Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag könnten sich die Investoren nun zunächst zurückhalten nach den Turbulenzen der vergangenen Börsentage, die durch den Kollaps mehrerer US-Banken und die Sorge um eine Ausweitung auf den breiteren Sektor verursacht worden waren. Im Moment überwiege auf dem Parkett die Hoffnung, "dass es sich um begrenzte und verkraftbare Einzelfälle handelt", schrieb Börsenkenner Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB ihre zukünftige Geldpolitik einem Finanzmarkt kommuniziert, "der durch die ersten grossen Bankenzusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress steht. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören". Von ihrem Vorhaben, den Leitzins in der Eurozone um weitere 50 Basispunkte zu erhöhen, werde sich die Notenbanken indes wohl nicht abbringen lassen, prognostiziert der Experte. Auch QC-Experte Altmann rechnet fest mit einem weiteren Dreh an der Zinsschraube.

Zunächst aber stehen zur Wochenmitte die Erzeugerpreise in den USA aus dem Februar im Fokus, die als weiterer wichtiger Indikator für die Geldpolitik der US-Notenbank gelten. Der Kollaps in der US-Bankenbranche hatte zuletzt Hoffnungen auf ein gemässigteres Tempo im Zinserhöhungszyklus geweckt. Die Signale der Währungshüter deuteten jedoch zuletzt auf Zinserhöhungen, um dem Preisauftrieb entgegenzuwirken.

Auf Unternehmensseite hierzulande haben die Anleger noch weitere Bilanzen zu verarbeiten - allerdings handelt es sich meist um endgültige Zahlen. BMW verteuerten sich vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss. Der Münchener Autobauer rechnet 2023 mit einem leichten Auslieferungsplus und einer operativen Gewinnmarge von 8 bis 10 Prozent in der Autosparte. Analysten hatten mit etwas weniger als der Mitte der Spanne gerechnet.

Bei der Datenvorlage des Energiekonzern Eon hob ein Händler vor allem den Ausblick hervor: Die Ziele machten "einen starken Eindruck", betonte der Börsianer. Bei Lanxess fielen laut Jefferies-Analyst Chris Counihan die Aussagen des Chemiekonzerns zum Jahr 2023 etwas besser als am Markt erwartet aus. Einige Beobachter verwiesen jedoch auf eine schwache Prognose für das erste Quartal - nach den jüngsten Kursverlusten der Aktie könnten die Anleger hierüber aber womöglich wegsehen, hiess es am Markt.

Zudem dürften noch einige Analystenstudien bewegen. Die Schweizer Bank UBS gab eine Kaufempfehlung für die Lufthansa -Aktie ab. Analyst Jarrod Castle sieht wegen der anhaltenden Erholung des Luftverkehrs höhere Gewinne für die Fluggesellschaft am Horizont. Daneben stehen Encavis im Blick: Die britische HSBC hatte dem Solar- und Windparkbetreiber in einer Ersteinstufung ebenfalls ein Kaufvotum ausgestellt und sieht hohes Kurspotenzial von mehr als einem Drittel./tav/tih

(AWP)