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Wenn am Aktienmarkt Käufer und Verkäufer aufeinandertreffen, sind harte Fakten meist nur von untergeordneter Bedeutung. Was zählt, ist vielmehr die Erwartungshaltung der Marktakteure.

Manchmal reichen Worte aus, um die Erwartungen in die gewünschte Richtung zu bewegen. Für gewöhnlich müssen auf Worte aber irgendwann auch Taten folgen. Dessen ist man sich auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bewusst. Sie liess jüngst nämlich keine Zweifel offen: Im Dezember, also schon in wenigen Wochen, sollen die Liquiditätsschleusen abermals geöffnet werden.

Wie das aussehen soll, darüber hüllt sich Notenbankchef Mario Draghi allerdings noch in Schweigen. Wie aus unseren Nachbarländern zu hören ist, gilt selbst eine Ausweitung der milliardenschweren Wertpapierkäufe auf europäische Aktien nicht mehr länger als ein Tabu.

Von allen Lösungsvorschlägen scheint jener, die strukturellen Probleme Europas im Geld zu ertränken, der einfachste. Über die Folgen macht man sich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Gedanken - weder am Hauptsitz der EZB in Frankfurt am Main, noch an den Aktienmärkten.

Trunken von der Aussicht auf eine weitere Geldschwemme haben Anleger ihre Lust auf Aktien wiederentdeckt. So entfalten die Worte des werten Herr Draghi bislang auch ohne Taten den gewünschten Effekt.

Alleine seit Anfang Oktober hat der breit gefasste Stoxx Europe 600 Index um mehr als 9 Prozent zugelegt. Im Windschatten davon pirschte sich selbst der Swiss Performance Index (SPI) bis auf wenige Prozentpunkte an seine bisherige Bestmarke von Anfang August heran.

Für die ersten zehn Monate errechnet sich beim Börsenbarometer ein Plus von 2,98 Prozent. Meine im letzten Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2015 (siehe Kolumne vom 29. Dezember) gewannen in dieser Zeitspanne durchschnittlich 3,11 Prozent.

Noch offene Transaktionen

SMI-Titel Einstandskurs
Adecco N (VN 1213860) 72,00 Franken
Nestlé N (VN 3886335) 73,05 Franken
SGS N (VN 249745) 2052,00 Franken
Swiss Re N (VN 12688156) 84,60 Franken
SPI-Titel  
Basilea N (VN 1143244) 92,25 Franken
DKSH N (VN 12667353) 76,90 Franken
Logitech N (VN 2575132) 12,65 Franken
OC Oerlikon N (VN 81682) 11,55 Franken
SFS Group N (VN 23922930) 68,86 Franken
Santhera N (VN 2714864) 94,45 Franken


Schuld für diese ziemlich ernüchternde Bilanz haben zwei Firmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus den Schwellenländern. Eine davon ist das Geschäftsdienstleistungsunternehmen DKSH. Dieses sah sich erst kürzlich zu einer Reduktion des Ausblicks gezwungen, was den Aktien ziemlich zusetzte. Mit einem Minus von 20,2 Prozent wird DKSH der zweifelhafte Ruf des Schlusslichts unter meinen Favoriten zuteil.

Allerdings bleiben die längerfristigen Aussichten gut. Drei der vier Geschäftsfelder wachsen noch immer kräftig. Ausserdem waren die Aktien seit dem Börsengang im Jahr 2012 noch nie so günstig zu haben wie heute. Ich bleibe deshalb bei meiner positiven Einschätzung der Papiere.

Ähnlich verhält es sich mit den Aktien von Lafarge-Holcim. Unter Berücksichtigung der Bar- und Stockdividende schlagen diese seit Jahresbeginn mit einem Kursrückgang um 16,3 Prozent zu Buche.

Anleger müssen sich noch bis Ende November in Geduld üben. Erst dann wird der durch den Zusammenschluss von Lafarge und Holcim entstandene Weltmarktführer auf dem Gebiet von Zement den Zahlenkranz für das dritte Quartal vorlegen. Die Probleme in den Schwellenländern lassen eine weitere Ergebnisenttäuschung erahnen.

In Erwartung einer solchen nehme ich mit dem heutigen Tag den Verlust von mittlerweile noch 14,3 Prozent mit. Rückblickend erwies sich die Hoffnung auf eine in Zukunft deutlich grosszügigere Dividendenpolitik als voreilig.

Abgeschlossene Transaktionen

Titel Gewinn/Verlust
Swatch Group N (VN 1225514) -3,6 Prozent
Molecular Partners N (VN 25637909) +32,0 Prozent
Forbo N (VN 354151) +20,4 Prozent
Swissquote N (VN 1067586) +6,9 Prozent
Credit Suisse N (VN 1213853) +1,0 Prozent
Micronas N (VN 1233742) -0,5 Prozent
Meyer Burger N (VN 10850379) -4,8 Prozent
Transocean N (VN 4826551) -7,4 Prozent
Lafarge-Holcim N (VN 1221405) -14,3 Prozent


Freude bereiten hingegen die Valoren von Swiss Re. Die grosszügige Ausschüttung von Ende April berücksichtigt, errechnet sich seit Ende Dezember ein ansehnliches Plus von 17,2 Prozent. Schon heute dürfte klar sein, dass auch 2015 als ein von grösseren Naturkatastrophen verschontes Jahr in die Geschichte eingehen wird.

Einer weiteren Sonderdividende oder dem Ausbau des in diesen Tagen anlaufenden Aktienrückkaufprogramms steht damit nichts mehr im Weg. Selbst auf dem aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau erachte ich diese Aktien als kaufenswert.

Höhere Kurse erwarte ich auch bei den Papieren von Logitech. Die Geschäftsentwicklung des in Lausanne beheimateten Peripheriegeräteherstellers hat die Talsohle schon vor Jahren durchschritten. Dennoch liess sich mit den Aktien in den vergangenen Monaten kaum Geld verdienen.

Ein Sprung über den charttechnischen Schwellenwert bei 15,50 Franken spräche für einen raschen Vorstoss in die Region von 18 bis 20 Franken. Nicht zuletzt auch deshalb, weil gerade im angelsächsischen Raum noch immer umfangreiche Wetten gegen Logitech laufen.

Aus aktuellem Anlass möchte ich an dieser Stelle auch gleich noch auf Adecco zu sprechen kommen. Nachdem sich im zurückliegenden dritten Quartal nicht die erhoffte Wachstumsbelebung eingestellt hat, sieht sich der Westschweizer Stellenvermittler zu einer Reduktion seines Margenziels veranlasst.

Gleichzeitig reissen ausserordentliche Wertberichtigungen in dreistelliger Millionenhöhe ein Loch in den Zahlenkranz. Meines Erachtens ist diese Flurbereinigung durch den neuen Firmenchef aus Sicht der Aktionäre zwar zu begrüssen. Dass die Papiere heute mit einem Minus von knapp 9 Prozent abgestraft werden, spricht allerdings eine Sprache für sich. Mutigen Anlegern bieten sich vermutlich schon bald Einstiegsgelegenheiten. Ein paar Tage braucht es wohl, bis "Gras über die Sache" gewachsen ist.
 

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