H1 2022E
(in Mio Fr.)         AWP-Konsens     H1 2021A  

Erträge                   847          1130         
Management Fees           765           688      
Performance Fees           80           442       
EBIT                      521           702      
Reingewinn                450           629         

FOKUS: Die Analysten rechnen für das erste Halbjahr 2022 mit deutlich tieferen Erträgen und damit auch einem deutlich tieferen Ergebnis. Das liegt auch daran, dass das Vorjahr überdurchschnittlich gut war. Die verwalteten Vermögen in dem Zeitraum kommunizierte Partners Group bereits Mitte Juli. Daher ist bereits klar, dass es im ersten Semester auf allen Geschäftsebenen (Vermögen, Exits, Investments) gemächlicher zugegangen ist.

Das lag zum einen an dem eingetrübten Marktumfeld. Zum anderen aber auch daran, dass sich einige Verkäufe von Beteiligungen wegen Corona von 2020 ins Jahr 2021 verschoben hatten. Zudem wurden einige erst für 2022 geplante Exits bereits vorgezogen, weil die Renditeziele bereits erreicht waren. Sprich: Die so genannten Performance-Fees im laufenden Jahr fallen zwangsläufig tiefer aus als im Vorjahr.

Im ersten Halbjahr hätten diese schätzungsweise lediglich 5 bis 10 Prozent der Gesamteinnahmen ausgemacht, hatte Partners Group bereits Mitte Juli in Aussicht gestellt. Das wäre deutlich weniger als der im Durchschnitt übliche Anteil von 20 bis 30 Prozent. Hinzu kommt: 2021 war der Anteil mit 46 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Der Anteil dieser erfolgsabhängigen Einnahmen ist für die Höhe des Gewinn allerdings entscheidend. Die fixen Einnahmen - der normalerweise deutlich grössere Teil der Erträge - belaufen sich im Durchschnitt auf zwischen 1,20 und 1,30 Prozent der verwalteten Vermögen. Die erfolgsabhängigen Einnahmen hingegen können sich auf 10 bis 20 Prozent des Gewinns einer Investition zusammenläppern, sollte die Mindestrendite erreicht werden.

Aber: "Aufgeschoben heisst nicht aufgehoben: Sobald sich die Märkte wieder normalisieren, sollten die Bewertungen der Investitionen wieder steigen sowie auch die Aktivität der Privatmarktanleger", heisst es etwa bei der ZKB. Die wiederkehrenden Managementgebühren dürften wahrscheinlich weiterhin zweistellig gewachsen sein, schreibt zudem Baader Helvea. Die verzögerten Performanceeinnahmen seien "nicht verloren", sollte es nicht zu einer schweren langjährigen Rezession kommen.

Weiteren Gegenwind für den Zuger Asset Manager sehen die Analysten in Währungseffekten. Die Einnahmen und Kosten rapportiert der Vermögensverwalter in Franken, während die Vermögen hingegen in US-Dollar ausgewiesen werden. Die US-Währung ist seit Anfang Jahr stark zurückgekommen, während die schweizerische zugelegt hat.

Das Partners-Group-Management selbst hatte sich zuletzt Mitte Juli trotz des zunehmend schwierigen Marktumfelds mit Blick auf das eigene Geschäft zuversichtlich gezeigt. CEO David Layton verwies auf eine starke operative Leistung der Portfoliounternehmen im ersten Halbjahr. Er bestätigte aber die makroökonomischen Herausforderungen sowie die hohe Volatilität. Die Märkte müssten sich etwas beruhigen, um Transaktionssicherheit zu bekommen, sagte Layton damals.

Es werde sich daher erst in den nächsten Monaten zeigen, ob es noch im laufenden Jahr zu einigen grösseren Exits - also dem für ein Private-Equity-Haus typischen strategisch geplanten Ausstieg mit Gewinn aus Beteiligungen - kommen könnte. Auch bei den Investitionen habe es eine gewisse Verlangsamung gegeben. Layton verwies auf eine Diskrepanz zwischen den Bewertungsvorstellungen von Käufern und Verkäufern im aktuellen Umfeld.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die Gruppe mit einem weiteren Neugeldzufluss. Sie geht von Kapitalzusagen von 22 bis 26 Milliarden US-Dollar aus. 2021 waren es 25 Milliarden Dollar. Im ersten Semester 2022 kamen weitere 13 Milliarden Zusagen hinzu. Die verwalteten Vermögen erreichten Ende Juni damit 131 Milliarden. Partners Group plant im Durchschnitt mit einem Wachstum von 10 Prozent im Jahr.

Bis Ende 2022 könnte zudem die Mitarbeiterzahl auf rund 1'800 ansteigen, hatte CEO Layton im März in Aussicht gestellt. Es gibt Aufholungsbedarf, nachdem während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 etwas weniger neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Anfang Juli bestätigte Personalchefin Kirsta Anderson im Interview mit AWP die Einstellungspläne trotz des schwierigen Marktumfelds. 2021 stieg die Zahl der Mitarbeiter - gerechnet in Vollzeitäquivalenten - um 4 Prozent auf 1573 an.

PRO MEMORIA: Partners Group hat auch in jüngster Zeit für die Kunden verschiedene Investments getätigt, aber auch Anlagen verkauft. So wurden zuletzt zwei Beteiligungen in den USA erworben, zum einen im Softwarebereich (Software as a Service) und zum anderen innerhalb der Versicherungsbranche.

Verkauft wurden vor gut zwei Wochen 50 Prozent an der United States Infrastructure Corporation (USIC). Käufer war eine New Yorker Private-Equity-Firma. Der Unternehmenswert von USIC beläuft sich gemessen an der Transaktion auf 4,1 Milliarden US-Dollar. Partners Group hatte den Anbieter von Standortdienstleistungen für Versorgungsunternehmen 2017 übernommen. Seither ist das Unternehmen organisch stark gewachsen. Der Verkauf kam am Markt gut an.

Für das Anlageteam hat die Gesellschaft indes im Juli ein Management-Schwergewicht aus Deutschland ernannt. Wolf-Henning Scheider, CEO des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen, wird Anfang 2023 Head Private Equity beim Vermögensverwalter.

AKTIENKURS: Partners Group kosten knapp 990 Franken (Stand: Freitag 12.50 Uhr) und stehen damit seit Anfang Jahr rund 35 Prozent im Minus (SMI: -14%). Im vergangenen Jahr hatte sich die Aktie noch überdurchschnittlich um 45 Prozent verteuert. Anfang November war sie gar auf ein Allzeithoch bei 1667 Franken angestiegen.

Homepage: www.partnersgroup.net

jg/jl/ys

(AWP)