"Die Stimmung an den Finanzmärkten bleibt fragil", schrieben am Morgen die Experten der Landesbank Helaba. Die jüngste Erholungsrally hatte den Dax binnen vier Handelstagen von 12 000 Punkten bis in die Nähe der 13 000-Punkte-Marke geführt, in der Spitze war dies ein Anstieg um fast acht Prozent. "In der Zone um 12 900 Punkte ist der Dax allerdings in einen wichtigen Widerstandsbereich gestossen, der nicht so einfach überwunden werden kann", so die Landesbank. Einen neuen Test dieses Bereichs wollen die Experten aber nicht ausschliessen.
Charttechniker sehen in dem jüngsten Anstieg bislang nur eine "Bärenmarkt-Rally", also eine schwungvolle, aber nur vorübergehende Erholung in einem zuvor tief gefallenen Markt. Schliesslich war es dem Dax auch nicht gelungen, die 50-Tage-Linie nachhaltig zu überwinden. Sie gilt als Gradmesser für den mittelfristigen Trend. "Das Muster ähnelt sehr stark dem der beiden Bärenmarkt-Rallys im August und Oktober diesen Jahres", erwähnte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel.
Die Agenda gibt am Donnerstag diverse internationale Wirtschaftsdaten her, darunter der Stimmungsindex aus der US-Region der Philadelphia. Auch die Berichtssaison der Unternehmen beschäftigt die Anleger weiterhin, sowohl in Europa als auch in den USA.
Bereits am Vorabend hatte die Deutsche Börse Quartalszahlen vorgelegt. Ein zunächst positives Fazit bewährte sich aber nicht, die Papiere verloren im Xetra-Handel zwei Prozent an Wert, obwohl der Börsenbetreiber die Erwartungen übertraf und seine Prognose erneut nach oben geschraubt hat. Anleger haben viel Gutes schon vorweggenommen: Die Papiere sind in diesem Jahr der drittgrösste unter lediglich fünf Indexgewinnern im Dax.
Ansonsten waren es vor allem Analystenkommentare, die Einzelwerte bewegten - und dies positiv. Die Aktien von Bechtle etwa zogen um 1,3 Prozent an nach einer Hochstufung durch die Investmentbank Oddo BHF. In Zeiten des konjunkturellen Gegenwinds und massiver Gewinnwarnungen in der Branche erweise sich das Geschäftsmodell des IT-Dienstleisters als relativ widerstandsfähig, hiess es in der Studie. Die Aktie scheine ein sicherer Hafen zu sein.
Einen ähnlichen Status vergeben die Oddo-Experten auch dem Industriedienstleister Bilfinger , dessen Papiere um 3,1 Prozent anzogen wegen einer positiven Erstbewertung. Analystin Virginie Rousseau gibt sich dank der Positionierung bei Themen wie Effizienzsteigerung und Digitalisierung in einer Rezession vergleichsweise optimistisch für das Unternehmen.
Besonders deutlich um fünf Prozent hochgetrieben wurde derweil die Stratec-Aktie nach einer Kaufempfehlung von Hauck & Aufhäuser. Analyst Alexander Galitsa sieht es nach einer Kurskorrektur als nicht gerechtfertigt an, dass die Bewertung des Diagnostikspezialisten im Vergleich zu der Zeit vor Corona wieder im unteren Bereich angekommen ist./tih/stk
(AWP)