Weil der Konzern zur Finanzierung des Deals auch eine Kapitalerhöhung in Erwägung zieht, kamen die Nachrichten vor dem Wochenende bei den Anlegern allerdings zunächst gar nicht gut an. Die Vorzugsaktien fielen bis zum Mittag mit einem Abschlag von fast sieben Prozent an das Ende im deutschen Leitindex Dax. Ähnlich hoch waren die Kursverluste der französischen Tochter Stedim Biotech in Paris.
Laut Mitteilung erhält der Mutterkonzern Sartorius zur Finanzierung der Transaktion für eine Übergangsphase einen Brückenkredit von der US-Investmentbank JPMorgan. Die Mittel werden zur Tochter weiter gereicht. Geplant sei, diesen Kredit durch langfristige Finanzinstrumente zu refinanzieren, hiess es weiter. Hierzu könne auch eine Eigenkapital-Komponente auf der Ebene der Stedim gehören, hiess es aus dem Unternehmen auf Anfrage. Zum möglichen Zeitplan gab es keine Informationen.
Eine mögliche Kapitalerhöhung droht, den auf die Aktionäre anfallenden Gewinn zu verwässern. Die Finanzierung solcher grossen Übernahmen durch eine Kapitalerhöhung ist indes nicht unüblich. Wenn das Wachstumskalkül des Managements aufgeht, könnte die Anteilsverwässerung langfristig mehr als wettgemacht werden. Dazu stehen die Chancen gut, denn Sartorius zielt mit seiner Übernahme auf ein wachsendes Segment. Zell- und Gentherapien kommen zunehmend etwa im Kampf gegen Krebs und seltene Krankheiten zum Einsatz und gelten als Hoffnungsträger für viele Patienten. Experten sehen hier in den kommenden Jahren und Jahrzehnten viel Potenzial. Zudem sei Polyplus in seinem Bereich führend, sagte ein Sartorius-Sprecher.
Das französische Unternehmen wächst den Angaben zufolge stark. Für 2023 wird mit einem Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet und mit einer "sehr hohen" Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).
Polyplus mit Sitz in Strassburg beschäftigte zuletzt rund 270 Mitarbeiter und unterhält neben Frankreich Standorte in Belgien, den USA und China. Es entwickelt und produziert wichtige DNA- und RNA-Komponenten für die Herstellung viraler Vektoren, die wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie weiteren neuen medizinischen Therapieverfahren eingesetzt werden.
"Die innovativen Lösungen von Polyplus sind hoch komplementär zu unserem Portfolio, insbesondere mit Blick auf unser Angebot von Zellkulturmedien und kritischen Komponenten für die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien", hiess es von Sartorius.
Der Dax-Konzern übernimmt das französische Unternehmen von Privatinvestoren, zu denen die Beteiligungsgesellschaften Archimed und die WP GG Holdings IV B.V. von Warburg Pincus gehören. Die Übernahme steht wie üblich noch unter dem Vorbehalt der Regulierungsbehörden. Deren Genehmigung vorausgesetzt, peilt Sartorius den Abschluss des Zukaufs für das dritte Quartal an./tav/mis/stk
(AWP)