Nach Gewinne von mehr als 20 Prozent seit dem Tief Ende September und dem Sprung über die Marke von 14 400 Punkten zu Wochenbeginn war die Aufholjagd im Dax zuletzt ins Stottern gekommen. Auch an vielen anderen Weltbörsen stockte die Rally. Börsianer sprechen von einem mittlerweile überkauften Niveau. In den USA mehren sich zudem die Zweifel, dass die US-Notenbank Fed tatsächlich ihr Tempo bei den Zinserhöhungen drosseln könnte - genau diese Hoffnung hatte die Rally an den internationalen Handelsplätzen in den vergangenen Wochen gespeist.

"Fürs Erste ist die Luft raus", umschrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners die Stimmung. Die Börsianer warteten nun auf Impulse. Christian Henke vom Broker IG sprach von einer "Pattsituation". So fehle es auf der einen Seite an Anschlusskäufen, auf der anderen Seite wollten die Investoren aber auch nicht verkaufen. Auf Wochensicht bahnt sich aber immerhin ein Plus von einem Prozent für den deutschen Leitindex an.

Für den MDax der mittelgrossen Werte begann der Freitag indes mit leichten Verlusten, hier stand zuletzt ein leichtes Minus von 0,16 Prozent auf 25 467,84 Punkte zu Buche. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,97 Prozent auf 3915,88 Zähler zu.

Grosse Treiber sind vor dem Wochenende nicht mehr in Sicht, weder auf Konjunktur- noch auf Unternehmensseite. Mangels frischer Nachrichten aus der ohnehin auslaufenden Bilanzsaison konzentrierten sich die Anleger daher am Morgen zunächst auf Analystenstudien.

Im Dax erwischte es dabei die SAP -Papiere. Hier belastete ein gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Underperform" gesenktes Votum der Experten des Analysehauses Jefferies. Die Anteilsscheine rutschten mit mehr als zwei Prozent Abschlag an das Index-Ende. Analyst Charles Brennan sieht durch die strikte Kostenkontrolle, mit der das Management des Softwarekonzerns auf die schwächere Konjunktur reagiere, die Mittelfristziele gefährdet. Auch stört er sich an der hohen Bewertung, die SAP-Aktien zu den teuersten im Sektor mache.

Ebenfalls stark zeigten sich die Versorgerwerte. Hier stützte unter anderem eine positive Studie der Societe Generale für die Eon -Titel - diese kletterten um mehr als zwei Prozent. Konkurrent RWE verteuerte sich minimal stärker. Nach der Verabschiedung einer temporären Sondersteuer auf Übergewinne für Stromerzeuger sehen Analysten für den Konzern eine Unsicherheit beseitigt. Uniper -Anteile verteuerten sich um siebeneinhalb Prozent, die Papiere des angeschlagenen Versorgers schwanken jedoch stark auf nach wie vor niedrigem Kursniveau.

Die tags zuvor bereits stark gelaufenen Papiere des Triebwerksbauers MTU blieben im Schwung und legten um knapp ein Prozent weiter zu. Nach dem am Markt begeistert aufgenommenen Mittelfristausblick erhöhten zahlreiche Analystenhäuser ihre Kursziele. Bei Mercedes-Benz dürften einige Anleger den jüngsten Kursrutscht genutzt haben: Die Anteile am Autobauer kletterten an der Dax-Spitze um 2,4 Prozent.

Im MDax waren Knorr-Bremse gefragt, nachdem die Experten von Oddo BHF zuvor eine Kaufempfehlung abgegeben hatten. Der Hersteller von Bremssystemen dürfte von steigenden Preisen im Lkw-Geschäft profitieren, argumentierte Analystin Delphine Brault. Längerfristig seien ein wachsendes Schienensegment und die Automation die treibenden Kräfte./tav/jha/

(AWP)