Erstmals seit gut fünf Wochen rutschte der Dow wieder unter die Marke von 33 000 Punkten - zeitweise bis auf 32 654 Punkte. Knapp über der exponentiellen 200-Tage-Linie - sie gilt bei Börsianern als ein Gradmesser für den längerfristigen Trend - fanden sich damit wieder Käufer. Der marktbreite S&P 500 sank am Freitag um 1,11 Prozent auf 3852,36 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,89 Prozent auf 11 243,72 Punkte. Er verlor auf Wochensicht rund 2,8 Prozent. Wachstumswerte gelten als besonders zinssensitiv.

Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank hatten in den vergangenen Tagen auf die Eindämmung der hohen Inflation mit weiteren entschlossenen Zinsschritten und eine Verkleinerung der wegen der Corona-Hilfen aufgeblähten Bilanzen gepocht. Das hatte die Investoren auf dem falschen Fuss erwischt, da zuvor Wirtschaftsdaten auf eine gewisse Entspannung bei der Inflation hingedeutet hatten. "Höhere Zinsen bedeuten schwächeres Wirtschaftswachstum", erklärt Volkswirt Greg Fuzesi von der US-Grossbank JPMorgan.

Denn: Steigen die Zinsen, halten sich Konsumenten und Häuslebauer zurück, die Nachfrage sinkt. Weniger Nachfrage bedeutet in der Regel weniger Preisdruck nach oben, eventuell sogar rückläufige Preise in einigen Bereichen. So lässt sich die zu hohe Inflation unter Kontrolle bringen, die langfristig noch schädlicher für die Wirtschaft sein könnte als eine vorübergehende Konjunkturdelle wegen rasch steigender Leitzinsen.

Die Aktien von Maxar Technologies konnten mit einem Kurssprung auf 51,93 US-Dollar ihren Vortagswert mehr als verdoppeln. Der Finanzinvestor Advent kauft den Satellitenhersteller und -betreiber für 53 Dollar je Aktie beziehungsweise 4 Milliarden Dollar.

Beim Softwareunternehmen Adobe freuten sich die Anteilseigner nach Zahlen über ein Plus von fast 3 Prozent und den Spitzenplatz im Nasdaq 100. Der Gewinn im abgelaufenen Quartal übertraf trotz eines Rückgangs die Erwartungen. Zudem berichtete Adobe einen rund zehnprozentigen Umsatzanstieg. Mehrere Analysten hoben ihre Kursziele für die Aktie an.

Dahinter verteuerten sich die Aktien der Facebook-Mutter Meta um 2,8 Prozent, nachdem die US-Bank JPMorgan sie hochgestuft hatte und nun mit "Overweight" empfiehlt.

Dagegen zollten die Papiere des Impfstoffherstellers Moderna ihrer jüngsten Rally erneut Tribut: Nach den moderaten Vortagesverlusten ging es um 6,7 Prozent nach unten. Am Dienstag und Mittwoch waren sie dank positiver Studienergebnisse zu einer Kombi-Therapie aus einem Moderna-Krebsimpfstoff und dem Tumor-Arzneistoff Pembrolizumab von Merck & Co insgesamt um bis zu fast ein Drittel ihres Werts nach oben gesprungen.

Tesla-Aktien sackten um 4,7 Prozent auf 150,23 Dollar ab, und erreichten einige Cent tiefer ein weiteres Tief seit November 2020. Die zuvor gehypten Papiere des Elektroautobauers leiden schon eine Weile unter Sorgen über die Nachfrage und die Profitabilität. Hinzu kommt, dass Tesla-Chef Elon Musk aktuell durch seine neue Rolle als Eigentümer und Chef vom Kurznachrichtendienst Twitter abgelenkt scheint.

Musk hatte zudem zwischen dem 12. und 14. Dezember fast 22 Millionen Tesla-Aktien für insgesamt knapp 3,6 Milliarden Dollar verkauft. Es war bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass sich Musk von Tesla-Anteilen im Milliardenvolumen trennen musste, um den umstrittenen Twitter-Kauf zu finanzieren. Mit dem Minus vom Freitag sackte der Börsenwert Teslas in diesem Jahr bisher um fast 60 Prozent auf nur noch rund 475 Milliarden Euro ab. Wegen des Kursverfalls hatte Grossaktionär Musk in dieser Woche auch die Position als reichster Mensch der Welt an den LVMH-Grossaktionär Bernard Arnault verloren. Wie es im US-Wirtschaftsportal "Semafor" hiess, lässt Musk derzeit nach neuen Investoren für den übernommenen Kurznachrichtendienst suchen - zum Preis von 54,20 Dollar je Anteil, der er beim Kauf selbst bezahlt hatte.

Der Euro ringt um die Marke von 1,06 US-Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0592 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0619 (Donnerstag: 1,0621) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9417 (0,9415) Euro. Im Laufe einer bewegten Woche mit US-Inflationsdaten und Leitzinserhöhungen der Fed und der Europäischen Zentralbank war der Euro zeitweise mit 1,0735 Dollar auf das höchste Niveau seit Juni geklettert.

US-Staatsanleihen haben ihre Verluste am Freitag zum Handelsende deutlich eingedämmt. Die gegenläufige Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg zuletzt noch auf 3,482 Prozent nach einem Tageshoch von 3,557 Prozent./mis/ag/men

(AWP)