Eine Hypothek mit zehn Jahren Laufzeit bekommt man, unter Top-Bedingungen versteht sich, heute zu einem Zinssatz von 0,47 Prozent. Bei fünf Jahren Laufzeit gibt das Vergleichsportal Hypotheke.ch 0,3 Prozent an. Wer einen Libor-basierten Kredit sucht, findet ihn für 0,46 Prozent.

Aber auch jene, die die nicht ganz die Top-Anforderungen der Hypothekenfinanzier erfüllen, können mit etwas Geschick einen attraktiven Zins für ihre Wohnfinanzierung herausholen. Der günstigste offizielle Zins für eine Zehn-Jahres-Hypothek steht derzeit bei 0,8 Prozent. Wer gut verhandelt, kommt darunter. 

Nachdem zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Coronaviruskrise die Geldschleusen der Zentralbanken noch weiter geöffnet wurden, wird das Zinsniveau wohl für längere Zeit tief bleiben. Doch auch der Markt wird für noch attraktivere Zinsen sorgen.

Die Digitalisierung baut eine Brücke

Der Schweizer Hypothekenmarkt ist riesig. Das Volumen beträgt 1,1 Billionen Franken, das jährliche Wachstum liegt von Krisen unbeeindruckt zwischen 3 und 5 Prozent. Von diesem Kuchen wollen viele Anbieter ein Stück, und auch das ist zum Vorteil der Kunden.

Neben Banken und Versicherungen haben in den vergangenen Jahren Pensionskassen als Hypothekaranbieter an Bedeutung gewonnen. Diese bieten oft besonders günstige Zinsen an. Unter den Top Ten der offiziellen Angebote, wie Hypotheke.ch sie auflistet, rangieren fünf Pensionskassen.

Top Ten der offiziellen Hypothekarzinsen der Anbieter

AnbieterFesthypothek
10 Jahre Laufzeit
AnbieterFesthypothek
Zehn Jahre Laufzeit
sgpk St. Galler
Pensionskasse
0,8 ProzentPensionskasse Post0,85 Prozent
Zurich0,84 Prozenthypoclick0,858 Prozent
Axa0,85 ProzentHomegate0,86 Prozent
BVK0,85 ProzentAPK Aargauische
Pensionskasse
0,87 Prozent
Pensionskasse Bühler0,85 Prozente-Hypo0,87 Prozent

Daten: Hypotheke.ch / Stand: 25. August 2020 / Bei den Zinsen haltet es sich um so genannte Schaufensterpreise, also die offiziellen Angebote auf der Internetseite.

Das Interesse der Vorsorgeeinrichtungen ist klar: Statt die Versichertengelder in schwach oder negativ rentierende Anleihen zu investieren, vergeben sie lieber Hypotheken, die ihnen Zins einbringen. Weil ihre Vermögenswerte langfristig angelegt sind, haben sie den Banken gegenüber bestimmte Vorteile bei der Refinanzierung über die Bilanz: Sie müssen beispielsweise weniger für Absicherungen aufwenden. Dies kommt letztlich den Kunden zugute. Dafür pochen Pensionskassen in aller Regel auf eine besonders gute Bonität und Eigenmittelausstattung bei den Kunden: Pensionskassen sind deshalb nur für etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Hypothekarnehmer eine mögliche Adresse.

Die günstigeren Anbieter wie Pensionskassen sind aber auch deswegen auf dem Vormarsch, weil die Digitalisierung ihnen eine Brücke baut. Denn auch Vergleichsplattformen und Online-Hypotheken gewinnen an Bedeutung. Über Vergleichs- und Onlinedienste können sich auch kleinere Anbieter wie eben die Pensionskassen besser und schneller am Markt etablieren. Pensionskassen, die Hypotheken bisher nur ihren eigenen Versicherten angeboten haben, winkt hier die Chance, ihren Markt zu vergrössern.

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Die Digitalisierung im Hypothekenmarkt verläuft noch eher langsam. In der Schweiz tickt man in Bankfragen bekanntermassen weitgehend traditionell. Und ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu finanzieren ist eine ernste Sache. Bei den laufend steigenden Preisen für Schweizer Eigenheime geht es fast immer um hohe Summen. Für den Grossteil der Hypothekarkundinnen und -kunden in der Schweiz will ein Hauskauf ausgiebig mit dem Kreditgeber besprochen sein. Dafür wendet man sich gerne an die Bank des Vertrauens, auch wenn diese nicht zwingend den attraktivsten Zins anbietet.

Deswegen besteht eine Skepsis gegenüber Online-Hypotheken weiter. Eine Hypothek aufnehmen ist psychologisch betrachtet etwas anderes als Online-Shopping für Kleider oder Konsumelektronik. Im Prinzip funktioniert es aber ähnlich: Der Kredit wird letztlich per Mausklick abgeschlossen. Im Moment werden nur 3,1 Prozent aller Hypotheken online abgeschlossen, aber der Markt wächst.

Die Lebensgewohnheiten ändern sich. Laut der Plattform Moneypark nutzt heute einer von zehn Hypothekarkunden in der Schweiz einen Vermittler. Die Helvetia-Tochter Moneypark selbst ist Marktführer bei der Hypothekenvermittlung.

Zu den wichtigsten Anbietern gehören auch Financescout24, Hypotheke.ch und Hypoplus, aber auch Valuu von Postfinance sowie die neu aufgezogene Plattform Key4 von der UBS. Die UBS wird auch nicht die letzte Bank sein, die auf diesen Kanal setzt. Dem Vernehmen nach baut auch Raiffeisen an einer solchen Plattform, weitere Banken werden folgen. 

Situation arbeitet für Kunden

Dass immer noch 70 Prozent sich bei ihrer Hausbank persönlich beraten lassen, hat einige Gründe: Neben einer mentalitätsbedingt höheren Vorsicht bei umfangreichen Geldgeschäften mag es auch daran liegen, dass die Hausbank einen Hypothekarkredit und anderen Bank- oder Vorsorgedienstleistungen im Paket günstiger anbietet – so genanntes "Cross-Selling".

Dazu kommt: Viele Bankkunden gehen zu einer regionalen Bank, mit der sie sich persönlich verbunden fühlen. Es ist auch nach wie vor so, dass nicht alle Arten von Hypotheken online abgeschlossen werden können, etwa bei verschiedenen Laufzeiten.

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Doch solche Hürden werden langsam abgebaut, währenddem die Datenverfügbarkeit besser und so die Vergleichbarkeit immer höher wird. Die Immobilienpreise selbst steigen zwar zum Leidwesen vieler weiter: Auf lange Sicht aber arbeiten zumindest tiefe Zinsen, grössere Konkurrenz unter den Anbietern und vor allem die Digitalisierung zugunsten der Hypothekarnehmer.