Am Vortag hatte der Dax erstmals seit drei Wochen über der Marke von 15 500 Zählern geschlossen. Damit rückte zuletzt auch das Jahreshoch bei gut 15 706 Punkten von Anfang März näher heran. Nahezu ausgeglichen sind die Verluste seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, die die Bankenprobleme mit ins Rollen gebracht hatte.
Antreiber der jüngsten Erholungswelle waren die Hoffnungen auf eine künftig weniger harte Gangart der Notenbanken. Die anstehenden Inflationsdaten aus der Eurozone sind daher von Bedeutung. Der Markt geht laut den Experten des Bankhauses Metzler von einem deutlichen Rückgang um 1,4 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Es wäre demnach der stärkste Monatsrückgang in der Euro-Historie. Für eine "Jubelarie" ist es Metzler zufolge aber noch viel zu früh, was die tags zuvor veröffentlichten hiesigen Inflationszahlen belegten. "Denn ohne den Faktor Energie hat sich der Preisanstieg in Deutschland sogar noch verstärkt, was den Druck auf die EZB aufrecht erhält."
Auch der MDax der mittelgrossen Börsenwerte gab nach anfänglichen Gewinnen wieder nach und verlor 0,26 Prozent auf 27 388,16 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 trat ähnlich wie der Dax mit minus 0,02 Prozent bei 4284,47 Zählern nahezu auf der Stelle.
Auf Unternehmensseite richtete sich der Fokus der Anleger im Dax derweil auf den Pharma- und Laborausrüster Sartorius . Der Konzern kauft für etwa 2,4 Milliarden Euro über seine Biotechnologie-Tochter den Gentherapie-Spezialisten Polyplus. Die Sartorius-Vorzüge gerieten auf die Nachrichten unter Druck und fielen als Index-Schlusslicht um rund sechs Prozent. So erwägt das Unternehmen zur Finanzierung der Übernahme eine Kapitalerhöhung. Dieser Schritt könnte den Wert des Anteils für die Altaktionäre zunächst schmälern.
Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall landeten hingegen mit 1,2 Prozent Aufschlag auf dem Dax-Spitzenplatz. Offenbar setzten die Anleger auf weiterhin gute Geschäfte des Konzerns, nachdem Vorstandschef Armin Papperger zum Gespräch beim ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj gereist ist. Dem Staatschef zufolge soll die Partnerschaft mit Rheinmetall vertieft werden, um den Bedarf der ukrainischen Streitkräfte zu decken.
Enttäuscht reagierten die Börsianer auf den vorsichtigen Ausblick des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich und schauten damit über die überraschend guten Zahlen für das vergangene Jahr hinweg. Die Papiere verloren am MDax-Ende 9 Prozent und näherten sich der 100-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend. Wegen der hohen Energiekosten kalkuliert der Vorstand damit, dass die operative Marge in diesem Jahr nur im besten Fall das Niveau von 2022 erreicht.
Auch die Jahresprognose des Windkraftanlagenherstellers Nordex konnten die Anleger nicht überzeugen, die Papiere gaben nach einem deutlichen Vortagesplus nun um 4,6 Prozent nach. Der Windkraftanlagen-Hersteller kann auch in diesem Jahr einen operativen Verlust nicht ausschliessen, da eine positive operative Marge nicht garantiert werden kann. Am Markt wurde zuletzt eindeutig mit einem positiven Betriebsergebnis gerechnet. Um Vertrauen am Markt herzustellen, müsse Nordex in diesem Jahr liefern, sagte ein Händler. Generell spreche die breite Zielspanne aber nicht gerade für "grosse Überzeugung".
Ferner profitierten Lufthansa mit einem Kursplus von zwei Prozent von einer Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank . Auch die Experten der Barclays Bank äusserten sich positiv zu der Fluggesellschaft./tav/mis
(AWP)