Der mit vielen Technologietiteln bestückte Nasdaq 100 hielt sich mit einem Minus von 0,07 Prozent auf 12 881,79 Zähler nur wenig besser. Technologieunternehmen sind zwar häufig stärker von Krediten zur Finanzierung ihres Wachstums abhängig als Firmen aus traditionelleren Branchen, weshalb sie bei steigenden Zinsen besonders viel zu verlieren haben. Allerdings hat das Börsenbarometer seit Jahresbeginn auch schon 21 Prozent eingebüsst und damit deutlich mehr als die beiden Standardwerte-Indizes.

Am Markt wird seit Tagen befürchtet, die US-Notenbank Fed könnte auf dem am Donnerstag beginnenden, internationalen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole einen aggressiven Ton bezüglich weiterer Leitzinserhöhungen anschlagen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Anleger dürften dabei vor allem die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag mit Spannung verfolgen, hiess es von der schweizerischen Bank Credit Suisse.

Eine weitere geldpolitische Straffung droht die Konjunkturentwicklung der weltgrössten Volkswirtschaft abzuwürgen, die in den beiden vergangenen Quartalen per definitionem bereits in eine Rezession gerutscht war. Steigende Zinsen schmälern zudem tendenziell die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren wie etwa Anleihen.

Die Stimmung im Dienstleistungssektor der USA hat sich im August deutlich verschlechtert. Dies belegt der überraschend deutlich gesunkene Einkaufsmanagerindex von S&P Global, der zudem den tiefsten Stand seit Mai 2020 erreichte. Er zeigt für den Sektor weiterhin eine Rezession an, da er unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten liegt. Auch der Einkaufsmanagerindex für die Industrie blieb mit einem moderaten Rückgang hinter den Erwartungen zurück, signalisiert aber immerhin weiter ein Wachstum. Zudem fielen die Verkäufe neuer Häuser im Juli deutlich stärker als von Analysten prognostiziert.

Unter den Einzelwerten stachen am Dienstag die Aktien von Zoom negativ heraus: Mit einem Kurseinbruch um 15,2 Prozent auf 82,68 US-Dollar waren sie Schlusslicht im Nasdaq 100. Der Videokonferenz-Dienst enttäuschte mit schwachen Quartalszahlen und senkte seine Jahresziele.

Ansonsten dominierten aber positiv aufgenommene Unternehmensnachrichten. Der chinesische Online-Händler JD.com erzielte ein stärkeres Umsatzwachstum als prognostiziert und erwirtschaftete nach drei Verlustquartalen wieder einen Nettogewinn. Die ebenfalls im Nasdaq 100 gelisteten Anteilscheine stiegen um 2,9 Prozent.

Auch die Kaufhauskette Macy's schlug sich im zweiten Quartal trotz eines Gewinnrückgangs besser als erwartet, woraufhin die Aktien 3,8 Prozent gewannen. Dick's Sporting Goods hob nach einem überraschend guten Zwischenbericht die Umsatzprognose an. Die Papiere des Sportartikel-Einzelhändlers legten um 0,7 Prozent zu.

Das IT-Sicherheitsunternehmen Palo Alto Networks meldete dank eines starken Wachstums bei Grossaufträgen Quartalsgewinne und -umsätze, die besser ausfielen als die durchschnittlichen Analystenprognosen. Zudem wurden ein Aktiensplit im Verhältnis eins zu drei sowie ein Aktienrückkauf angekündigt. Zahlreiche Analystenhäuser hoben daraufhin ihre Kursziele an. Die Aktien sprangen um gut zwölf Prozent hoch.

Die Papiere der Ölkonzerne Chevron und Exxon Mobil profitierten mit Kursaufschlägen von 3,2 beziehungsweise 4,2 Prozent von den bereits seit Montag steigenden Ölpreisen. Marktbeobachter verwiesen auf Aussagen des saudi-arabischen Energieministers Abdulaziz bin Salman, der eine mögliche Verringerung der Ölförderung durch das Ölkartell Opec+ angedeutet und damit die jüngsten Kursverluste bei den Ölpreisen gestoppt hatte.

Der Euro konnte sich dank der schwachen US-Daten etwas stabilisieren: Nach einem erneuten 20-Jahres-Tief kletterte die Gemeinschaftswährung auf 0,9967 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 0,9927 (Montag: 1,0001) Dollar festgesetzt; der Dollar hatte damit 1,0074 (0,9999) Euro gekostet.

Die Kurse von US-Staatsanleihen gaben geringfügig nach:. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) sank um 0,11 Prozent auf 117,59 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen lag bei 3,06 Prozent./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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