Auf die Fortsetzung der US-Zinswende und Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell hatte am Vortag die Wall Street bereits positiv reagiert. Die Fed erhöhte die Leitzinsen wie erwartet um weitere 0,75 Prozentpunkte. In der Pressekonferenz habe Powell eine "perspektivische Verlangsamung der geldpolitischen Straffung sowie den Übergang zu einer Betrachtung 'von Sitzung zu Sitzung' avisiert", erklärten die Analysten Elmar Völker und Thomas Meissner von der Landesbank LBBW. Die Finanzmarktakteure hätten dies offenbar als leichte Abschwächung der zuvor restriktiven Wortwahl der Fed gewertet.

An diesem Donnerstag geht nicht nur die Berichtssaison in die nächste Runde, es stehen am Nachmittag mit den Verbraucherpreisen aus Deutschland für Juli und dem Wirtschaftswachstum der USA für das zweite Quartal auch wichtige und potenziell marktbewegende Konjunkturdaten auf der Agenda.

Nach dem Rückgang der US-Wirtschaftsleistung im ersten Quartal rechneten Anleger mit einem leichten Wachstum, sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Damit wäre die weltgrösste Volkswirtschaft der ersten technischen Rezession seit Corona entkommen. Eine negative Überraschung bei der Wachstumsrate könnte laut Altmann indes an den Börsen für neue Turbulenzen sorgen. Mit Blick auf die Inflationsdaten aus Deutschland wäre eine erneute Abschwächung der Teuerung ein positives Signal für die Börsen und dies würde auch etwas Druck von der Europäischen Zentralbank (EZB) nehmen, so der Experte.

Im Dax stehen die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius SE und dessen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) vorbörslich stark unter Druck. Wegen Problemen bei FMC senkte Fresenius die Prognose. FMC leidet unter einem verschärften Mitarbeitermangel in den USA, der zu Kapazitätsengpässen bei Gesundheitsdienstleistungen in Nordamerika führen dürfte, hiess es. Verglichen mit dem Xetra-Schluss rutschten Fresenius und FMC auf Tradegate um 4,7 beziehungsweise 8,5 Prozent ab. Ein Ende des mehrjährigen Abwärtstrends für beide Titel ist vorerst nicht in Sicht.

Das zweite Quartal des Flugzeugbauers Airbus bezeichnete ein Händler als allenfalls durchwachsen. Die Profitabilität habe enttäuscht, Lieferkettenprobleme stellten den Konzern vor Herausforderungen. Auf Tradegate verloren die Papiere vorbörslich drei Prozent zum Xetra-Schluss.

Heidelbergcement senkte wegen deutlich gestiegener Kosten für Rohstoffe und Energie seine Gewinnziele für das Gesamtjahr. Die Aktien reagierten darauf auf Tradegate im vorbörslichen Handel mit minus 1,2 Prozent. Mit der Warnung des Baustoffkonzerns habe man gleichwohl rechnen können, bemerkte ein Börsianer.

Mit Quartalszahlen im Fokus stehen zudem zahlreiche Unternehmen aus dem MDax und SDax , darunter Wacker Chemie und der auf die Halbleiterindustrie ausgerichtete Anlagenbauer Aixtron . Aixtron bleibt nach dem zweiten Quartal optimistisch, die Anteile verteuerten sich auf Tradegate um 1,1 Prozent. Wacker Chemie gewannen rund dreieinhalb Prozent, der Konzern profitierte von einer starken Nachfrage und Preiserhöhungen und erhöhte die Prognose./ajx/jha/

(AWP)