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Egal ob die drohende Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank, die beinahe täglich eintreffenden Schreckensmeldungen aus China oder die stagnierenden Unternehmensgewinne dies- und jenseits des Atlantiks: Die Hiobsbotschaften reissen nicht ab.

Von den ausufernden Studentendarlehen und Fahrzeugkrediten in Übersee, der rekordhohen Staatsverschuldung führender Wirtschaftsnationen und der immer grösser werdenden Last fauler Kredite bei den europäischen Banken gar nicht erst zu sprechen.

Dennoch befinden sich die Aktienmärkte in Champagnerlaune. Die Stimmung unter den Marktakteuren ist ausgelassen, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) schon für Dezember in Aussicht gestellten Geldschwemme sei Dank.

Eigentlich müssten die milliardenschweren Wertpapierkäufe den Glauben an die Werthaltigkeit des Papiergeldes arg erschüttern. Denn ganz offensichtlich werden damit nichts anderes als die teils horrenden Staatsschulden mit der Notenpresse finanziert. Auch die Negativzinsen - mittlerweile kommen sogar südeuropäische Staaten wie Italien oder Spanien in den Genuss davon - entbehren jeglichen gesunden Wirtschaftsverständnisses. Es kann nicht sein, dass der Schuldner vom Gläubiger noch bezahlt wird, damit dieser sein Geld entgegennimmt.

Die Zeche werden weder die heutigen Politiker, noch die Notenbankverantwortlichen, sondern zukünftige Generationen begleichen müssen. Problematisch wird es, wenn der Bürger auf der Strasse tatsächlich den Glauben an die Werthaltigkeit des Papiergeldes verliert. Noch schenkt er allerdings blind den offiziellen Teuerungsstatistiken Glauben. Dass seine Lebenshaltungskosten langsam aber sicher aus dem Ruder laufen, hat der Bürger noch nicht realisiert.

Man kann den Akteuren an den Aktienmärkten ihre Sorglosigkeit nicht übelnehmen. Die Zentralbanken werden es schon richten, so sind sich auch die Banken und ihre Anlagestrategen sicher.

Einzig der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Experte befürchtet, dass die europäischen Börsen über die kommenden Wochen in altes Fahrwasser geraten werden. Seine unmissverständliche Botschaft lautet deshalb: Aktien erhält man noch einmal günstiger als heute.

Mit dieser Meinung schwimmt der Stratege gegen den Strom. Dasselbe gilt für seine Kritik an die Adresse der US-Notenbank. Dieser wirft der Experte vor, dass sie sich zu stark an der Börsenentwicklung orientiere und die erste Leitzinserhöhung seit Ausbruch der Finanzkrise zu sehr hinauszögere.

Darf man dem Strategen Glauben schenken, dann wird die US-Notenbank im Dezember endlich "Nägel mit Köpfen" machen. Im Vorfeld davon rechnet er mit rückläufigen Aktienkursen. Von einem grösseren Rückschlag geht der Experte allerdings nicht aus. Ganz im Gegenteil: Sollte der amerikanische S&P-500-Index nachhaltig über die Schlüsselzone von 2080 bis 2100 Punkten zurückfinden, hält er rund um den Globus sogar eine Fortsetzung der jüngsten Erholung an den Aktienmärkten für möglich.

An dieser Stelle möchte ich meinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten, was der Stratege zu den jüngsten Entwicklungen innerhalb Europas zu sagen hat. Liegt er mit seiner Annahme richtig, ist die Schlüsselposition Deutschlands nicht nur in politischer, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht in Gefahr. Mit anderen Worten: Andere europäische Länder könnten unser nördliches Nachbarland in Sachen Wirtschaftswachstum schon bald ablösen.

In Erwartung eines Ausbaus der Wertpapierkäufe durch die EZB ist der Nährboden für eine Jahresendrallye geradezu ideal. Allerdings sehe ich die Geldpolitik führender Zentralbanken immer mehr an ihre Grenzen stossen. Ich frage mich, was wäre, wenn Aussagen wie "wir werden alles in unserer Macht stehende tun" der Börse eines Tages nicht mehr reichen!

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Schon seit Tagen klettern die Namenaktien von Swiss Re von einem Mehrjahreshoch zum nächsten. Das macht den Rückversicherungskonzern zum Exoten unter den im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmen.

Bei den meisten Aktienanalysten dürfte sich die Freude jedoch in Grenzen halten. Denn nur die wenigsten empfehlen die dividendenstarken Valoren von Swiss Re zum Kauf und schon gar nicht mit einem dreistelligen Kursziel.

Ebenfalls ein Exot ist daher der für Morgan Stanley tätige Experte. Er traut den mit "Overweight" eingestuften Aktien neuerdings einen Vorstoss auf 105,60 (97,20) Franken zu. Das breit abgestützte Geschäftsmodell und die Wachstumsmöglichkeiten ausserhalb des Nichtleben-Geschäfts würden die Papiere zu einer Schlüsselkaufempfehlung für das Börsenjahr 2016 machen, so schreibt der Autor einer mir zugespielten Unternehmensstudie.

Fantasie geht dem Experten zufolge auch vom reichlich vorhandenen Überschusskapital aus. Dieses beziffert er auf rund 2,7 Milliarden Dollar. Deshalb sieht er nicht nur Raum für eine noch grosszügigere Dividendenpolitik, sondern auch für eine Aufstockung des in diesen Tagen angelaufenen Aktienrückkaufprogramms.

Ich fühle mich durch die vorliegende Unternehmensstudie in meiner positiven Haltung bestärkt (siehe die Kolumne von gestern). Das nicht zuletzt auch deshalb, weil der Autor die Aktien von Swiss Re unter Umständen sogar auf 132,50 Franken klettern sieht. Als an attraktiv hohen Dividenden interessierter Anleger kommt man schlichtweg nicht um diese Papiere herum.
 

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