Die am Dienstag veröffentlichte, überraschend hohe US-Inflationsrate bleibe eine Belastung für die Börsen, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Nun sei klar, "dass die Inflation möglicherweise vorschnell für besiegt erklärt wurde und das Zinsthema uns noch das ganze Jahr hindurch auf eine unschöne Art begleiten könnte".

Allerdings liessen Inflation und Zinsen die Kurse "im Moment erstaunlich kalt", ergänzte Altmann mit Blick auf die letztlich nur moderat negative Dax-Reaktion auf die gestrigen US-Inflationsdaten. Mit den Einzelhandelsumsätzen stehe am Nachmittag die nächste wichtige Zahl aus den USA an. Eine deutliche Erholung im Januar wäre ein weiterer Hinweis auf die aktuelle Stärke der weltgrössten Volkswirtschaft. "Die (US-Notenbank) Fed könnte eine Erholung im Einzelhandel allerdings als weitere Aufforderung zum Abkühlen der Wirtschaft in Form höherer Zinsen betrachten", brachte der Experte das Dilemma von Konjunkturentwicklung und Geldpolitik auf den Punkt.

Am deutschen Markt könnten Unternehmenszahlen aus der zweiten Reihe für Kursbewegungen bei einigen Einzelwerten führen. Die vom im MDax gelisteten Telekomkonzern United Internet angekündigten Aktienrückkäufe für bis zu knapp 300 Millionen Euro sprächen für eine positive Kursreaktion, sagte ein Händler. Andererseits würden United Internet nach positiven Nachrichten erfahrungsgemäss auch gern verkauft.

Der Solar- und Windpark-Betreiber Encavis übertraf dank hoher Strompreise mit der Entwicklung im abgelaufenen Jahr sowohl die eigene Planung als auch die Analystenerwartungen. Die soliden vorläufigen Zahlen sollten die Aktie nach der jüngst schwachen Entwicklung unterstützen, glaubt ein Börsianer. Vorbörslich legte sie um rund vier Prozent zu.

Beim im Nebenwerte-Index SDax notierten Halbleiterhersteller Elmos könnte ein überraschend optimistischer Ausblick für positive Impulse sorgen. Elmos ist nach einem Rekordjahr für 2023 deutlich zuversichtlicher als die Erwartung an den Märkten.

Derweil verfehlte Indexnachbar Amadeus Fire 2022 wegen einer Krankheitswelle im Schlussquartal seine Ergebnisprognose, obwohl das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen auf einen Höchststand stieg. Einem Händler zufolge blieb der Personaldienstleister damit auch knapp unter der Konsensschätzung.

Für Kursausschläge könnten zudem noch Analystenaussagen sorgen. Die US-Bank JPMorgan stufte die Papiere des Industriekonzerns Thyssenkrupp nach den jüngst vorgelegten Quartalszahlen hoch und rät nun zu einer neutralen Gewichtung. Die Citigroup rät beim Chemikalienhändler Brenntag zum Kauf und die Schweizer Bank UBS strich ihre Kaufempfehlung für die Software AG , da sie skeptisch für die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr ist./gl/mis

(AWP)