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Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen nur zu gut, was ich von der "Politik des billigen Geldes" und ihren verheerenden Folgen halte. Ursprünglich zur Linderung der Nachwirkungen der Finanzkrise gedacht - und dazu, der Politik und Wirtschaft Zeit zu erkaufen - haben es die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen in den letzten Jahren völlig verschlafen, ihre Geldpolitik einer Normalisierung zuzuführen.

Das rächt sich nun, steht doch der nächste Wirtschaftsabschwung vor der Tür. Das Finanzsystem im billigen Geld zu ertränken linderte zwar die Symptome. Die Probleme sind allerdings dieselben und schwelen munter vor sich hin.

Über die verheerenden Folgen - sei es nun für die Altersvorsorge oder die wirtschaftlichen Wachstumsaussichten - habe ich mich an dieser Stelle vor gut einer Woche ausgelassen.

Nun äussert sich auch Christopher Potts von Kepler Cheuvreux zu Wort. Wie üblich nimmt der bekannte Aktienstratege kein Blatt vor den Mund. Seines Erachtens haben sich die Zentralbanken nicht nur in eine ziemlich ungemütliche, sondern gar in eine aussichtslose Lage hineinmanövriert. Für ihn besteht kein Zweifel: Die Zentralbanken haben völlig die Kontrolle verloren.

Denn anders als bisher steuert nicht länger die Geldpolitik die Finanzmärkte. Vielmehr ist die Geldpolitik durch den verheerenden Zinsrutsch der letzten Wochen und Monate ins Hintertreffen geraten. Die muss nun liefern, was die Finanzmärkte ihr vorgibt. Ansonsten drohen Enttäuschungen. Das Ganze hat beinahe schon anarchistische Züge. Der verheerende Zinsrutsch verlieh jüngst sogar Spekulationen Auftrieb, wonach die Schweizerische Nationalbank schon bald im grossen Stil aus Anleihen in Aktien umschichten werde.

Potts sieht die Zentralbanken in den nächsten Wochen mit den altbewährten Zutaten anrichten: Mit Nullzinspolitik, Negativzinspolitik sowie der gewohnten Mischung von quantitativen Lockerungsmassnahmen.

Folglich sieht der Aktienstratege weder vom Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) vom morgigen Donnerstag noch vom Treffen des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank von nächster Woche positive Impulse für die Aktienkurse ausgehen.

Interessant ist, dass Potts noch von weiteren verheerenden Folgen der "Politik des billigen Geldes" auf die Realwirtschaft zu berichten weiss. Zum einen werden Anleger an den Anleihenmärkten nicht mehr länger für höhere Risiken entlohnt, zum anderen wirft er den Zentralbanken eine Subventionierung grosser Unternehmen mittels negativer Zinsen vor.

In einem Punkt widerspricht sich der bekannte Aktienstratege allerdings. Während er nebst einer hohen Barmittelquote von 10 Prozent zu Aktien aus den weitestgehend von der Konjunktur unabhängigen Wirtschaftszweigen Nahrungsmittel und Pharma rät, räumt er dem Schweizer Aktienmarkt gerade mal eine neutrale Gewichtung in den Aktienportfolios ein...

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Grosse Aktienmarktakteure suchen vermehrt wieder das Risiko - auch das eine Folge der anstehenden geldpolitischen Entscheide. Eigentlich müsste das auch den Aktien von Meyer Burger Auftrieb verleihen. Am Montag kam es denn auch zu einem kurzen Aufbäumen - Deckungskäufen sowie einem angeblich abgeschlossenen grösseren Verkaufsauftrag sei Dank. Letzteres geht übrigens mit Spekulationen einher, wonach einer der zehn grössten Aktionäre kürzlich das Handtuch geworfen habe.

Doch die Freude darüber hielt nur kurz. Schon am gestrigen Dienstag krankten die Papiere des Solarzulieferers aus dem bernischen Gwatt wieder an einer zermürbenden Kursschwäche. Und das erst noch bei stark anschwellenden Handelsaktivitäten.

In den letzten Tagen gerieten die Aktien von Meyer Burger immer wieder unter Verkaufsdruck (Quelle: www.cash.ch)

Es wäre nicht die erste Kursschwäche, die bei Meyer Burger negative Neuigkeiten ankündigen würde. Im Zentrum könnte diesmal gar die Mitte August unterzeichnete Vereinbarung über eine strategische Zusammenarbeit mit dem Grosskunden REC stehen. Noch sind die finanziellen Eckpunkte dieser Zusammenarbeit nämlich nicht öffentlich bekannt - und weder die Frage nach der Höhe der zukünftigen Gewinnbeteiligung beantwortet, noch jene, ob sich auch der Solarzulieferer aus Gwatt an den Vorabinvestitionen beteiligen muss. Dieses Informationsvakuum sorgt verständlicherweise für Verunsicherung - und bietet ausländischen Leerverkäufer den Nährboden, den sie für ihre Baissespekulationen benötigen.

Ich kann deshalb nur allzugut nachvollziehen, wenn die Aktionärsgruppe um die Beteiligungsgesellschaft Sentis Capital des russischstämmigen Peter Kondrashev unter anderem eine bessere Corporate Governance fordert.

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