Mit dem Schock durch die anhaltend hohe Teuerung in den USA und der Aussicht auf einen gravierenden Schritt der US-Notenbank Fed sind die Inflations- und Zinssorgen der Anleger in dieser Woche wieder grösser geworden. Nach dem deutlichen Rückfall vom Zwischenhoch am Dienstag bei 13 564 Punkten steuert das wichtigste deutsche Börsenbarometer einmal mehr auf einen Wochenverlust zu.

Der MDax der mittelgrossen Werte verlor im frühen Freitagshandel 2,23 Prozent auf 23 910,89 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste 1,6 Prozent ein. Teils positive Konjunkturdaten aus China, wo sich Einzelhandel und Industrie zuletzt unerwartet gut entwickelten, würden damit am Markt kaum honoriert, hiess es von Börsianern. Allerdings blieb die erdölverarbeitende Industrie des grössten Ölimporteurs der Welt unter Druck.

Im weiteren Tagesverlauf könnte es noch einmal wegen des grossen Verfalls zu grösseren Schwankungen kommen. Anleger versuchen oft, die Kurse noch in eine für sie günstige Richtung zu bewegen

Im deutschen Leitindex gab es am Morgen nur Verlierer. Dabei stachen die Papiere der Post mit den grössten Abschlägen hervor. Sie fielen auf ein Tief seit Mitte 2020 und verloren zuletzt mehr als sechs Prozent. Für den Kursrutsch sorgten die schwachen Zahlen und eine zurückgezogene Gewinnprognose des US-Konkurrenten Fedex . Zur Begründung hatten die US-Amerikaner hatten auf das eingetrübte wirtschaftliche Umfeld verwiesen. Die Nachrichten beunruhigen die Börsianer, denn auch die Deutsche Post ist wie die Amerikaner stark im Frachtgeschäft engagiert.

Bewegt zeigten sich auch zahlreiche Immobilienwerte nach grossen Sektorstudien von Goldman Sachs, JPMorgan und Barclays. Die sehr zinsempfindliche Branche steht aktuell wegen der Aussichten auf weiter steigende Zinsen der Notenbanken unter Druck und liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Einzelhändlern um die schwächste Branche des Jahres. Auch am letzten Handelstag der Woche zeigte sich der Sektor europaweit schwach. Hierzulande standen Vonovia , Deutsche Wohnen , LEG & Co nach den teils skeptischen Analystenstimmen allesamt im Minus.

TAG Immobilien jedoch kletterten gegen den Trend an der MDax-Spitze um zweieinhalb Prozent nach oben - Barclays-Experte Sander Bunck hob sein Votum um zwei Stufen auf "Overweight". Die Aktien seien zuletzt den Branchenkollegen hinterhergelaufen und böten eine attraktive Ergebnisrendite, urteilte der Experte.

Aktien des angeschlagenen Versorgers Uniper blieben im Abwärtssog und fielen mit mehr als 15 Prozent auf dem letzten MDax-Platz auf ein weiteres Rekordtief. Chemiewerte wie BASF , K+S und Wacker Chemie fielen ebenfalls mit hohen Verlusten von bis zu sieben Prozent auf - die Branche ist der grösste Gasverbraucher in Deutschland und entsprechend ebenfalls stark von der Energiekrise betroffen.

Auch Anteile am Sportartikelhersteller Adidas setzten nach einer skeptischen Studie durch die Analysten von Cowen ihre Talfahrt fort auf ein weiteres Tief seit 2016. Hier betrug das Minus zuletzt 1,7 Prozent./tav/mis

(AWP)