfalls als sehr zinssensibel geltende Immobiliensektor stieg um 2,3 Prozent.

Unter den Einzelwerten fielen Boeing mit einer Kursrally von fast zehn Prozent auf. Damit führten sie wie schon am Vortag die Gewinner im Leitindex Dow an. Händler begründeten die Gewinne mit einem Medienbericht, demzufolge die Fluggesellschaft China Southern Airlines einen Testflug mit dem Krisenjet 737 MAX durchgeführt hat.

Papiere von Citigroup gewannen 3,5 Prozent. Die Investmentbank prognostizierte, dass die Umsätze im Handel mit Wertpapieren im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel zulegen dürften. Im Fahrwasser von Citigroup stiegen Goldman Sachs um 2,7 Prozent.

Die Anteile von Boston Scientific gewannen gut zwei Prozent. Der an der Börse mit 52 Milliarden US-Dollar bewertete Medizintechnikhersteller übernimmt die Mehrheit an der südkoreanischen M.I.Tech, die unter anderem Produkte zur Hautglättung produziert.

Der Euro legte nach der US-Zinserhöhung und den begleitenden Aussagen von Fed-Chef Powell zu. Im späten New Yorker Handel notierte er bei 1,0464 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0431 (Dienstag: 1,0452) Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit 0,9587 (0,9568) Euro gekostet.

Am US-Anleihemarkt kam es zu einer Erholung. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 1,13 Prozent auf 115,70 Punkte. Im Gegenzug fiel die tags zuvor auf einen mehr als elfjährigen Höchststand gestiegene Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf 3,31 Prozent./bek/he

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---

(AWP)