Die Angst der Investoren vor einer Rezession und die Sorge, dass die Notenbanken in ihrem Kampf gegen die rekordhohe Inflation die Wirtschaft zu stark abwürgen könnten, hatte in den vergangenen zwei Handelswochen für enorme Verwerfungen an den Aktien- und Finanzmärkten gesorgt. So hat beispielsweise der Dax seit seinem Zwischenhoch am Pfingstmontag trotz der jüngsten Stabilisierung fast elf Prozent eingebüsst.

Zahlreiche Zentralbanken haben bereits an der Zinsschraube gedreht, teilweise sogar überraschend deutlich. Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt ihren Leitzins mit 0,75 Prozentpunkten so kräftig wie seit fast 30 Jahren nicht mehr angehoben - besonders überrascht hatte die Anleger aber die Anhebung des Leitzinses in der Schweiz um 0,50 Prozentpunkte.

Und es wird nun rund um den Globus mit weiteren Zinsschritten gerechnet. Deshalb dürfte auch in der neuen Börsenwoche der Handel im festen Griff der Inflations- und Rezessionssorgen stecken. Mehr als zwischenzeitige Stabilisierungsversuche im allgemeinem Abwärtstrend erwarten Experten deshalb nicht. So sehen es auch die Marktbeobachter der Credit Suisse: Die Anleger hätten sich zwar mit der Inflationsbekämpfung abgefunden, die Stimmung bleibe allerdings angeschlagen - mit entsprechend hohen Marktschwankungen.

Wenig Impulse sind zu Wochenbeginn von der rar bestückten Konjunkturagenda zu erwarten. Wegen eines Feiertags in den USA bleibt zudem die Wall Street als ein wichtiger Taktgeber für die hiesigen Börsen geschlossen.

Unter den Einzelwerten sollten Anleger die Papiere von Bayer im Blick behalten. Der Konzern hat einen weiteren Erfolg in einem Verfahren errungen, in dem Kläger den Konzern wegen Krebsrisiken des Wirkstoffs Glyphosat verantwortlich machen wollten. Allerdings ist nun die US-Umweltbehörde EPA von einem Berufungsgericht angewiesen worden, die Gesundheitsrisiken von Glyphosat erneut zu überprüfen - diese negative Nachricht könnte den positiven Effekt des Gerichtserfolgs an der Börse wieder zunichtemachen, befürchtete ein Händler am Morgen.

Auch Airbus -Papiere könnten in Bewegung geraten: Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge erwägt die indische Fluggesellschaft Air India zur Erneuerung ihrer Flotte eine Grossbestellung beim europäischen Flugzeugbauer beim US-Rivalen Boeing . Die Inder könnten bis zu 300 Maschinen ordern, hiess es unter Berufung auf informierte Kreise.

In der Dax-Familie kommt es an diesem Montag zudem erneut zum grossen Stühlerücken. Unter anderem steigt nur wenige Monate nach dem Abstieg aus dem Dax der Konsumgüterhersteller Beiersdorf zurück in die erste Börsenliga auf. Dafür steigt - ebenfalls wie erwartet - der Essenslieferdienst Delivery Hero in den MDax ab. Dies kann für Kursbewegungen sorgen, da etwa Fonds, die Indizes real nachbilden (physisch replizierende ETF) entsprechend umschichten und umgewichten müssen./tav/stk

(AWP)