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Bisher sind es bloss Gespräche. Dennoch zeichnet sich ab, dass sich der japanische Technologiegigant Softbank mit umgerechnet gut 10 Milliarden Franken bei Swiss Re einkaufen könnte. Es seien Fortschritte erzielt worden, so heisst es.

Unabhängig davon, ob und wie sich Softbank am traditionsreichen Rückversicherungsurgestein aus Zürich beteiligen wird, scheint jemand ein grösseres Aktienpaket zu schnüren. Darauf lassen zumindest die ausserbörslichen Blocktransaktionen der letzten Tage schliessen.

Gestern Mittwoch wechselten mehr als 1,3 Millionen Aktien in mehreren Blöcken die Hand, nachdem am Tag zuvor ausserbörslich immerhin fast eine Million Aktien umgingen.

Wer der mysteriöse Käufer sein könnte, darüber lässt sich bloss mutmassen. Womöglich rufen die Berichte über angebliche Verhandlungsfortschritte finanzkräftige Trittbettfahrer auf den Plan. Für sie steht bereits heute fest: Richtet sich Softbank mit einem Angebot an die Publikumsaktionäre, lassen sich die Titel mit einem schönen Kursgewinn andienen.

Dank ausserbörslichen Käufen notieren die Swiss-Re-Aktien auf dem höchsten Stand seit Januar 2017 (Quelle: www.cash.ch)

Wenn sich diese Trittbrettfahrer da mal bloss nicht verspekulieren. Denn wie die Commerzbank in einem Kommentar richtigerweise schreibt, kann Swiss Re 98 Millionen Aktien schaffen. Und das, ohne die Aktionäre um ihre Zustimmung bitten zu müssen.

Denkbar ist auch, dass sich Softbank mittels einer Liquiditätsspritze direkt bei einer Tochter des Rückversicherungskonzerns einkauft - nach dem Vorbild der ebenfalls in Japan beheimateten Versicherungsgruppe MS&AD ins Geschäftssegment für geschlossene Lebensversicherungsbestände.

Wie dem auch immer sein möge, ich bleibe bei meiner Behauptung, das sich Softbank mit einer strategischen Beteiligung an Swiss Re vor allem eines sichern will: einen sprudelnden Ertragsquell.

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Es wurde in den letzten Wochen viel über Clariant und den neuen Ankeraktionär der Baselbieter, die saudische Sabic, geschrieben. Nicht ohne Grund: Der Kontrollstreit, in den der Spezialitätenchemiehersteller über lange Monate verstrickt war, würde Stoff für einen Wirtschaftskrimi liefern - mit einem überraschenden Happy-End für Konzernchef Hariolf Kottmann und seine Gefolgsleute.

Auch ich liess es mir nicht nehmen, ausführlich über die jeweiligen Wendungen zu berichten. Denn Information und Desinformation spielten sich - wie bei solchen Machtkämpfen üblich - gegenseitig in die Hände (siehe "Kaufen Saudis auch zweigrössten Clariant-Aktionär aus?" vom 30. Januar, "Mit steigenden Kursen werden wieder Börsengerüchte laut" vom 15. Februar oder "Setzt Clariant ein wichtiges Zeichen?" vom 19. Februar).

Nun bietet ein Bericht von Reuters neuen Spekulationen Nährboden. Reportern der Nachrichtenagentur in Saudi-Arabien zufolge hat sich der Ankeraktionär Sabic einen 3 Milliarden Dollar schweren Überbrückungskredit gesichert.

Gerade weil der Chemiekonzern ursprünglich durchblicken liess, den Paketkauf ohne die Hilfe von Banken abwickeln zu wollen, lässt der Bericht tief blicken.

Sollte der Paketkauf nämlich vollständig fremdfinanziert worden sein, liesse sich das umgerechnet auf gut 31 Franken je Aktie schliessen, die dem oppositionellen früheren Aktionär White Tale zugeflossen sein dürften.

Seit dem Ausstieg von White Tale ziehen sich die Trittbrettfahrer aus den Clariant-Aktien zurück (Quelle: www.cash.ch)

Allerdings kann der Überbrückungskredit auch dahingehend interpretiert werden, dass Sabic die Beteiligung weiter ausbauen will. Falls ja, müsste sich der Ankeraktionär - er hält 24,99 Prozent der Stimmen - spätestens mit dem Überschreiten des Schwellenwerts von 25 Prozent als Käufer von Aktien zu erkennen geben.

Auch wenn die Puzzleteile bei Clariant noch kein Gesamtbild der Situation geben, so lassen sie sich wenigsten nach und nach zusammensetzen...

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