Über eine Stunde nach Handelsbeginn verlor der deutsche Leitindex 0,32 Prozent auf 13 211,68 Punkte. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es um 0,45 Prozent auf 26 655,27 Zähler bergab und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,16 Prozent auf 3590,80 Punkte.

In der vergangenen Woche hatte der Dax drei Prozent gewonnen und sich damit weiter von seinem jüngsten Tief seit November 2020 bei 12 390 Punkten abgesetzt. Am US-Aktienmarkt waren dann am Freitag vor allem Technologiewerte nach Enttäuschungen aus dem Internetsektor unter Druck geraten.

Die neue Woche steht ganz im Zeichen der US-Notenbank, wie auch die Experten der Schweizer Bank Credit Suisse betonten. Die Währungshüter der weltgrössten Volkswirtschaft geben am Mittwoch wohl die nächste Leitzinserhöhung bekannt. Zuletzt waren die zwischenzeitlich spürbaren Sorgen vor einer Erhöhung um einen ganzen Prozentpunkt wieder deutlich abgeklungen - erwartet werden von den meisten Experten 0,75 Prozentpunkte.

Steigende Zinsen machten Aktien als Risikopapier "vor allem in geopolitisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten unattraktiver", so Stratege Molnar. Dem entgegenwirken könnten indes "überraschend positive Quartalsberichte von den Unternehmen, da so den Investoren die Bewertungen an der Börse auch in einem Umfeld steigender Zinsen wieder schmackhaft gemacht würden".

Am deutschen Markt standen der überraschende Führungswechsel bei Volkswagen (VW) sowie Quartalsberichte im Fokus. Die Vorzugsaktien des Autobauers und des Grossaktionärs Porsche SE verloren mehr als vier beziehungsweise über dreieinhalb Prozent, womit sie hintere Plätze im Dax belegten. Am Freitag nach Börsenschluss hatte VW mitgeteilt, dass Vorstandschef Herbert Diess Anfang September ausscheidet und von Oliver Blume abgelöst wird, dem Chef der Sportwagentochter Porsche AG.

Bei Analysten stiess der Führungswechsel auf unterschiedliche Reaktionen. Bernstein-Experte Daniel Roeska kritisierte den Zeitpunkt angesichts der anstehenden Herausforderungen als unpassend. Dagegen betonte Jefferies-Analyst Philippe Houchois die Chance, die Unternehmensstrategie zu überdenken und mit einem ebenso versierten wie gut im Konzern verankerten Automanager einen Neustart zu wagen. Er sieht durch die Personalie auch den Zeitplan für den Börsengang der Porsche AG nicht in Gefahr.

Derweil zogen Bechtle-Titel im MDax um knapp dreieinhalb Prozent an, nachdem der IT-Dienstleister trotz Lieferengpässen eine Steigerung des Quartalsgewinns berichtet hatte.

Beim im Nebenwerte-Index SDax gelisteten Mischkonzerns Baywa sorgten Eckdaten für ein Kursplus von 5,3 Prozent. Indexnachbar Atoss Software berichtete für das erste Halbjahr ein weiter kräftiges Umsatzwachstum. Damit ist der Personalplanungs-Softwareanbieter auf einem guten Weg, die Rekordergebnisse aus dem Vorjahr zu toppen. Wegen der Kosten stagnierte allerdings das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf Vorjahresniveau. Die Jahresziele bestätigte das Management. Die Titel verloren 1,3 Prozent.

Ansonsten bewegte Analystenaussagen die Kurse. Die Aktien der Merck KGaA gewannen nach einer positiven Jefferies-Studie 1,2 Prozent, womit sie Dax-Favorit waren. Experte Peter Welford nahm die Beobachtung des Pharma- und Spezialchemiekonzerns mit einer Kaufempfehlung auf. Die Nachhaltigkeit des Wachstums im Life Sciences-Bereich wird seiner Meinung nach nicht angemessen gewürdigt. Welford sieht seine langfristigen Prognosen immer weiter über den Marktkonsens steigen. Auch das Healthcare-Portfolio hält er für unterbewertet, die Sorgen im Electronics-Segment dagegen für übertrieben hoch.

Dagegen büssten Uniper-Papiere als MDax-Schlusslicht rund neun Prozent ein und rutschten auf ein Rekordtief. Die US-Bank JPMorgan stufte sie gleich doppelt ab und rechnet nun mit einer im Sektorvergleich schwachen Kursentwicklung. Das Kursziel strich Analyst Vincent Ayral radikal zusammen von 32,00 auf nun 5,50 Euro. Er begrüsst zwar das Rettungspaket der Bundesregierung für den angeschlagenen Energiekonzern. Kritisch sieht er jedoch die Kapitalerhöhung zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre und die milliardenschwere Pflichtwandel-Anleihe. Die Unsicherheit über die immense Anteilverwässerung für die Altaktionäre bringe weitere negative Dynamik in die Aktien, so Ayral.

Beim Vermögensverwalter DWS mussten die Anteilseigner ein marktkonformes Kursminus von einem halben Prozent verkraften, nachdem Jefferies-Analyst Tom Mills seine Kaufempfehlung gestrichen hatte. Anders als beim kurzzeitigen Kursrückgang im ersten Halbjahr 2020 müssten die traditionellen Vermögensverwalter ihre Gewinnmargen nun in einem inflationären Umfeld verteidigen und gleichzeitig in strategische Wachstumsinitiativen investieren, begründete Mills seine gesenkten Ergebnisschätzungen und Kursziele für die Branche. DWS sei zwar günstig bewertet, doch die Untersuchungen wegen Greenwashing-Vorwürfen gegen die nachhaltigen DWS-Fonds könnten die Kundentreue auf die Probe stellen./gl/mis

(AWP)